Mittersill. Eigentlich stand Schalkes Torwart-Trio fest. Nun sagte Sportdirektor Rouven Schröder, es könne noch Bewegung geben. Was soll das? Ein Kommentar.
Bisher lief für Rouven Schröder in seiner Amtszeit als Sportdirektor des FC Schalke 04 alles glatt. Er legte - weil er es musste - einen Raketenstart hin, baute ohne große Eingewöhnungszeit einen jetzt schon beachtlichen Kader zusammen, dem in der 2. Bundesliga einiges zuzutrauen ist. Auf einigen Positionen fehlen noch Verstärkungen - zum Beispiel in der Innenverteidigung, zum Beispiel im offensiven Mittelfeld. Kein Profi fehlt Schalke auf der Torwart-Position. Dass Schröder nun in einem Kicker-Interview ausgerechnet dort eine Baustelle ausrief, ist ein großer Fehler.
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Drei Torhüter stehen auf Schalke unter Vertrag: Ralf Fährmann, Markus Schubert und Michael Langer. Auch hier, so sagte es Schröder, würde die finanzielle Bewertung eine Rolle spielen. Deshalb könne es auf dieser Position noch Bewegung geben. Dieser Satz dürfte für Fährmann und Schubert wie ein Affront wirken - denn Langer hatte von Schröder und Sportvorstand Peter Knäbel erst kürzlich einen neuen Vertrag erhalten.
Schalke wechselte zuletzt sehr oft den Torhüter
In den vergangenen beiden Jahren gab es um den Stammplatz im Tor immer wieder heiße Diskussionen - kein Profiklub in Deutschland wechselte so oft den Torhüter, und nicht immer waren Verletzungen oder Erkrankungen schuld daran - sondern auch Formkrisen und Unsicherheiten im Torwartspiel.
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Die sind vor allem entstanden, weil die Trainer oder Sportchefs - wie auch immer sie heißen - selten Klartext sprachen oder konstant zu einem Torhüter standen. Beispiele: Nachdem Alexander Nübels Wechsel zum FC Bayern München im Winter 2019/2020 perfekt gemacht wurde, war er Torwart auf Abruf. Als sein Nachfolger Schubert oft patzte, kehrte Nübel wieder zurück. Und so waren beide Torhüter demontiert.
Schalke: Schwolow kam im Sommer 2020 nicht
Im Sommer 2020 wollte der damalige Sportvorstand Jochen Schneider unbedingt Alexander Schwolow (jetzt Hertha BSC) vom SC Freiburg verpflichten. Aus finanziellen Gründen misslang der Transfer - Schalke ging auch vor einem Jahr mit Fährmann, Schubert und Langer in die Saison. Alle drei waren düpiert - denn jeder wusste: Schalke wollte eigentlich Schwolow. Das Torwartthema zog sich durch die Vorbereitung und verdrängte andere. Am ersten Spieltag hatte Schalke dann keinen rechten Verteidiger im Kader. Kurz vor Ende der Transferperiode im Oktober 2020 kam dann sogar noch Frederik Rönnow aus Frankfurt - der nächste Seitenhieb gegen Fährmann. Der 32-Jährige spielte dann eine maximal durchschnittliche Saison.
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Nun hat das aktuelle Torwart-Trio dreieinhalb anstrengende, aber unaufgeregte Wochen hinter sich. Fährmann befindet sich in einer erstaunlichen Frühform, geht im Lauftraining vorneweg, ist Mitglied des Mannschaftsrats, zeigte beim 0:0 im Test gegen den russischen Meister Zenit St. Petersburg erstklassige Paraden. Auch in die Spielformen von Trainer Dimitrios Grammozis sind die Drei vollständig integriert, üben die richtige Positionierung mit und ohne Ball.
Schalke: Fährmann benötigt Rückendeckung
Außerhalb des Rasens trinken sie auch mal einen Kaffee zusammen. Fährmann, das weiß auf Schalke jeder, ist einer, der Rückendeckung braucht. Einer, der nicht nur das Vertrauen der Fans, sondern auch der Vereinsführung benötigt.
Ja, auch Fährmann und Schubert verdienen auf Schalke gutes Geld - wie andere Spieler auch. Während aber viele andere verzichtbar sind, gilt das nicht für die Torhüter. Sie zu diesem sensiblen Zeitpunkt zweieinhalb Wochen vor dem Saisonstart infrage zu stellen, ist ein Fehler. Bisher war die Torwartfrage in der Vorbereitung positiv besetzt: Wer von drei formstarken Keepern ist der Beste?
Nun hat sich das geändert.