Gelsenkirchen. Schalkes neuer Sportdirektor Rouven Schröder hat sich an diesem Freitag vorgestellt. Der Ton bei den Königsblauen wird lockerer und regionaler.

Oft genug sind offizielle Vorstellungen von Trainern oder Sportchefs langweilig, voll von Phrasen. Gestern Mittag stellte der FC Schalke 04 den neuen Sportdirektor Rouven Schröder vor – und eins war diese nicht: langweilig oder wenig konkret. Der 43-Jährige, der zuletzt für Mainz 05 tätig war, arbeitet seit der ersten Sekunde mit dem Fuß auf dem Gaspedal, weil es so viel zu entscheiden gibt. „Ich bin voller Stolz“, sagt er über seinen neuen Job. Und sein Chef, Schalkes Sportvorstand Peter Knäbel, ergänzte: „Unser Verein konnte einen Sportdirektor gewinnen, der durch Kompetenz, Leidenschaft und Akribie überzeugt.“

Schalkes Führungstrio kennt das Ruhrgebiet bestens

Den Ton auf Schalke, das steht schon fest, wird lockerer, regionaler. Der ehemalige Sportchef Jochen Schneider wirkte reserviert, verwies oft auf seine schwäbische Heimat. Auch die Ex-Trainer David Wagner, Manuel Baum und Christian Gross hatten ihre Wurzeln nicht in Nordrhein-Westfalen. Nun sind drei am Werk, die sich vor Ort auskennen: Trainer Dimitrios Grammozis wohnt in Velbert, hat bei Rot-Weiss Essen gespielt und lange beim VfL Bochum gearbeitet. Peter Knäbel ist in Witten geboren und spielte für den VfL Bochum und Borussia Dortmund.

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Und auch Rouven Schröder kennt sich aus. „Ich fühle mich im Ruhrgebiet pudelwohl, die Klarheit, Offenheit, das ist genau das, was wir brauchen“, sagte er. Aufgewachsen ist er im Sauerland, als Profi spielte er für Bochum und den MSV Duisburg, seine ersten Schritte als Funktionär unternahm er in Bochum.

Schröder hätte sogar einen Schritt höher arbeiten können – auch für den Posten als Sportvorstand hatte der Aufsichtsrat angefragt. Nun bleibt er in der zweiten Reihe. „Vergangenheit ist Vergangenheit“, sagte Schröder dazu und ergänzte: „Ich finde die jetzige Konstellation absolut passend.“ Die jetzige Konstellation heißt: Er ist es, der den Kontakt zu den Beratern und Spielern sucht. Er ist wieder nah dran, will sich jedes Training anschauen. Ein Vorstand hat deutlich vielfältigere Aufgaben.

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Seine Zusage für Schalke hat er noch nicht bereut, obwohl er eine schwierige Aufgabe zu bewältigen hat: Er stellt gerade das Zweitliga-Aufgebot zusammen. Es muss eins sein, dass den Wiederaufstieg schaffen kann. „Es ist aktuell aber schwierig, den Endkader zu benennen, da wir noch viele Spieler unter Vertrag haben“, sagt Schröder. Er meint damit Spieler wie Suat Serdar, Amine Harit, Sebastian Rudy, Mark Uth oder Salif Sané. Schröder drückt das so aus: „Einige passen mit ihrer Budgetstruktur nicht in die 2. Bundesliga.“

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Gleichzeitig weiß Schröder gut, dass die Fans mit hohen Ambitionen in die Saison gehen. Aber nach Knäbel und Grammozis vermeidet er als Wort „Wiederaufstieg“ als konkretes Ziel. Er sagt lediglich: „Wir stellen uns den Erwartungen. Uns ist auch vollkommen bewusst, dass wir eine Mannschaft stellen wollen, die Ambitionen hat, die Emotionen zeigt, Qualität hat. Wir stellen uns der Situation, dass wir ein ambitioniertes Umfeld haben.“

Schalke: Vorbereitung startet am 17. Juni

In die Verpflichtung von Danny Latza (Mainz 05), Marcin Kaminski (VfB Stuttgart), Simon Terodde (HSV) und Victor Palsson (Darmstadt 98) war Schröder bereits eingebunden. Gestern verkündete er weitere Personalien: Schalke-Idol Gerald Asamoah ist nun auch offiziell Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. Jörn Menger kommt vom VfL Bochum und übernimmt die Leitung der Athletik-Abteilung. Menger und Grammozis sind seit Jahren befreundet. Und André Hechelmann kommt als Chefscout wie Schröder vom FSV Mainz 05.

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Dem umstrittenen Trainer Dimitrios Grammozis sprach er sein Vertrauen aus. „Er bekommt von uns 100-prozentige Unterstützung“, sagte Schröder und ergänzte: "Er ist in alle Planungen involviert. Wir sprechen aus vollster Überzeugung den Kader durch. Es gibt kein Wenn, kein Aber, nur eine Richtung: Gemeinsamkeit." Grammozis befindet sich gerade im ganz kurzen Familienurlaub, um Kraft für den Start zu sammeln.

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Für Schröder fällt der Sommerurlaub aus: Bereits am 17. Juni beginnt die Sommervorbereitung, am 29. Juni geht’s ins Trainingslager nach Mittersill. Bis dahin sollen weitere Spieler gekommen und gegangen sein. Schröder will für das neue Schalke stehen – nicht mehr ausgeben als zur Verfügung steht. „Schalke muss lernen, auch mal Nein zu sagen“, sagte er. Viel hängt von seinem Verhandlungsgeschick ab, Spieler des aktuellen Kaders abzugeben. „Wir werden keinen Spieler verschenken“, sagt er dazu. Langweilig wird es für Schröder eben nicht. Und der Fuß bleibt auf dem Gaspedal.