Essen/Gelsenkirchen. Am 19. Mai 2001 machte TV-Reporter Rolf Fuhrmann Schalke für viereinhalb Minuten zum Meister. Heute wäre das nicht mehr möglich, sagt er.
Rolf Fuhrmann kann mit seiner Rolle in der Schalker Vier-Minuten-Meisterschaft ganz gut leben. „Ich bin der einzige, der Schalke nach 1958 zum Meister gemacht hat. Wenn auch nur für viereinhalb Minuten“, sagt der „Reporter der Schmerzen“ dieser Redaktion. Der 71-jährige Sportjournalist löste als TV-Reporter am 19. Mai 2001 die Freudenexplosion im Parkstadion aus und sagt heute: „So etwas wäre wegen der sozialen Medien nicht mehr möglich.“
In unzähligen Interviews musste "Rollo" in den vergangenen zwanzig Jahren schildern, wie es dazu kam. Dabei sei es ganz einfach, sagt der Hamburger: „Drei Minuten vor Schluss bin ich aufgestanden und zur Interviewzone gegangen. Anders als heute gab es dann kein Bild mehr. Nach dem 1:0 von Hamburg gegen den FC Bayern war der ganze Platz im Parkstadion voll. Ich habe dann überall gefragt, ob das Spiel vorbei sei. Ja, das wäre so, war immer die Antwort.“ Es begann das Live-Interview mit Schalkes Sportmanager Andreas Müller und das Unglück nahm seinen Lauf. Fuhrmann verkündete, dass die Partie in Hamburg vorbei sei, dass Schalke Meister wäre.
Fuhrmann: "Etwas Wahnsinniges ist passiert"
Auf dem Platz brachen die Dämme. Doch dann sprang im Freudentaumel die Video-Leinwand an. Die Partie in Hamburg lief noch. „Ich habe mich gefragt, ob das eine Aufzeichnung ist“, erinnert sich Kult-Kommentator. Dann fiel der Ausgleich durch Patrik Andersson. Bayern München war Meister. „Da wurde mir schlagartig klar, dass etwas ganz Wahnsinniges passiert ist.“
Für Fuhrmann ging die Arbeit als TV-Reporter direkt weiter. Tags darauf berichtete er über den Aufstieg von St. Pauli, danach ging es in den Urlaub nach Dänemark. Mittwoch las er die Schlagzeilen über seine angebliche Schuld am Schalker Drama. Die Wut gegen ihn hielt sich aber in Grenzen. Nur Schalke-Manager Rudi Assauer sei "immer noch sauer" gewesen, als er ihn bei einem Spiel von St. Pauli gegen Schalke getroffen habe. "Aber ich hatte den Freistoß nicht geschossen", sagt Fuhrmann.
Nie von Schalker Fans angegangen worden
Von den Schalker Fans sei er nie angegangen worden. Das wäre heute sicherlich anders, wo sich die Gefühle in den sozialen Netzwerken mit großer Wucht entladen können: „Wenn es damals schon Twitter und Facebook gegeben hätte, ich weiß nicht, was dann losgewesen wäre“, sagt Fuhrmann, der noch bis 2017 für den Bezahlsender Sky, vormals Premiere, arbeitete.
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Andererseits wäre es mit den sozialen Netzwerken auch nicht dazu gekommen. Jeder hätte selbst überprüfen können, ob das Spiel wirklich vorbei ist. Die Schalker Vier-Minuten-Meisterschaft hat Fuhrmann bekannt gemacht. „Es hat mir nicht geschadet“, sagt er heute. „Ich bin nicht unglücklich darüber. „Ich war bei einem Finale dabei, dass es so nie wieder geben wird.“