Gelsenkirchen. Muss Schalke bald schon wieder den Trainer wechseln? Dimitrios Grammozis, das steht, sollte S04 schnell zu überzeugenden Erfolgen führen.
Ganz genau verfolgt hatte Rouven Schröder, Sportdirektor des Zweitligisten FC Schalke 04, was Trainer Dimitrios Grammozis bei der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf (Samstag, 20.30 Uhr/Sky und Sport 1) gesagt hatte. Als Schröder etwa 90 Minuten nach Ende der Konferenz in einer kleinen Medienrunde Fragen beantwortete, ging er häufig auf das ein, was Grammozis kurz zuvor gesagt hatte. Was Schröder aber nicht tat: Sich ohne auch nur einen Zweifel zuzulassen für den Trainer einsetzen.
Die Frage nach einer Job-Garantie für Grammozis umschiffte Schröder, indem er sie nicht direkt beantwortete: "Müssen wir schon nach dem vierten Spieltag über Job-Garantien sprechen? Dazu möchte ich mich nicht äußern. Den Gedanken habe ich gar nicht." Gegenwärtig hat er diesen Gedanken nicht, doch auf Schalke kann sich das schnell ändern, gerade bei einem negativen Ergebnis gegen die Fortuna.
Schröder über Grammozis: "So wünscht man sich einen Schalke-Trainer"
Schröders Forderung ist eindeutig: "Ich erlebe Dimi sehr fokussiert, sehr klar, sehr kämpferisch. Und das wünscht man sich von einem Schalke-Trainer. Wir werden alles versuchen, am Samstag ein besseres Heimspiel hinzulegen, auch von der Außendarstellung - denn wir wollen geschlossen auftreten."
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Noch steht Schröder zum Trainer - einen Trainer, mit dem er nicht unbedingt in die Saison gehen wollte. Noch kurz vor Beginn der Vorbereitung hatte der Sportchef bei Steffen Baumgart nachgefragt. Eine Verpflichtung von Baumgart hatten einige Aufsichtsratsmitglieder ohnehin immer favorisiert. Doch der Ex-Paderborner entschied sich für einen Wechsel zum 1. FC Köln.
So richtig überzeugt - und das ist ein Teil des Problems - ist auf Schalke keiner von Grammozis: Schröder nicht, der Aufsichtsrat nicht - und große Teile der Fans schon gar nicht. Die Bilanz des 43-jährigen Trainers ist ligenübergreifend ein Desaster. Aus 15 Punktspielen holte er nur elf Punkte, das ist ein Schnitt von 0,73. Das Torverhältnis beträgt 15:33. Vier Partien verlor Schalke mit mindestens drei Toren Unterschied.
Schröder und Knäbel kreideten Grammozis die schwachen Leistungen in den elf Spielen der Abstiegssaison nicht an. Sie nahmen dafür die Profis in die Pflicht. Nun ist das anders. Es ist noch keine Entwicklung zu erkennen, in der taktischen Einstellung sowie bei Ein- und Auswechslungen offenbart der Trainer Mängel. Und nicht alles, was Grammozis sagt, ist gut durchdacht.
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Nach dem 1:4-Desaster bei Jahn Regensburg sprach Grammozis zum Beispiel von einer "zusammengewürfelten Mannschaft". "Ich wollte niemanden schlecht aussehen lassen oder zu nahe treten. Ich wollte damit ausdrücken, dass wir eine neu zusammengestellte Mannschaft sind, die sich finden muss. Der Begriff war vielleicht nicht glücklich gewählt. Ich bin mit dem Kader sehr zufrieden", sagte Grammozis.
Noch ein Beispiel für eine unglückliche Aussage: Am Donnerstag sprach er davon, die schwache Leistung in Regensburg sei keine Frage der Einstellung. Es habe einfach nur "der Biss gefehlt". Biss und Einstellung sind aber nicht so weit voneinander entfernt. "Einstellung würde bedeuten, dass die Spieler erst gar nicht in den Räumen wären, in denen sie sich bewegen müssen", lautete Grammozis' Definition. In diesem Punkt verteidigt Schröder den Trainer: "Ich kann nicht ansatzweise erkennen, dass die Einstellung nicht stimmt."
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Trio sprach alle Schalke-Transfers ab
Sein Verhältnis zu Schröder und Sportvorstand Peter Knäbel sei nach wie vor "sehr gut", sagte er auf Rückfrage dieser Redaktion. Das Trio kommuniziere täglich. In alle Transfers war der Trainer eingebunden. Aber auch er kennt das Geschäft. "Ich weiß selbst, dass - wenn die Ergebnisse nicht gut sind - eine Stimmung aufkommt, die nicht schön ist für unsere Seite. Damit kann ich aber leben. Wichtig ist, dass ich fokussiert bin, konzentriert und Bock habe, mit der Mannschaft zu arbeiten. Alles andere blende ich aus", sagt Grammozis. Noch so eine Aussage, die danach klingt, als bekäme der Trainer nicht mehr ewig Zeit, um den Trend umzukehren.
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Schröder jedenfalls will ganz schnell Ergebnisse sehen: "Wir sind ambitioniert und hungrig auf Erfolg. Wir müssen die Dinge schnellstmöglich umsetzen. Keiner möchte auf Schalke sagen, wir gucken mal in drei, vier Wochen, dass es läuft." Ein wenig mehr Geduld wünscht sich hingegen Grammozis, der sagt, dass sein Team in der Länderspielpause, die nach dem Düsseldorf-Spiel beginnt, noch einen gewaltigen Schritt nach vorn machen könne.
Muss Grammozis also bald gehen?
Ein überzeugender Sieg gegen die Fortuna wäre für den Trainer sehr hilfreich. Sollte Schalke ähnlich untergehen wie in Regensburg, könnte es für ihn sehr schnell ungemütlich werden - sowohl im Stadion als auch danach in den Gesprächen mit den Bossen. Teuer wäre es für Schalke nicht, ihn freizustellen. Der Vertrag des Trainers gilt nur noch zehn Monate bis Juni 2022, üppig dotiert ist er nicht.