Gelsenkirchen. Schalke spielt gegen Gladbach. Jörg Böhme hat für Beide gespielt. Die Situation von S04 nimmt auch ihn mit, den Frust der Fans kann er verstehen.

Das Duell FC Schalke 04 gegen Borussia Mönchengladbach (Samstag, 15.30 Uhr/Sky) ist das Duell der beiden ehemaligen Klubs von Jörg Böhme. Der 46 Jahre alte Ex-Profi hat in seiner Karriere für beide Vereine gespielt. Seine größten Erfolge aber feierte er mit Schalke. Kann S04 gegen Gladbach der Sieglos-Serie ein Ende setzen? "Ich tippe nicht", sagt Böhme im Gespräch mit dieser Redaktion. Wie er die beiden Teams derzeit einschätzt, hat er im Interview aber trotzdem verraten.

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Herr Böhme, Sie sind dem FC Schalke 04 noch immer sehr verbunden. Wie sehr leiden Sie mit dem Klub?

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Böhme: Für alle, denen Schalke am Herzen liegt, ist das eine sehr schwierige Situation. Von außen lässt sich nur schwer beurteilen, was im Klub passiert. Wir sehen ja alle, dass es sportlich nicht läuft. Dass keine klare Linie und Struktur zu erkennen sind, aber zieht sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre. Jetzt sind erste Maßnahmen ergriffen worden.

Schalke: So bewertet Jörg Böhme die Fan-Proteste

Werden die helfen?

Ob die richtig sind, weiß ich nicht. Es ist nach außen jedenfalls ein klares Zeichen gesetzt worden, dass es so nicht weitergeht. Dazu sind einige Nachwuchsspieler aus der U23 und der U19 zu den Profis aufgerückt, die nun ins kalte Wasser geworfen werden. Da müssen wir abwarten, wie erfolgreich das sein wird.

Erste Fan-Gruppen haben die Mentalität der Profis und die Außendarstellung des Vereins angeprangert.

Unterm Strich kann man froh sein, dass momentan aufgrund der Corona-Pandemie keine Zuschauer in die Arena dürfen. Da würde es brenzlig werden. Der Schalke-Fan an sich ist sehr geduldig. Wenn die Ergebnisse nicht stimmen, die Spieler aber sich auf gut Deutsch den Arsch aufreißen, wird das toleriert und honoriert. Das fehlt, die Fans sind zu Recht sauer.

Jörg Böhme

Für Schalke 04 kam Jörg Böhme (46) zwischen 2000 und 2005 131-mal zum Einsatz. Dabei gelangen ihm 31 Tore und 36 Vorlagen.

Anschließend absolvierte Böhme noch 14 Partien für Borussia Mönchengladbach. Seine weiteren Stationen: Arminia Bielefeld, 1860 München, Eintracht Frankfurt, 1. FC Nürnberg und Carl Zeiss Jena.

Mit S04 gewann er zweimal den DFB-Pokal (2001, 2002) und wurde mit der DFB-Elf 2002 Vize-Weltmeister.

Nach seiner Spielerkarriere wurde er Trainer. Seit Sommer betreut er die U19 des FSV Zwickau.

Hätten Sie vor der Saison gedacht, dass Schalke so dermaßen mittendrin im Abstiegskampf stecken wird?

Dass es schwierig werden würde, war klar. Die Art und Weise, wie Schalke auftritt, ist nicht gut. Kein Trainer hat es in den vergangenen Jahren geschafft, Ruhe in den Verein zu bringen. Huub Stevens konnte zum Glück den Abstieg verhindern. Jochen Schneider, von dem ich viel halte, hat eine klare Linie angekündigt: Für Egoismus ist auf Schalke kein Platz, niemand hat das Recht, sich über den Verein zu stellen. Das ist ein erster Schritt in die richtige Richtung.

Das kann S04 von Gladbach lernen

Bei Borussia Mönchengladbach sieht die Fußball-Welt ganz anders aus. Wie nehmen Sie die Borussia im Moment wahr?

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Gladbach spielt eine außergewöhnlich gute Champions-League-Saison, ist auch in der Bundesliga stets vorne dabei. Das spricht für sich. Marco Rose hat daran einen großen Anteil. Er ist in Mönchengladbach zum Bundesliga-Trainer gereift, hat eine ganz ruhige Art, man hört ihm gerne zu. Die Mannschaft folgt ihm.

Was hat Gladbach, was Schalke fehlt?

Zu meiner Zeit auf Schalke waren wir die Mannschaft, die immer um die Europapokal-Plätze gespielt hat, während man in Gladbach zufrieden war, wenn die Saison ohne Turbulenzen zu Ende gespielt werden konnte. Mit Max Eberl hat sich das Blatt gewendet.

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Er hat Ruhe in den Verein bekommen, die Stärke der 1970er- und 1980er-Jahre zurückgebracht und die Mannschaft weiterentwickelt. Das Ergebnis davon sehen wir heute. Kontinuität ist der Schlüssel, der Schalke fehlt. Da weiß man ja nie, mit welchem Trainer man in die neue Saison geht. Und die bringen dann auch noch alle unterschiedliche Ideen mit.