Gelsenkirchen. Schalke gibt die nächste Unternehmensanleihe hinaus. Ein 92-seitiges Papier zeigt, warum die Königsblauen möglichst schnell aufsteigen müssen.

Zu verstehen, warum der FC Schalke 04 im Sommer 2021 eine Unternehmensanleihe ausgibt, ist nicht schwer. In diesem Jahr wird eine frühere Anleihe zur Auszahlung fällig - deshalb gibt es eben eine neue. Die soll bis zu 15,93 Millionen Euro bringen. Schulden werden durch Schulden ersetzt. Das ist nicht schön, aber in diesem Fall wohl die sinnvollste Lösung.

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Was aber an dieser Anleihe besonders interessant ist: der 92-seitige Wertpapierprospekt, den die Königsblauen herausgeben müssen, um mögliche Anleger über alle Chancen und Risiken zu informieren. Denn in dem Papier, das über die Internetseite der Königsblauen abrufbar ist, kann jeder nachlesen, wie ernst die finanzielle Lage der Schalker wirklich ist.

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Herauszulesen ist, dass der Aufstieg so schnell wie möglich gelingen muss, ohne dass es im Gesamtverein erhebliche Konsequenzen gibt. Die neue sportliche Leitung weist das Wort "Wiederaufstieg" als Ziel aktuell noch zurück, spricht lediglich von "Ambitionen", um die Erwartungshaltung der Fans zu drücken. Im Prospekt steht aber deutlich: "Die Strukturen sind auf die Teilnahme in der Bundesliga ausgerichtet. Es besteht das Risiko, dass der Wiederaufstieg nicht unmittelbar und nicht zeitnah gelingt. Es besteht das Risiko, dass die Ausgaben infolgedessen den reduzierten Einnahmen nur bedingt oder über einen längeren Zeitraum angepasst werden können und die wirtschaftliche Situation bis zur Existenzgefährdung und gegebenenfalls zur Insolvenz führt." Heißt: Jedes weitere Jahr in der 2. Bundesliga hätte erhebliche strukturelle Änderungen zur Folge - wenn nicht sogar die Existenz gefährdet wäre.

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Auch das Szenario eines möglichen Abstiegs in die 3. Liga wird thematisiert - es klingt wie ein Ausschnitt aus einem Horror-Fußball-Buch: "Im Falle eines Abstiegs aus der 2. Bundesliga könnte Schalke gezwungen sein, Spieler unter ihrem Marktwert oder sogar vollkommen ablösefrei abzugeben. Durch die beschriebenen Einnahmeverluste würde es erheblich erschwert, eine Mannschaft zu stellen, die den Wiederaufstieg in die 2. Bundesliga schaffen könnte." Auch in diesem Fall wäre eine Insolvenz das schlimmste Szenario.

Schalke prüft eine Ausgliederung des Lizenzspielbetriebs

Damit genau das nicht passiert, ist im Prospekt klar notiert, dass Schalke die Änderung der Rechtsform prüft. "Schalke hat seinen Lizenzspielbetrieb nicht ausgegliedert, sondern führt ihn als Teil des eingetragenen Vereins. Schalke 04 beabsichtigt, zur Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit diese strategische Ausrichtung der vergangenen Jahre zu prüfen."

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Die Zweitliga-Lizenz haben die Schalker unter Auflagen erhalten. Neu ist das nicht, diese Zeitung berichtete bereits am 19. April darüber. Die Schalker müssen ihre wirtschaftliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen, einen Überschuss erwirtschaften. In einer Stellungnahme des Vereins hieß es im April über die Auflagen: "Das war eingeplant; wir machen jetzt unsere Hausaufgaben und arbeiten an der Erfüllung der Auflagen." Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers äußerte sich nun in Bild ähnlich: "Wir gehen sicher davon aus, alle Vorgaben zu erfüllen."

Das ist wichtig. Denn im Prospekt steht genau, was droht, wenn Schalke die Auflagen bis zum 15. September nicht erfüllen kann: ein Abzug von sechs Punkten. Der so wichtige Wiederaufstieg würde dadurch unwahrscheinlicher.