Gelsenkirchen. Schalke-Trainer Dimitrios Grammozis ist in die Kritik geraten. Am Freitag sprach er darüber, warum er dennoch weiter “Bock auf den Verein“ habe.
Wohl jeder beim FC Schalke 04 zählt aktuell die Tage - achtmal müssen Mitglieder, Fans, Spieler, Trainerteam noch schlafen, dann ist die Horror-Saison 2020/21 beendet. Eine Saison, die mit dem Abstieg in die 2. Bundesliga endet, die viele Rekorde lieferte. Eine, die als Fünf-Trainer-Saison in die Vereinsgeschichte eingeht. Aktuell ist Dimitrios Grammozis da - und auch er steht schon wieder in der Kritik. Er weiß das - und die Pressekonferenz vor dem vorletzten Saisonspiel gegen Eintracht Frankfurt (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) nutzte er zur ausführlichen Eigenwerbung.
Es sind die Zahlen, die dagegen sprechen, dass Grammozis die Chance bekommt, in der 2. Bundesliga die Mission Wiederaufstieg leiten zu dürfen. Der Vertrag des 42-Jährigen gilt auch im Abstiegsfall, gegen eine geringe Zahlung könnte er aber im Sommer vorzeitig beendet werden. Unter Grammozis' Regie gab es nur einen Sieg und ein Unentschieden, dafür aber sieben - teils happige - Niederlagen.
Schalke-Trainer Grammozis: "Wir wollen eine coole Truppe bauen"
Intern, und daran lässt Grammozis keinen Zweifel, sei eine mögliche Ablösung kein Thema. "Wir haben eine sehr gute und offene Kommunikation mit Peter Knäbel und Rouven Schröder", sagt er über die Zusammenarbeit mit Sportvorstand Knäbel und dem neuen Sportdirektor Schröder. "Wir haben gesagt, dass wir diese Situation zusammen meistern wollen", ergänzt Grammozis. Bei den Vertragsgesprächen hatte er mit Knäbel sogar ausführlich über die Möglichkeit gesprochen, dass die Bilanz bis zum Saisonende durchaus negativ sein könnte. Nicht einmal wurde im kleinen Kreis bisher angedeutet, die sportliche Leitung würde sich nach einem neuen Mann wenigstens schon umsehen.
Im Gegenteil: Knäbel und Schröder telefonieren fast täglich mit Grammozis, fragt dessen Wünsche für den Kader ab, informiert ihn über den Stand der Gespräche. "Ich denke, es ist der große Vorteil, wenn man bereits vorher gekommen ist, dass man Einfluss hat, wer neu geholt wird. Wir wollen eine coole Truppe bauen. Die Fans können sich auf eine Mannschaft freuen, die jedes Spiel 100 Prozent Gas gibt."
Dann gab Grammozis einen Einblick in die Vertragsgespräche und betrieb Eigenwerbung. Er hob hervor, wie gern er auf Schalke arbeitet. "Ich habe Bock auf die Aufgabe, Bock auf den Verein und Bock auf die Art und Weise, wie wir zusammenarbeiten und die Sache angehen. Alle, die in die Kaderplanung involviert sind, machen bisher einen guten Job", sagte Grammozis.
Grammozis: "Schalke ist kein normaler Verein"
Mit den möglichen Zugängen würde nicht nur über vertragliche Dinge wie Gehalt oder Laufzeit gesprochen. "Jeder Spieler, der zu Schalke kommt, muss wissen, worauf er sich einlässt. Es ist kein normaler Verein. Schalke ist Geschichte, Tradition - und es steckt auch Druck dahinter. Es geht nicht nur darum, einen Vertrag zu bekommen oder nicht. Schalke ist mehr als ein Vertrag." Er selbst hat Schalke auch so angenommen - und das ist seine Botschaft.
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Schalke sei für viele Spieler interessant, trotz der schwierigen Saison, trotz der Fan-Proteste. "Viele Spieler warten eher auf uns als wir auf sie. Jungs wie Danny Latza und Simon Terodde hatten andere Optionen, auch höherklassige. Trotzdem haben sie sich für Schalke entschieden."
Grammozis-Zukunft: Schalke hält sich Hintertürchen offen
Wer am Ende die 17 Gegner in der 2. Bundesliga sind, würde ihn auch nur am Rand interessieren. "Natürlich verfolgt man das Geschehen in der 2. Bundesliga. Aber wir sind ein Verein, der auf sich schauen muss. Ob der Hamburger SV doch in die 1. Liga hochgeht oder nicht, das ist nicht unsere Baustelle", sagt er.
Und zu spüren ist: Egal wer die 17 Gegner sind, Grammozis würde gern bleiben. Doch ob er trotz aller internen Treueschwüre auch bleiben darf? Knäbel änderte zuletzt seine Aussagen. Er sprach öffentlich nicht mehr von "definitiv", sondern nur noch von einer "festen Absicht", Grammozis halten zu wollen. Ein Hintertürchen ist bereits geöffnet.
