Mönchengladbach. Europa-Überflieger Borussia Mönchengladbach hat Schlusslicht FC Schalke 04 die Grenzen aufgezeigt. Die Fohlen gewannen mit 4:1 (2:1).

Auch der große Knall hat für den Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04 nicht zum Befreiungsschlag geführt. Die Königsblauen verloren bei Borussia Mönchengladbach mit 1:4 (1:2) und bleiben Tabellen-Schlusslicht. Die Minus-Serie wird immer schlimmer: Nun sind es 25 Spiele in Folge ohne Sieg.

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Die Schalker hatten eine turbulente Woche hinter sich. Am Dienstag waren drei Spieler gefeuert worden: Der Vertrag von Vedad Ibisevic wurde aufgelöst, Amine Harit und Nabil Bentaleb vorläufig suspendiert. Trainer Manuel Baum schickte eine runderneuerte Startelf aufs Feld – mit vier Änderungen, der neuen 4-2-3-1-Taktik und einem Debütanten: U23-Stürmer Matthew Hoppe gab die Solo-Spitze.

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Zur Motivation der Spieler zeigte Baum unmittelbar vor dem Spiel ein Video, das viele Schalke-Fans gedreht hatten. Unter dem Motto „GEmeinsam“ hatten sie den Spielern Mut zugesprochen. Und das half: Die Schalker waren 30 Minuten lang die deutlich bessere Mannschaft. Sie spielten präziser, wirkten präsenter und kämpferischer als das europäische Überflieger-Team. Gladbachs Trainer Marco Rose hatte das Team, das am Mittwoch noch in der Champions League Schachtjor Donezk mit 4:0 weggeputzt hatte, auf vier Positionen geändert. Doch die Borussia hatte zunächst große Probleme.

Ball unter dem Trikot, Daumen im Mund: Schalke-Stürmer Benito Raman macht nach seinem Tor zum 1:1 den Baby-Jubel.
Ball unter dem Trikot, Daumen im Mund: Schalke-Stürmer Benito Raman macht nach seinem Tor zum 1:1 den Baby-Jubel. © Getty

Die Schalker fanden gleich etliche Lücken: Mark Uth (4.), Matthew Hoppe (9.), Steven Skrzybski (13.) und Omar Mascarell (15.) suchten den Abschluss, vergaben ihre Chancen aber. Die Gladbacher kamen erst in der 16. Minute erstmals in den Schalker Strafraum. Marcus Thuram schoss den Ball aufs Tor, Keeper Frederik Rönnow wehrte ihn gekonnt ab, der Nachschuss von Florian Neuhaus sauste dann zentral aufs Tor. Auf der Torlinie behinderten sich die Schalker Matija Nastasic und Omar Mascarell gegenseitig, der Ball sprang gegen die Beine beider Spieler – 1:0 für die Borussia. Ein Slapstick-Ping-Pong-Tor. Eins, das in dieser Saison wohl nur Schalke kassieren kann.

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Doch die Königsblauen gaben nicht auf. „Nichts passiert, Männer“ rief Mark Uth nach dem Gegentor. Uth selbst ging voran. In der 20. Minute lupfte er den Ball über die Abwehrreihe der Gladbacher hinweg, Benito Raman versenkte mit einem satten Volleyschuss – ein Traumtor zum 1:1 für Schalke. Uth hätte fast die Führung folgen lassen, doch sein Freistoß prallte gegen den Pfosten (27.).

Die Gladbacher wirkten müde und nicht ganz bei der Sache. Vor dem Ausgleich war zum Beispiel Stürmer Marcus Thuram ein schlimmer Fehlpass unterlaufen. Trainer Marco Rose tobte oft an der Seitenlinie. Doch in der 36. Minute jubelten Rose und die Spieler wieder. Neuhaus hatte eine große Lücke in Schalkes Abwehr entdeckt und einen Steilpass gespielt. Oscar Wendt lief allein auf Rönnow zu und verwandelte – zweite Chance, zweites Tor, 2:1. Ihre dritte Chance ließen die Gladbacher ungenutzt. Ein Kopfball von Thuram klatschte gegen die Latte (39.).

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Viel hatten sich die Schalker für die zweite Hälfte vorgenommen, doch die Hoffnung währte nur fünf Minuten lang. Die Gladbacher bekamen 35 Meter vor dem Schalker Tor einen Freistoß zugesprochen. Patrick Herrmann flankte, Matthias Ginter legte per Kopf vor, Alessane Plea schoss aufs Tor, dort konnte Rönnow den Ball nur nach vorn abprallen lassen, Thuram setzte nach – 3:1. Das war die Entscheidung, bereits in der 50. Minute.

Obwohl sich die Schalker erkennbar nicht hängenließen, ergaben sich durch ihre offensive, aber nicht mehr zwingende Spielweise große Lücken für Konter – und die beherrscht die Borussia, die nun viele erstklassige Chancen hatte, um das Ergebnis zu erhöhen. Plea (62./68.), Thuram (64.), der eingewechselte Christoph Kramer (66.) und Patrick Herrmann (74.) vergaben zunächst, bevor Hannes Wolf auf 4:1 erhöhte (80.). Auch ein 5:1 oder 6:1 wäre möglich gewesen, die Schalker konnten sich bei Torwart Rönnow bedanken, dass die Niederlage nicht noch höher ausfiel. Sie zogen auch im 25. Spiel in Folge ein bitteres Fazit: Gekämpft hatten sie – aber wieder nur phasenweise voll überzeugt.