Gelsenkirchen. Marketingvorstand Alexander Jobst verlässt Schalke 04 im Sommer. Er ist eine Reizfigur, Hass und Hetze gehen aber zu weit. Ein Kommentar.

Im Sommer ist Schluss, für das Ende der Saison hat Alexander Jobst seinen Rücktritt bei Schalke 04 angekündigt. Das löst unterschiedliche Reaktionen aus. Zu beobachten ist einerseits große Erleichterung in Fan-Kreisen, da der scheidende Marketingvorstand eine Reizfigur ist; allein schon deshalb, weil er die Ausgliederung der Profiabteilung befürwortet. Andererseits verliert der Verein in Zeiten eines wirtschaftlichen Chaos‘ einen wichtigen Funktionär, der auf die Einkommensseite der Finanzen nachweislich positiven Einfluss hatte. Schalkes Hauptproblem sind aber die Ausgaben.

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Außerhalb der Bewertung, ob Jobsts Rückzug bei Schalke 04 nun gut oder schlecht für den Verein ist, steht eines: Wenn jemand wegen massiver Anfeindungen und Gewaltandrohungen seinen Posten niederlegt, darf man das nicht als „Na gut, ist halt so“ beiseite wischen.

Schalke-Bosse sehen sich Drohungen ausgesetzt

Ja, durch die Sozialen Medien gehört es heute auch zum Job eines Sportfunktionärs, Kritik an sich abprallen lassen zu müssen, die mit Anstand und Sachlichkeit nichts mehr zu tun hat. Hinter der Anonymität des Internets lässt es sich gut verstecken, die Hemmschwelle ist niedrig. Wenn durch einige – zum Glück sind sie in der Unterzahl – Spinner aber auch noch die körperliche Unversehrtheit bedroht wird, wenn die staatlichen Ordnungskräfte für Sicherheit der Familie sorgen müssen, ist eine Grenze weit überschritten.

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Ob bei Sportvorstand Jochen Schneider, beim Aufsichtrats-Vorsitzenden Jens Buchta oder nun bei Alexander Jobst: Das Wirken der Vereinsoberen muss kritisch beäugt werden, zweifelsohne. Wer daraus allerdings Hass und Hetze entwickelt, macht das, was den Funktionären gerne vorgeworfen wird: Er stellt sich über den Verein und handelt damit gegen die Werte, die Schalke 04 eigentlich ausmachen sollen.

Jobst war ein Tönnies-Mann, verhalft Schalke aber zu starken Sponsorenverträgen

Natürlich gilt auch: Weil hier eine Rote Linie überschritten wurde, mindert das nicht die Mitverantwortung von Alexander Jobst an der Schalker Gesamtsituation. Der 47-Jährige war stets Vertrauensmann des abgesetzten Vereinsbosses Clemens Tönnies, trug alle Entscheidungen in seinen zehn Jahren bei den Königsblauen mit, hat sich jedoch durch seine kompromisslose Art auf der Geschäftsstelle nicht nur Freunde gemacht. Um die Zukunft gestalten zu können, braucht man aber Rückhalt.

Alexander Jobst holte für den Verein allerdings viele hochdotierte Sponsorenverträge heraus. Es mag noch nicht bei allen Fans angekommen sein: Allein mit dem Verweis auf Tradition lässt sich weder erfolgreich Fußball spielen noch gut wirtschaften, die Bundesliga ist längst mehr Unterhaltungsindustrie als ein reiner sportlicher Wettstreit. Jobst ist ein Fachmann für Strategie. Für sich selbst wird er eine haben – Schalke 04 muss so einen Profi nun aber erst einmal wieder finden.