Gelsenkirchen. Beim 4:3-Spektakel gegen Frankfurt überzeugten Schalkes Talente Flick, Idrizi, Hoppe und Aydin. Wir haben Trainer Grammozis danach befragt.
Oft in dieser Saison mussten sich die Profis des FC Schalke 04 am Tag nach einem Spiel in einer Video-Analyse quälen und Fehler über Fehler besprechen. An diesem Sonntag war das anders. Im Quarantäne-Trainingslager in Billerbeck saßen die Spieler des Absteigers zusammen und genossen den 4:3 (1:1)-Erfolg über Eintracht Frankfurt am Tag zuvor – dieses überraschende Spektakel im letzten Bundesliga-Heimspiel für mindestens 15 Monate. „Dieses Gefühl des Sieges“, sagte Trainer Dimitrios Grammozis glücklich, „hatten wir schon lange nicht mehr.“
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Die Emotionen, und das ist nicht erst seit der aktuellen Saison bekannt, wechseln bei keinem Verein so schnell zwischen Euphorie und Untergang wie bei den Königsblauen. 90 überzeugende Fußball-Minuten genügten vielen Fans, um die Zweitliga-Saison nicht mehr schwarz, sondern königsblau zu malen. Und das lag vor allem an Talenten aus der Knappenschmiede.
Schalke-Torschütze Idrizi bedankt sich bei Asamoah
Es war ein Youngster-Quartett, das den Unterschied ausmachte. Rechtsverteidiger Mehmet Aydin (19), genannt „Memo“, setzte Frankfurts starken Linksaußen Filip Kostic matt. „Das war eine tolle Leistung von Memo gegen einen Weltklasse-Spieler auf dieser Position“, sagte Grammozis auf Nachfrage dieser Redaktion. Trotz Aydins Top-Leistung lag Schalke aber nach 51 Minuten zurück. Klaas-Jan Huntelaar hatte per Elfmeter-Nachschuss das 1:0 erzielt (15.). Aber André Silva glich nach einem bösen Patzer von Torwart Ralf Fährmann aus (29.), und Evan Ndicka traf im Anschluss an eine Ecke zum 2:1 (51.). Anschließend allerdings schlugen die elf goldenen Minuten von drei weiteren jungen Spielern.
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In der 53. Minute lief Blendi Idrizi (23) allein aufs Frankfurter Tor zu und erzielte souverän das 2:2. „Er hat sehr viel gemacht in der Defensive und war auch in Umschaltsituationen gut dabei“, sagte Grammozis. Idrizi rannte nach seinem Treffer direkt zu Teammanager Gerald Asamoah. „Damit wollte ich mich bei ihm und dem Rest des Teams bedanken, dass mir die Chance gegeben wurde, in der Bundesliga zu spielen“, sagte er. In der 60. Minute führte eine Knappenschmiede-Co-Produktion zum 3:2. Matthew Hoppe (19) legte auf – Florian Flick (21) verwandelte. „Florian haben wir für die nächste Saison im Auge. Er ist sehr effektiv in seiner Spielweise“, sagte Grammozis. Auch für Hoppe, der das 4:2 folgen ließ (64.), hatte der Trainer lobende Worte: „Er hat der Mannschaft viel Qualität gegeben.“ Mit sechs Saisontoren führt er die interne Torschützenliste an.
André Silva verkürzte für Frankfurt auf 3:4 (72.), doch Schalke rettete den Sieg. „Wir haben gesehen, dass wir viele Spieler aus der U23 auf dem Platz hatten, die um ihr Leben gerannt sind. Das ist der Ansatz, den wir haben müssen“, sagte Asamoah. Nicht nur Aydin, Idrizi, Flick und Hoppe machen Mut – auch Malick Thiaw (19) und Kerim Calhanoglu (18), die Samstag fehlten, zeigten bereits, dass sie Zukunft haben.
Schalkes Ex-Trainer Gross setzte nicht auf die Jugend
Das ist auch ein Verdienst von Grammozis, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger Christian Gross den Mut hatte, auf junge Spieler zu setzen. Fünf U19- oder U23-Spieler feierten unter Grammozis ihr Bundesliga-Debüt. Vor dem Frankfurt-Spiel war der Trainer wegen zahlreicher Niederlagen in die Kritik geraten – nun sammelte er Pluspunkte. Es ist wahrscheinlicher geworden, dass er den Neuaufbau leiten darf.
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Während die Schalker ihren unverhofften Coup feierten, waren die Frankfurter mal wütend, mal ratlos. Auf der Zielgeraden haben sie die Teilnahme an der Champions League wohl verspielt. „Mannschaft und Trainer haben versagt“, sagte Profi Sebastian Rode. Seit der Abschiedsankündigung von Trainer Adi Hütter, der zu Borussia Mönchengladbach wechselt, verlor Frankfurt drei von fünf Spielen. „Dass es eine Rolle gespielt hat, ist nicht von der Hand zu weisen“, sagte Rode. Hütter selbst verteidigte sich: „Platz fünf ist fix – das ist ein sehr gutes Ergebnis.“
Die Eintracht spielt künftig trotz der peinlichem Pleite europäisch, Schalke in der 2. Bundesliga. Das ist – bei aller Freude – die Realität.