Gelsenkirchen. Mark Uth kehrt wohl im Sommer zu seinem Heimatklub 1. FC Köln zurück. Doch warum ist Uths Zeit auf Schalke so schiefgegangen? Eine Analyse.
Als Schalke am 8. Januar 2018 die ablösefreie Verpflichtung von Mark Uth verkündete, war die Freude groß. Bei vielen ist inzwischen in Vergessenheit geraten, dass der Transfer, den Ex-Sportvorstand Christian Heidel eingetütet hatte, keine Kritiker hatte. "Mark Uth", hatte Heidel gesagt, "ist der derzeit torgefährlichste deutsche Angreifer der Bundesliga und wird unsere Optionen in der Offensive noch einmal deutlich verbessern." Dreieinhalb Jahre später, Uth ist inzwischen 29 Jahre alt, kehrt er wohl zum 1. FC Köln zurück. Seine Zeit auf Schalke, die ein großes Missverständnis war, endet.
Als Uth kam, betrug sein Marktwert laut transfermarkt.de 18 Millionen Euro. Nun ist er auf fünf Millionen Euro gesunken. Als er kam, stand er auf dem Zettel von Bundestrainer Joachim Löw, bestritt nur wenige Monate nach seinem Schalke-Debüt im Oktober 2018 sein einziges Länderspiel. Nun ist an eine Nominierung nicht mehr zu denken. Als er kam, hofften die Schalker darauf, den Torjäger der Zukunft gefunden zu haben. In 59 Pflichtspielen erzielte er aber nur sieben Tore. Sein riesengroßes Potenzial deutete er nur selten an. So richtig glücklich ist eben niemand geworden - Schalke nicht mit Uth, Uth nicht mit Schalke.
Uths schwieriger Start im ersten Schalke-Jahr
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Doch woran lag das? In den ersten anderthalb Jahren hatte er Pech. Uth geriet im Sommer 2018 in eine funktionierende Mannschaft, die gerade Vizemeister geworden war und sich für die Champions League qualifiziert hatte. Trainer Domenico Tedesco wollte den Fußball attraktiver, offensiver machen. Uth war einer der Neuen, der für diesen Weg stehen sollte. Schalke verlor aber die ersten fünf Saisonspiele, stürzte direkt auf den letzten Platz ab. Uth, im Trikot der TSG Hoffenheim ein Torgarant, traf nicht, vergab viele Chancen. Erst am zehnten Spieltag gelang ihm die Tor-Premiere, da pendelte er aber bereits zwischen Startelf und Ersatzbank. Ab dem zwölften Spieltag plagten ihn dann diverse Verletzungssorgen. Er bestritt nur noch neun Spiele, sah sich den Abstiegskampf von außen an.
Ein neuer Anlauf unter Trainer David Wagner im Sommer 2019 fiel zunächst aus. Eine Adduktorenverletzung aus der Vorsaison erwies sich als hartnäckig, er war zum ersten Spieltag noch nicht vollständig hergestellt. Als er sich topfit zurückmeldete, war die Mannschaft aber bestens in Form, stürmte durch die Liga. Uth kam nur zu acht Einsätzen, viermal wurde er sogar nur eingewechselt. Mit Zustimmung der Schalker kehrte er im Januar 2020 zu seinem Heimat- und Lieblingsverein 1. FC Köln zurück - für ein halbes Jahr auf Leihbasis. In Köln blühte er auf, traf fünfmal in 15 Spielen, schoss den FC im Alleingang zum Klassenerhalt. Als Schalke 0:3 in Köln verlor, riefen die FC-Fans: "Ohne Uth habt ihr keine Chance." Die Schalker rieben sich nicht nur da verwundert die Augen und fragten sich: Warum ist er da so viel besser?
Nur drei Tore für Schalke in der Abstiegssaison
Uth wäre gern in Köln geblieben. Aber die Kölner konnten die festgeschriebene Ablösesumme nicht bezahlen. Uth musste zurückkehren. Widerwillig. In der Vorbereitung ließ er das in der Kabine jeden wissen. Öffentlich äußerte er sich monatelang nicht. Trotzdem aber wurde gerade er zu einem Hoffnungsträger für die Saison - weil er trotz seiner Sehnsüchte im Training voranging. Während der Spiele war das aber nur selten zu sehen. Uth erzielte nur drei Tore, lediglich zweimal war er der überragende Spieler seines Teams. Dass er Schalke gern verlassen will, um nach Köln zurückzukehren, war frühzeitig bekannt. Ein Publikumsliebling war er nie. Noch schlimmer: Bei den Ausschreitungen nach dem feststehenden Abstieg am Abend des Spiels bei Arminia Bielefeld (0:1) hatten einige Anhänger Uth offenbar besonders im Visier. Auf Handy-Videos ist deutlich zu erkennen, dass er als erster vom Tatort wegrannte.
Am letzten Spieltag, als Schalke in Köln antrat, war Uth gar nicht im Kader. Er hatte Trainer Dimitrios Grammozis gebeten, nicht eingesetzt zu werden. Wie inzwischen bekannt ist: Da hatte er Gespräche mit den FC-Verantwortlichen schon längst geführt.
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Nun ist Uths Rückkehr nach Köln fast perfekt. Doch wäre es von Schalke klug, Uth ein Jahr vor Vertragsende ablösefrei abzugeben? Sollte es keine andere Möglichkeit geben, wäre das okay. Uth würde auch in der 2. Bundesliga etwa vier Millionen Euro Jahresgehalt bekommen - ihn von der Gehaltsliste zu bekommen, ohne eine Abfindung zahlen zu müssen, wäre perfekt für den neuen Sportdirektor Rouven Schröder.
Dass die Zeit von Uth so endet, hätte wohl im Januar 2018 niemand gedacht - als Christian Heidels Coup noch so viele gefeiert hatten.