Gelsenkirchen. Ozan Kabak geht, Skhodran Mustafi kommt. Aus Angst vor dem drohenden Abstieg lässt Schalke nichts unversucht. Experte Hamann lobt den Transfer.
Wie oft Jochen Schneider im Laufe des Montags sein Mobiltelefon aufgeladen hat, ist nicht überliefert. Aber auf jeden Fall war das Handy des Schalkes Sportvorstandes am letzten Tag des Winter-Transferfensters im Dauereinsatz. Bei den Königsblauen drehte sich das Personal-Karussell mit viel Schwung. Ergebnis: ein namhafter Abgang und ein ebenso spektakulärer Zugang, für den am späten Montagabend die offizielle Bestätigung folgte. Während Ozan Kabak zum FC Liverpool wechselte, soll Shkodran Mustafi, 2014 in Rio Weltmeister mit der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, die entstandene Lücke in der Abwehr von Schalke 04 schließen.
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Verteidiger Kabak, trotz seiner ausgiebigen Bundesliga-Erfahrung immer noch erst 20 Jahre alt, trägt künftig das Logo des von Jürgen Klopp trainierten englischen Top-Klubs auf der Brust. Der Deal mit Liverpool ist offiziell eine Leihe mit Kaufoption. Im Gesamtpaket könnten rund 30 Millionen Euro in die leere Schalker Vereinskasse sprudeln. Als Leihgebühr sollen jetzt 3 Millionen Euro von den Reds fällig sein.
Ex-Schalker fällt lange aus: Handlungsbedarf beim FC Liverpool
Der englische Meister war schon länger heiß auf den türkischen Nationalspieler, der vor eineinhalb Jahren für 15 Millionen Euro Ablöse vom VfB Stuttgart nach Schalke wechselte und hier als Mann für die Zukunft galt. Da Liverpool nach der schweren Verletzung des Ex-Schalkers Joel Matip und dem langfristigen Ausfall von Virgil van Dijk dringend Handlungsbedarf in der Abwehr hatte, wurde das Thema jetzt richtig heiß.
Und Liverpool machte Nägel mit Köpfen. „Kabak ist ein Spieler, den ich sehr mag“, sagt Sky-Experte Dietmar Hamann. „Ich gehe davon aus, dass er nächstes Wochenende schon spielen wird.“ Der türkische Nationalspieler Kabak stand bei den abstiegsbedrohten Gelsenkirchenern noch bis zum Sommer 2024 unter Vertrag. Nach dieser Spielzeit hätte der Abwehrmann für eine Ausstiegsklausel in Höhe von 45 Millionen Euro wechseln können. Der talentierte Innenverteidiger kam in dieser Serie in 14 von 19 Spielen zum Einsatz, hatte aber sichtlich an der nervenaufreibenden Situation im Abstiegskampf zu knacken. Kabak fand nie zu der Sicherheit, die ihn zu Beginn seiner Schalker Zeit ausgezeichnet hatte.
Für Kabak hat sich Schalke mit Shkodran Mustafi einen Weltmeister als Ersatz für die Abwehr geholt. Der 28-Jährige einigte sich im Laufe des Montags mit dem FC Arsenal auf eine Auflösung seines bis zum 30. Juni laufenden Vertrags und entschied sich für die schwierige Existenzkampf-Aufgabe bei den Königsblauen. Mustafi unterzeichnete ein bis zum Saisonende gültiges Arbeitspapier. Der Verteidiger befand sich in den letzten Monaten in einer ähnlichen Situation wie Sead Kolasinac, der im Januar vom FC Arsenal an Schalke 04 verliehen worden war: Auch er kam bei den Gunners kaum zum Einsatz.
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Was die Wettkampfpraxis anbelangt, kann Shkodran Mustafi nicht allzu viele Trümpfe ausspielen. Bei ihm stehen in dieser Saison erst 534 Minuten Spielzeit für Arsenal in der Premier League, Europa League und im Pokalwettbewerb zu Buche. Bei Schalke geht es dem Defensivspieler vor allem darum, wieder regelmäßig ans Spielen zu kommen, um sich Richtung Sommer neu positionieren zu können. „Er hat lange nicht gespielt“, sagt Dietmar Hamann, „und wenn du so lange nicht gespielt hast, ist es immer schwierig, sofort zu helfen. In Bestform sehe ich Mustafi nicht allzu weit hinter Kabak. Es ist ein Deal, der für Schalke mit Sicherheit Sinn macht.“
Mustafi gilt mit seiner Art wie auch Kolasinac als Führungsspieler. Auf genau solche Typen baut der neue Trainer Christian Gross im Abstiegskampf. Das Duo sowie Klaas-Jan Huntelaar (von Ajax Amsterdam) und William (vom VfL Wolfsburg) sind die Schalker Ausbeute bei den letzten Transfermöglichkeiten dieser Saison. Einen offensiven Außen gab es am letzten Tag nicht mehr – es bleibt also an den Vieren, vielleicht noch entscheidende Impulse zu geben.