Gelsenkirchen. Bundesliga-Schlusslicht FC Schalke 04 muss die Absage von Ralf Rangnick verkraften. Die Folge sind Schuldzuweisungen. Ein Kommentar.

Dass die Trümmermannschaft von Schalke 04 die taumelnde Gladbacher Borussia wieder stark machen würde, damit war zu rechnen. Eine schwerer wiegende Niederlage musste der Liga-Letzte schon vor dem Anpfiff hinnehmen. Ralf Rangnick stieg aus, nachdem er eine Woche lang die Verhältnisse begutachten konnte, die das Werben um ihn begleitet hatten. Aus seinem Umfeld war der Satz zu vernehmen: „Wir wurden da in einen Krieg hineingezogen.“

Rangnick hätte von Schalkes Lage nicht überrascht sein dürfen

Abgesehen davon, dass ein Vollprofi wie Rangnick davon nicht hätte überrascht sein dürfen: Recht hat er. Der Verein ist zerrissen und zerstritten. Zwei Lager stehen sich unversöhnlich gegenüber: Die Führungsriege aus Aufsichtsrat und Vorstand, die um ihre Stellung kämpft, sowie die Gruppe „Tradition und Zukunft“, die durchaus mehr anstrebt, als nur ihre Hilfe anzubieten. Nun kommen Schuldzuweisungen wie erwartet. Aufsichtsrats-Chef Jens Buchta erklärt Rangnicks Absage mit „Strömungen von außen“, die Interessengemeinschaft hält ihrerseits der Vereinsführung vor, nicht alles für eine Verpflichtung des Hoffnungsträgers getan zu haben.

Der Aufsichtsratsspitze Scheinverhandlungen zu unterstellen, ist starker Tobak. Tatsächlich aber gibt es auf Schalke traditionelle Kräfte, die ein Interesse daran haben, dass sich die Machtverhältnisse nicht verschieben – was durch Ralf Rangnick automatisch geschehen wäre. Die Gruppe, die ihn kontaktiert hatte, hätte Aufwind bekommen, bei Veränderungen im Aufsichtsrat könnten Vorstandsposten wackeln. Und die Chancen von Ex-Finanzchef Peter Peters auf ein Aufsichtsrats-Mandat wären eher nicht gestiegen.

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Seit Monaten hätte Schalke einen neuen Sportvorstand haben müssen

Jetzt muss die Gruppe mit dem berechtigten Vorwurf leben, dass der Leipziger Markus Krösche nicht mehr zu haben ist. Wenn es aber heißt, es werde nun „schnellstmöglich“ die Besetzung des Sportvorstand-Postens angestrebt, beschreibt dies das ganze Problem. Seit Monaten hätte Schalke einen Sportvorstand gebraucht, der die Zweitliga-Saison plant. Nur deshalb entstand das Theater.

Man glaubt ja oft, schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden. Aber da sollte man sich bei den gegenwärtigen Schalker Zuständen mal nicht täuschen.