Essen/Gelsenkirchen. André Breitenreiter erinnert sich an die Schalker Vier-Minuten-Meisterschaft. Der spätere Schalke-Trainer traf 2001 für den Gegner Unterhaching.

Der 19. Mai 2001 wird auch André Breitenreiter immer in Erinnerung bleiben. „Dieser Tag gehört zu denen, die man niemals vergisst“, sagt der 47-jährige Ex-Trainer von Schalke 04 am Telefon.

Vor zwanzig Jahren war Schalke für vier Minuten und 38 Sekunden Deutscher Meister. Dann brachte Patrik Andersson den FC Bayern München in Hamburg mit dem 1:1 zurück an die Spitze - und schickte Schalke ins Tal der Tränen. Breitenreiter erlebte die Szenen im Parkstadion hautnah mit: Als Spieler von Schalke-Gegner Unterhaching. „Wir haben mit den Schalkern geheult“, erinnert sich Breitenreiter an die Momente in der Kabine nach der Vier-Minuten-Meisterschaft. „Die waren fix und fertig, und wir haben sie getröstet, obwohl wir abgestiegen waren. Wir haben alle gemeinsam gelitten.“

Breitenreiter lässt Unterhaching auf den Klassenerhalt hoffen

Früher Schock für Schalke: André Breitenreiter trifft im Saisonfinale 2001 zum 1:0 für Unterhaching.
Früher Schock für Schalke: André Breitenreiter trifft im Saisonfinale 2001 zum 1:0 für Unterhaching. © Firo

Für Schalke ging es am letzten Spieltag um die Meisterschaft, für Unterhaching und Breitenreiter um den Klassenerhalt. „Das war ein extrem wichtiges Spiel für uns“, sagt Breitenreiter. Der Klub war auf Schützenhilfe von 1860 München angewiesen, die Löwen spielten gegen Abstiegskandidat Cottbus. Haching brauchte einen Sieg gegen den großen Favoriten Schalke, und Breitenreiter eröffnete die Chance: In der 3. Minute traf er zum 1:0. „Alle waren geschockt“, sagt der frühere Stürmer. „Es war, als ob kein Mensch mehr im Parkstadion war.“ Sein Treffer ließ Haching auf den Klassenerhalt hoffen. Die Meisterschaft für Schalke war weit entfernt, erst recht, als Haching durch Spizak auf 2:0 erhöhte. Doch zur Halbzeit glich Schalke durch Van Kerckhoven und Asamasoah aus.

In München tat sich aus Sicht der Hachinger zu wenig. Cottbus führte 1:0. „Es war offensichtlich, dass die Münchener nicht ihr bestes Spiel machten“, sagt Breitenreiter. Die Hachinger gaben nicht auf, gingen noch einmal durch Jan Seifert in der 69. Minute in Führung, doch Cottbus hielt das 1:0 eisern fest. Schalke drehte kurz danach das Spiel durch Böhmes Doppelpack und Sand. Der Abstieg von Unterhaching war besiegelt. „Ich bin mir sicher, wenn München vorne gelegen hätte, hätten wir dieses Spiel nicht verloren“, sagt Breitenreiter heute.

Breitenreiter wollte so schnell wie möglich in die Kabine

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Breitenreiter verfolgte die letzten Minuten des Spiels von der Bank, die „unfassbaren“ Szenen nach Abpfiff sah er aus der Nähe. Im Glauben, dass das Bayern-Spiel beim Stand von 0:1 zu Ende sei, brach der Schalker Jubel aus. „Dann ging die Leinwand an. Man sah die Bilder aus Hamburg. Plötzlich war da eine Schockstarre, und alle fragten sich: ,Was passiert da?' Dann sahen wir das Tor. Von jetzt auf gleich fielen alle zu Boden.“ Breitenreiters erster Gedanke nach dem 1:1 für den FC Bayern sei gewesen, „so schnell wie möglich in die Kabine zu kommen“: „Man weiß ja nicht, gegen wen sich die Emotionen entladen.“ In der Kabine spendeten er und seine Mitspieler den Schalkern Trost. „So etwas habe ich in der Form nie wieder erlebt.“

Als er sein Traineramt 2015 auf Schalke antrat, sei eine der ersten Fragen die nach der Schalker Vier-Minuten-Meisterschaft gewesen. Breitenreiter profitierte von seinen Erfahrungen. „Wenn man selbst dabei war, weiß man, dass man darüber keine Witze macht.“

Schalke-Abstieg: Breitenreiter leidet mit den Fans

Heute leidet der frühere Trainer wieder mit dem Klub. Der beschlossene Bundesliga-Abstieg berührt auch ihn. „Der Abstieg ist eine Konsequenz aus den Fehlern, die in den vergangenen Jahren gemacht wurden. Es tut mir unfassbar leid für die Fans.“