Gelsenkirchen. Der Gelsenkirchener Sportpsychologe René Paasch rät dem Schlusslicht, nicht auf die Tabelle zu schauen.
Die Stimmung beim Vormittags-Training des FC Schalke 04 war am Mittwoch gut. Es gab lachende Gesichter und gute Laune auf dem Platz. Das klingt für einen Tabellenletzten, der acht Punkte Rückstand auf den Relegationsplatz hat, zunächst einmal ungewöhnlich, ist aber möglicherweise auch ein Lösungsansatz von Trainer Christian Gross: Mit positiver Stimmung zu einer gewissen Lockerheit im Existenzkampf finden.
Schalke 04: Brennen für Blau-Weiß
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René Paasch, Sportpsychologe aus Gelsenkirchen-Erle, weiß, worauf es in besonders kniffligen Situationen ankommt. Der Experte arbeitet auch mit Spielern der Königsblauen zusammen und sagt: „Im Moment sind zwei Faktoren besonders wichtig. Zum einen die emotionale Verbundenheit zu Schalke. Wenn ich Blau-Weiß liebe, dann brenne ich für diese Farben. Und zum anderen geht es um das Anliegen: Mir muss es als Spieler wichtig sein, weiter für Schalke 04 zu spielen.“
Gerade in schwierigen Phasen geht die Tendenz oft dahin, dass sich Berater für ihre Klienten bereits nach neuen Aufgabenfeldern umsehen, während der aktuelle Arbeitgeber knietief im Morast steckt und um sein Überleben kämpft. Paasch: „Häufig gibt es den Reflex, in der Krise weg zu gehen, aber eine Krise kann auch etwas ganz Besonderes sein und zusammenschweißen, wenn man sie gemeinsam meistert.“
Schalke 04: Angst ist spürbar
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Paasch ist als „Erler Junge“ nah dran an Schalke, hat Kontakte zu Jugendspielern und zu Profis. „Man spürt im Verein diese allgegenwärtige Angst“, sagt der Sportpsychologe, der früher zwei Jahre lang für den VfL Bochum gearbeitet hat. Paasch: „Die Bundesliga biegt jetzt in eine entscheidende Phase ein. Dadurch stehen die Profis noch mehr unter Druck. Aber sie sind alle nicht so gepanzert, dass alles Negative an ihnen abprallt. Grundsätzlich muss man davon ausgehen, dass jeder Einzelne leidet.“
Die Angst vor Fehlern begleitet Matija Nastasic & Co. in jedem Spiel. „Das ist wie mit dem rosa Elefanten“, nennt Paasch einen bildlichen Vergleich, „du willst ihn nicht sehen und dann taucht er auf. Bei Schalke ist das mit den Fehlern, die zu Gegentoren führen, ähnlich. Sechs Mal hat eine Flanke zum Treffer für die Gegner geführt. Jetzt kommt die siebte Flanke – und das Kopfkino geht an.“
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Für Trainer Christian Gross und seine Assistenten bedeutet das viel Arbeit. „Es geht darum, herauszufinden: Wie läuft die Kommunikation untereinander? Was läuft in den Spielerköpfen ab? Welche Ziele haben sie? Wie gehen sie mit ihrer Angst vor Fehlern um? Damit muss man sich stark auseinandersetzen. Dazu kommt es darauf an, sich Selbstvertrauen im Training zu erarbeiten. Die Profis müssen merken: Ich kann gewinnen. Und bei uns ist keiner unwichtig“, analysiert Paasch.
Paasch: In kleinen Schritten denken
Vom Blick auf die Tabelle der Fußball-Bundesliga rät der Sportpsychologe ab. „Ich würde die Tabelle als Trainer nicht mehr thematisieren. Schalke muss in kleinen Schritten denken: Als nächste Aufgabe kommt Bremen. Wenn sie sich kleine Ziele setzen, dann ist nicht so schwer, auf den hohen Berg zu kommen.“
Die Art, mit der Neu-Coach Gross sich vor seine Mannschaft stellt und optimistisch nach vorne schaut, gefällt dem Gelsenkirchener Sportpsychologen. „Er macht es wie der Fels in der Brandung und gibt den Spielern Sicherheit. Die Profis gehen für so einen Mann durchs Feuer. Man sieht es an den Leistungen von Torwart Ralf Fährmann. Er hat Vertrauen und spielt wieder richtig stark.“
Auch die Variante, auf den jungen Matthew Hoppe zu setzen, ist nach Einschätzung von René Paasch durchaus gelungen. „Hoppe ist ein junger Stürmer, der bisher am wenigsten von der Gesamtsituation mitbekommen hat. Vor Wochen hatte ihn keiner auf dem Schirm. Er hat einfach Bock, zu zocken. Wer selbst Fußball gespielt hat, weiß, was das heißt. Diese Unbekümmertheit tut Schalke gut und kann helfen. Andere Spieler sind dagegen sehr gehemmt.“ René Paasch hat trotz der prekären Lage Hoffnung für Königsblau: „Ich habe zuletzt ein positiv verändertes Schalke gesehen und bin fest davon überzeugt, dass sie es noch hinkriegen mit dem Klassenerhalt.“ 16 Spiele bleiben noch für die Rettung…
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