Gelsenkirchen. Die Besetzung der 2. Bundesliga für die Saison 2021/22 steht fest - die Übersicht zeigt: Es fast keine Teams, die “nur“ das Mittelfeld anpeilen.

Die letzten Entscheidungen sind am Wochenende gefallen. Nach dem Relegations-Rückspielen steht fest, dass Holstein Kiel und der FC Ingolstadt die Gegner 16 und 17 des FC Schalke 04 in der 2. Bundesliga sein werden. Ein erster Blick auf die Ambitionen der 18 Teams zeigt: In den Ambitionen der meisten Teams taucht das Wort "Mittelfeld" nicht auf. Das zeigt: Schalke darf diese Saison nicht unterschätzen. Die Übersicht.

Ziel: Aufstieg

Werder Bremen: Der Last-Minute-Absteiger hat bereits erklärt, dass nur der direkte Wiederaufstieg als Ziel zählt.

FC Schalke 04: Offiziell vermeiden die Königsblauen das Wort "Wiederaufstieg" und sprechen lediglich von "Ambitionen", die das neue Team haben solle. Das machen sie, um die ganz hohen Erwartungen der Fans etwas zu dämpfen. Doch die Marketing-Erlöse und TV-Einnahmen sind Zweitliga-Spitze, der Personaletat zählt zu den höchsten, die Gremien drängeln aus finanziellen Gründen - intern ist klar: Es zählt nur der Wiederaufstieg.

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Hamburger SV: Dreimal in Folge Platz vier - nun hat der HSV genug von der 2. Bundesliga. Nachdem Christian Titz/Hannes Wolf (Saison 2018/19), Dieter Hecking (Saison 2019/20) und Daniel Thioune/Horst Hrubesch (Saison 2020/21) scheiterten, soll nun Tim Walter den einstigen Bundesliga-Dino eben dorthin zurückführen.

Das obere Drittel anpeilen / Überraschungsmannschaft sein

Hannover 96: Überraschend demütige Töne kommen vom normalerweise überaus selbstbewussten Vereins-Patron Martin Kind. "Für die kommende Saison ist ein Aufstieg kein Thema, es wäre taktisch und strategisch falsch, dieses Ziel zu benennen", sagte Kind nach Saisonende. Angesichts der namhaften Konkurrenz kann sich Kind dieses Understatement erlauben. Mittelfristig bleibe "der Aufstieg unser Ziel, aber mit Nachhaltigkeit und Stabilität, um dann auch wettbewerbsfähig in der 1. Liga aufgestellt zu sein". Und klar ist: Die obere Tabellenhälfte, sogar das obere Drittel, soll 96 mit dem neuen Trainer Jan Zimmermann schon angreifen - vielleicht sogar als Überraschungsmannschaft die Großen ärgern.

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Fortuna Düsseldorf: Nur knapp verpasste die Fortuna den Wiederaufstieg - der Vertrag von Trainer Uwe Rösler wurde nicht verlängert. Neu ist ein ganz interessanter Mann: Christian Preußer (37), der gerade die U23 des SC Freiburg zum Aufstieg in die 3. Liga führen möchte. Offensiven Fußball hat Preußer angekündigt. Er und auch Fußball-Vorstand Klaus Allofs wollen nicht ewig in der 2. Bundesliga hängen bleiben. Und lediglich ein Platz zwischen 8 und 12 wird von Preußer nicht erwartet.

1. FC Nürnberg: Ähnlich wie Hannover ist der Aufstieg nicht das vorrangige Ziel der Nürnberger. Das geht auch gar nicht. Vor zwei Jahren gelang dem "Club" in letzter Sekunde der Relegation der Klassenerhalt in der 2. Bundesliga. Unter dem ambitionierten Trainer Robert Klauß war der elfte Platz in der vergangenen Saison eine Enttäuschung. Klar ist aber: Sportvorstand Dieter Hecking, langjähriger Bundesliga-Trainer, und Sportdirektor Olaf Rebbe, früher Manager des VfL Wolfsburg, stehen nicht für das Ziel, dauerhaft in der 2. Liga zu bleiben. "Es gibt einen klaren Plan und eine langfristige Perspektive", sagte Rebbe nach seiner Vertragsunterschrift. Im ersten Rebbe-Jahr ist der Wiederaufstieg nicht Pflicht. Aber das obere Tabellendrittel will der Club wenigstens anpeilen.

FC St. Pauli: 31 Punkte, 28:26 Tore - der FC St. Pauli war nach schwacher Hinrunde die viertbeste Rückrundenmannschaft. Und die Erfahrung der vergangenen beiden Jahre zeigt, dass Teams, die in der Rückrunde Anlauf genommen haben und sich personell kaum verändern, ein Jahr später den großen Wurf landen können. Arminia Bielefeld (Saison 2019/20) und der VfL Bochum (2020/21) stiegen nach toller Rückrunde ein Jahr später souverän als Meister auf.

Holstein Kiel: Seit vier Jahren spielt Holstein Kiel in der 2. Bundesliga - und war dreimal knapp dran am Bundesliga-Aufstieg. 2017/18 und 2020/21 scheiterten die Kieler hauchdünn in der Relegation, 2018/19 fehlten als Tabellensechster nur acht Punkte zum Relegationsplatz. Auch durch den Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale 2021 sammelte Kiel Selbstvertrauen. Rückschläge steckten Team und Verein bisher schnell weg. Der Aufstieg wird nicht als Ziel ausgegeben. Aber einfach "nur" einen einstelligen Tabellenplatz anpeilen? Das wäre für Holstein zu wenig.

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1. FC Heidenheim: Mit sieben Jahren Zugehörigkeit zählt Heidenheim inzwischen zu den Zweitliga-Dinos. Einen Trainerwechsel gab es noch nicht - Frank Schmidt ist beim FCH immer noch motiviert wie am ersten Tag. Und er schafft es immer, eine konkurrenzfähige Mannschaft auf die Beine zu stellen, die es sogar einmal in die Bundesliga-Relegation schaffte (2019/20), dort aber an Werder Bremen scheiterte. In fünf der sieben Jahre landete Heidenheim unter den "Top 8", unter anderem in den vergangenen drei Jahren. Auch auf Schalke ist der Respekt vor Heidenheim besonders groß.

Karlsruher SC: Eine klassische Überraschungsmannschaft könnte der KSC werden. Die Karlsruher erreichten geräuschlos den sechsten Tabellenplatz, fliegen etwas unter dem Radar. Trainer Christian Eichner wird eine Zukunft in der Bundesliga vorhergesagt. Spieler Marc Lorenz sagte bei seiner Vertragsverlängerung über die kommende Saison: "Da können wir definitiv viel erreichen, ohne jetzt sagen zu wollen, dass wir dieses Jahr aufsteigen." Das Wildparkstadion wird noch umgebaut. Lorenz sagt: "Wenn das Ding mal komplett steht und Zuschauer drin sind, wow. Das wird ein schöner Heimtempel." Vom Aufstieg mochte Eichner in der vergangenen Saison nicht sprechen: "Ich glaube, wir sind noch nicht so weit." Aber in der kommenden?

Im gesicherten Mittelfeld landen

Darmstadt 98: Die "Lilien" spielten in der Rückrunde sogar noch besser als St. Pauli, wären fast sogar erster Kandidat auf eine Aufstiegs-Überraschung. Doch im Gegensatz zu Bochum und Bielefeld in den Vorjahren verliert Darmstadt wichtige Stützen: Victor Palsson wechselt zu Schalke 04, Torschützenkönig Serdar Dursun dürfte den Klub ebenso verlassen. Dass Markus Anfang ebenfalls bleibt, ist ebenfalls nicht sicher. Alles rund um Platz neun entspricht den Ambitionen.

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SC Paderborn: Im ersten Jahr nach dem Abgang von Trainer Steffen Baumgart (geht zum 1. FC Köln in die Bundesliga) gilt das auch für die Paderborner. Für den Kampf ums obere Drittel fehlen ihnen die Mittel. Sie mussten nicht nur Baumgart, sondern auch Kapitän Sebastian Schonlau (HSV) ziehen lassen. Für den Abstiegskampf aber sind sie zu stark. Einen Großen ärgern - dazu werden sie gut genug sein. Aber nicht mehr. Alles rund um Platz neun ist realistisch und wäre ein Erfolg.

Ziel: Klassenerhalt

Dynamo Dresden, Hansa Rostock, FC Ingolstadt: Wer aufsteigt, ist erst einmal bescheiden - vor allem bei Fahrstuhl-Mannschaften wie Dresden und Ingolstadt, die allzu forsche Ziele in der jüngsten Vergangenheit schnell bereuten. Rostock kehrt nach vielen Jahren in die 2. Bundesliga zurück und wäre erst einmal froh, sich dort halten zu können.

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Erzgebirge Aue, SV Sandhausen, Jahn Regensburg: Jedes Jahr in der 2. Bundesliga ist für dieses Trio ein großer Erfolg. Gerade in dieser "Super-Liga" mit vielen großen Verein wäre es für Aue, Sandhausen und Regensburg wie ein Titelgewinn, wenn erneut der Coup Klassenerhalt gelingen sollte. Vorteil: In nahezu jedem Spiel, selbst gegen die Aufsteiger, dürfte das Trio Außenseiter sein.