Bremen. Das 1:1 bei Werder Bremen vergrößert die Schalker Abstiegsangst. Die Königsblauen müssen für beide Ligen planen. Dies übernimmt Jochen Schneider.

Am Sonntagmorgen saß Jochen Schneider schon in München, 770 Kilometer entfernt von dem Ort, an dem am Tag zuvor der Abstieg in die 2. Bundesliga noch wahrscheinlicher wurde. „Ein Punkt ist besser als keiner“, sagte der Sportvorstand des FC Schalke  04 über das 1:1 (1:0) bei Werder Bremen in der Sport1-Talkshow Doppelpass. Ähnlich hatte das Trainer Christian Gross direkt nach dem Spiel formuliert: „Ich sehe das als einen positiven Punkt.“ Doch das Spiel, das die Initialzündung für die große Aufholjagd sein sollte, ließ die meisten Fans ratlos zurück.

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Die Saison droht nun ein Schrecken ohne Ende zu werden, ein 15 Spieltage dauernder Albtraum, eine Abschiedstour in Moll. Zwar spielte Schalke eine passable erste Halbzeit, führte durch Omar Mascarell (38.) mit 1:0. Doch als die Bremer das Tempo anzogen und deutlich offensiver spielten, hatte Schalke keine Antworten mehr – wie so oft. Kevin Möhwald (77.) erzielte den Ausgleich. Und Werder war dem Sieg deutlich näher. Bei seinem Debüt konnte auch Sturm-Rückkehrer Klaas-Jan Huntelaar der in der zweiten Hälfte überforderten Mannschaft keine Impulse mehr geben.

Die Zweite Liga ist mehr denn je Schalkes realistische Perspektive, in weniger als sechs Monaten beginnt am 23. Juli deren Saison. Schon in viereinhalb Monaten müsste die Vorbereitung starten – eine frühzeitige Planung ist unabdingbar. Momentan kümmert sich der umstrittene Schneider um die sportliche Zukunft, wie er am Sonntagmorgen sagte: „Aktuell haben wir als Vorstand die Verpflichtung, zweigleisig zu planen. Da geht es um Zahlen und auch um den Kader.“

Schalke: Manga als Sportdirektor im Gespräch

Und auch um einen Sportdirektor, der das Aufgebot zusammenstellen soll, denn seit der Trennung von Michael Reschke ist diese Stelle vakant. Schneider steht bei der Suche im Austausch mit dem Aufsichtsrat – und das muss auch so sein. Der Aufsichtsrat darf lediglich einen Vorstand benennen, weitere Personalien aber nur absegnen.

Der von Schneider bevorzugte Kandidat ist nach Informationen dieser Zeitung Ben Manga. Sky hatte das zuerst berichtet. Der 46-Jährige ist aktuell Chefscout von Eintracht Frankfurt. Er hat ein großes Netzwerk und ein gutes Auge. Schneider hatte Manga 2012 zum VfB Stuttgart geholt. In Stuttgart entdeckte Manga Filip Kostic, in Frankfurt unter anderem Luka Jovic und Sebastien Haller – er ist am derzeitigen Erfolg der Eintracht in hohem Maße beteiligt. Auch Schalkes Nachwuchs-Chef Peter Knäbel kennt Manga gut. 2016 wollte Knäbel ihn in seiner Funktion als Sportchef des HSV nach Hamburg holen.

Manga gilt aber als ein klassischer zweiter Mann – er scheint keiner zu sein, der zum Sportvorstand taugt. Ob Schneider das im Abstiegsfall jedoch bleiben darf, ließ er offen. Sollte die Rettungsmission von Christian Gross scheitern, wäre ein Gespräch mit dem Aufsichtsrat nötig. Noch hat Schneider aber die Hoffnung nicht aufgegeben, auch wenn ihm nach dem 1:1 in Bremen fast nur noch Floskeln einfielen. „Wir brauchen schleunigst eine Trendwende, damit wir das Ziel, das für viele jetzt unrealistisch ist, noch schaffen“, sagte Schneider. „Am Ende müssen wir es auf dem Platz zeigen. Da muss es besser werden. Wir können uns ja nicht aufgeben!“

Die nächsten drei Liga-Gegner stehen aber in der oberen Tabellenhälfte: RB Leipzig, Union Berlin und Borussia Dortmund. Schneider vertraut Gross. Seit der Trainer Ende Dezember übernahm, habe er Schalkes Team „ein Stück weit stabilisiert“. Die Zahlen sprechen aber nicht dafür – aus sechs Spielen unter Gross holte Schalke nur vier Punkte. Und die Auswärtsschwäche hält an: Zuletzt gelang im November 2019 ein Sieg auf einem fremden Platz, seitdem sind es 20 Spiele in Serie ohne Erfolg.

Schalke: Ein Spieler soll Montag noch kommen

Um doch noch das Fußball-Wunder zu schaffen, soll bis zum Ende der Transferperiode am Montag um 18 Uhr nach Sead Kolasinac (FC Arsenal), Klaas-Jan Huntelaar (Ajax Amsterdam) und William (VfL Wolfsburg) noch ein vierter neuer Spieler kommen. Das Profil ist klar, Schneider sucht einen schnellen Mann für die offensiven Außenpositionen. Die Mittel sind durch die vorzeitige Auszahlung von Geldern zweier Sponsoren da. Nicht einigen konnte sich Schalke mit Erik Thommy (Stuttgart) und Joao Victor (Wolfsburg).

In Wolfsburg ist Schalke am Mittwoch im DFB-Pokal-Achtelfinale zu Gast (18.30 Uhr/Sport 1). Und wenigstens einmal konnte Schneider an diesem Wochenende schmunzeln. Als Doppelpass-Moderator Thomas Helmer augenzwinkernd sagte: „Über den Pokal könnt Ihr Euch ja noch für den internationalen Wettbewerb qualifizieren…“