Gelsenkirchen. Wenn es um einen möglichen neuen Sportchef von Schalke 04 geht, fällt ein Name häufig: Erik Stoffelshaus. Wer das ist, was dran ist - ein Check.
Noch immer sucht der Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 einen Sportdirektor - das hat der Aufsichtsrat des Klubs selbst verkündet. Der neue Mann soll die kommende Saison planen, eine Mannschaft zusammenstellen, einen neuen Trainer suchen - und möglicherweise zum Sportvorstand aufsteigen. Denn Jochen Schneider hat selbst angekündigt, im nicht unwahrscheinlichen Abstiegsfall die Königsblauen zu verlassen. Ein Name, der bei der Suche nach einem Sportdirektor besonders häufig fällt, ist Erik Stoffelshaus. Doch wer ist der 50-Jährige eigentlich? Und was ist dran? Ein Faktencheck.
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Langjährigen Schalke-Fans und -Mitgliedern, die sich seit Jahrzehnten intensiv mit dem Klub beschäftigen, ist der Name Stoffelshaus schon lange ein Begriff. Nachdem er bei seinem Heimatverein Union 09 Mülheim als Jugendtrainer begonnen und eine Ausbildung zum Industriekaufmann und ein Sportwissenschafts-Studium in Bochum abgeschlossen hatte, wechselte er 1998 zu Schalke 04. Er übernahm die U11 und U12. Doch schnell stieg er klubintern auf.
Schalke: Stoffelshaus war an wichtigen Transfers beteiligt
Ab Juli 2000 assistierte er Nachwuchschef Bodo Menze, erwarb zudem die Trainer-A-Lizenz. Sechs Jahre später folgte der nächste Aufstieg - zum Teammanager der Lizenzspielerabteilung und Assistent von Sportchef Andreas Müller. Stoffelshaus war an den Verpflichtungen von Heiko Westermann, Ivan Rakitic, Jermaine Jones und Jefferson Farfan entscheidend beteiligt. Am 26. Mai 2009 endete aber sein Job - als die Verpflichtung des neuen starken Mannes Felix Magath bekannt wurde. Magath hatte für ihn keine Verwendung mehr. Eine Abfindung in sechsstelliger Höhe klagte er vor dem Arbeitsgericht Gelsenkirchen ein - nach elf Jahren in unterschiedlichen Positionen endete seine Zeit bei S04.
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Nach seiner Zeit auf Schalke bildete er sich weiter, wurde Diplom-Sportlehrer. Er beschloss, ins Ausland zu gehen: „Ich habe immer in Mülheim gewohnt, auf Schalke gearbeitet, in Bochum studiert – mein Dunstkreis war immer ziemlich Ruhrpott-lastig“, sagte er der WAZ damals. Er bewarb sich im englischsprachigen Ausland - und fand einen Job im November 2013 in Kanada. Zunächst wurde er technischer Direktor des West Ottawa Soccer Clubs, im März 2015 technischer Direktor der Region York in Toronto.
Lange blieb er dort nicht. Der russische Spitzenklub Lokomotive Moskau wurde auf Stoffelshaus aufmerksam und verpflichtete ihn am 22. Januar 2017 als Sportdirektor. Unter dessen Regie gewann Lok Moskau den russischen Pokal (2017) und die russische Meisterschaft (2018), spielte in der Europa League (2017/2018) und in der Champions League (2018/2019). Er war es, der Schalke-Idol Benedikt Höwedes nach Russland holte. Höhepunkte der Amtszeit waren zwei Champions-League-Spiele gegen die Königsblauen. Am 31. Dezember 2018 hörte er aber in Moskau auf. "Es ist Zeit für etwas Neues in meinem Leben", sagte Stoffelshaus. Zwei Kinder hat er - ein Sohn ist bereits erwachsen.
Auch nach dem Heidel-Aus fiel der Name Stoffelshaus
Doch seit etwas über zwei Jahren hat er kein Job-Angebot mehr angenommen - obwohl er selbst in Interviews sagte, regelmäßig mit deutschen und englischen Klubs gesprochen zu haben. Nun wird sein Name mit wieder mit dem offenen Posten auf Schalke in Verbindung gebracht.
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Doch was ist dran? Neu ist das Gerücht nicht. Als Christian Heidel im Februar 2019 ging, fiel Stoffelshaus' Name. Ähnlich war das, als Heidel-Nachfolger Schneider im Sommer 2019 einen Sportdirektor und einen technischen Direktor suchte. Da äußerte sich Stoffelshaus in einer Talkrunde kritisch: "Es gab keinen Kontakt. Ich sehe, dass sie einen Sportvorstand haben, aber einen Sportdirektor un deinen technsichen Direktor suchen - da hat jeder in seiner Position Kompetenzen. Da fragt man sich als Spieler aber vielleicht auch, mit wem man sich unterhalten soll. Ich bin für klare Hierarchien."
Auch zur aktuellen Krise äußerte er sich - im Dezember 2020 bei Sky: "Die ganze Geschichte ist sehr vielschichtig. Fehleinschätzungen spielen eine sehr große Rolle, vor allem im Erfolgsfall. Wahrscheinlich hat die Mannschaft im Vizemeister-Jahr 2017/2018 über ihren Verhältnissen gespielt. Vielleicht hat man in der Zeit die Mannschaft falsch eingeschätzt. Am Ende des Tages sieht es nun ziemlich düster aus."
Schalke: Stoffelshaus wird nicht mit Schneider zusammenarbeiten
Klar ist: Im Aufsichtsrat hat Stoffelshaus nach Informationen dieser Redaktion noch einige Freunde - Sport 1 berichtete zuerst. Doch im Führungsgremium der Königsblauen gibt es unterschiedliche Auffassungen über das Profil des neuen Mannes - das lähmt die Suche. Und klar ist auch: Stoffelshaus steht weiter zu klaren Hierarchien. Zu einer Zusammenarbeit mit Schneider wird es nicht kommen - höchstens im Fall eine Amtsübergabe.
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Für Stoffelshaus spricht, dass er den Verein seit Jahrzehnten kennt und weiß, wie die Schalke-Fans und die Menschen im Ruhrgebiet ticken. Er hat sowohl theoretisch als auch praktisch große Fähigkeiten, um den Job als Sportchef gut ausführen zu können, sammelte internationale Erfahrung, hat ein großes Netzwerk. Gegen ihn spricht, dass er in Deutschland eine solche Position noch nie ausgeübt hat und seit über zwei Jahren raus ist aus dem Geschäft.
Eins steht fest: ein interessanter Kandidat ist er. Und kein aussichtsloser.