Gelsenkirchen. Suat Serdar ist einer der Profis, für die Schalke auf eine Ablöse hoffen darf. Gegen Augsburg sorgte er aber erstmal für ein vermisstes Gefühl.

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Absteigen aus der Bundesliga kann Schalke nach dem nächsten Spiel noch nicht – auch wenn am Montag andere Hochrechnungen die Runde machten. Weil am kommenden Wochenende mit Mainz 05 und Hertha BSC zwei andere Abstiegskandidaten gegeneinander spielen, ist der Tag des Schalker Abstiegs selbst bei einer Niederlage am Samstag in Freiburg noch nicht endgültig gekommen. Wann es soweit sein wird, spielte aber nach dem Schalker 1:0-Sieg gegen Augsburg auch nur eine untergeordnete Rolle. Bedeutsamer war für diesen Moment das Gefühl, endlich wieder einmal ein Spiel gewonnen zu haben. Das sei „wichtig für unsere geschundenen Seelen“, erklärte Co-Trainer und Schalke-Legende Mike Büskens.

Cheftrainer Dimitrios Grammozis ging in die gleiche Richtung: Auch er empfand den Sieg als Lohn für die Arbeit – die vergangenen Wochen seien für alle sehr anstrengend gewesen. Schon vor dem Spiel sei die klare Richtung gewesen, sich nun endlich auch einmal mit Punkten dafür zu belohnen. Und für Grammozis passte es irgendwie auch zu diesem Tag der Erleichterung, dass mit Suat Serdar einer das Siegtor erzielte, der am Sonntag auch noch Geburtstag hatte. 24 Jahre wurde der Mittelfeldspieler alt.

Zuletzt entschied Serdar vor 15 Monaten ein Bundesligaspiel für Schalke

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Es ist eine Weile her, dass Serdar ein Bundesligaspiel für Schalke entschieden hat: Zuletzt war dies am 17. Januar 2020 beim 2:0 gegen Borussia Mönchengladbach der Fall. Auch Serdar empfand diesen Erfolg gegen Augsburg als Lohn, er sagte: „Den Sieg und das Tor habe ich mir verdient – haben wir uns verdient als Mannschaft.“ Auch den Spielern hat dieser ewige Misserfolg ja zugesetzt: Niemand hat Freude daran, ein ganzes Jahr lang in seinem Beruf vorgeführt zu werden.

Schalkes Suat Serdar feiert sein Tor zum 1:0 gegen den FC Augsburg.
Schalkes Suat Serdar feiert sein Tor zum 1:0 gegen den FC Augsburg. © AFP

Von Serdar weiß man, dass ihn das beschäftigt. Wahrscheinlich hat er selbst keine schlüssige Erklärung für das, was in dieser Saison auf Schalke passiert ist. Ihn persönlich wird es vermutlich die Teilnahme an der Europameisterschaft im Sommer kosten. Ein kleiner Schaden im Vergleich zu dem, der auf Schalke entstanden ist.

Serdar, Harit und Kabak sind die Kandidaten, die Schalke Geld bringen können

Serdar ist einer der Spieler, die wenigstens den finanziellen Schaden mindern können: Für ihn als Nationalspieler darf sich Schalke eine Ablösesumme erhoffen, die vielleicht in den zweistelligen Millionenbereich geht. Damit ist er eine Ausnahme im Schalker Kader: Zwar haben die meisten Spieler auch nach einem Abstieg noch gültige Verträge. Aber nur die wenigsten sind so interessant, dass andere Vereine für sie eine hohe Ablösesumme bieten werden. Neben Serdar (24) als Nationalspieler trifft das vermutlich am meisten noch auf Offensivmann Amine Harit (23) und den derzeit an den FC Liverpool ausgeliehenen Ozan Kabak (21) zu.

„Auf jeden Fall habe ich noch einen Vertrag“

Dass Serdar mit Schalke in die Zweite Liga geht, ist extrem unwahrscheinlich, auch wenn er nach dem Spiel gegen Augsburg bei Sky unverbindlich sagte: „Man weiß nie, was im Sommer passiert. Ich schaue jetzt von Spiel zu Spiel, und dann muss man sehen. Auf jeden Fall habe ich noch einen Vertrag.“ Mit entscheidenden Toren wie gegen Augsburg stellt er sich auf jeden Fall ein wenig ins Schaufenster.

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Noch aber hat Schalke sechs Bundesligaspiele: Bevor die nicht gespielt sind, werden nicht viele Personal-Entscheidungen fallen – die Konzentration soll weiter auf den Platz gerichtet sein, um die Saison mit Anstand zu Ende zu bringen. Wie beim Sieg gegen Augsburg oder eine Woche zuvor bei der ordentlichen Leistung in Leverkusen.

Und noch ist Schalkes Abstieg ja auch rechnerisch noch nicht besiegelt. Der erfahrene Stürmer Klaas-Jan Huntelaar sagte nach dem Sieg gegen Augsburg: „Heute haben wir gewonnen. Und das nächste Spiel gewinnen wir wieder.“

Dann darf wenigstens noch weiter gerechnet werden...