Gelsenkirchen. Schalke 04 verlor das Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg verdient mit 0:2 - das hat auch mit Entscheidungen von Trainer Baum zu tun.

Nach einem Fußball-Nachmittag, der so anders verlief, als es sich beim FC Schalke 04 alle erwünscht hatten, sprach Stürmer Mark Uth die klarsten Worte. „Ich bin so bedient, so sauer, ich könnte in die Kabine gehen und einfach nur weinen“, sagte Uth nach dem hochverdienten 0:2 (0:2) gegen den VfL Wolfsburg. Zum 24. Mal in Folge blieb Schalke in der Bundesliga ohne Sieg – dabei hatte es in den vergangenen beiden Wochen vergessen geglaubte Aufbruchstimmung gegeben, sogar kleine Fortschritte in der Leistung.

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Schalkes Trainer Manuel Baum schimpft

Dann aber begann das Spiel gegen die noch unbesiegten Wolfsburger. Und eine knappe halbe Stunde lief nichts zusammen. „Ein Rückschritt“, sagte Trainer Manuel Baum. Schalke spielte wie ein Absteiger, die Wolfsburger kombinierten sich durch die gegnerische Hälfte, als würden sie nur gegen elf Straßenlaternen spielen und nicht gegen eine eigentlich gestandene Bundesligamannschaft. „Das war top, toll, berauschender Fußball“, schwärmte Wolfsburgs Trainer Oliver Glasner, dessen Team sich in dieser kurzen Zeit ein halbes Dutzend großer Chancen erarbeitete und durch Wout Weghorst (4.) und Xaver Schlager (24.) zwei zur 2:0-Führung nutzte. „Bei allem Respekt vor Wolfsburg“, sagte Uth. „Wir werden zu Hause hergespielt.“ Baum schimpfte: „Wir sind enttäuscht uns sauer, vor allem, was die ersten 30 Minuten betrifft. Man nimmt sich so viel vor und kriegt gleich das 0:1. Und dann haben wir bis zum 0:2 nichts auf die Platte gebracht.“

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Dass dies so war, hatte auch mit zweifelhaften Entscheidungen des Trainers zu tun. In der Länderspielpause hatte er lange gegrübelt und sein Team dann mit einer Taktik mit Dreier-Abwehrkette auf den Platz geschickt - die drei Spieler standen dann Wout Weghorst gegenüber, die drei offensiven Mittelfeldspieler der Wolfsburger hatten nur Omar Mascarell gegen sich. „Wir bereiten uns sehr akribisch vor und waren überzeugt von dieser Herangehensweise“, sagte Baum. Doch schon das 0:1 wäre zu verhindern gewesen. Weghorst traf im Anschluss an eine Ecke von Maxi Arnold – und das nicht nach einem ausgeklügelten Trick, sondern nach der üblichen VfL-Variante. Schalke-Konzentration? Nicht da.

Schalke: Ozan Kabak kam erst spät von der Länderspielreise

Auch beim Personal bewies Baum kein gutes Händchen: Im Abwehrzentrum vertrat Benjamin Stambouli den am Knie verletzten Salif Sané – falsch. Stambouli war zu langsam, stets rückte er im falschen Moment auf, um Mascarell zu unterstützen, es entstanden große Lücken für Doppelpässe. Schon zur Pause wechselte Baum Stambouli wieder aus. Auf Ozan Kabak verzichtete Baum ganz, weil der erst am Donnerstagabend von einer Länderspielreise zurückgekehrt war. Zu viel Vorsicht? Denn für einen Platz auf der Bank reichte es.

Auf der rechten Abwehrseite verteidigte wieder Last-Minute-Zugang Kilian Ludewig (20), ein Wunschspieler von Baum – für Ludewig aber scheint die Bundesliga noch eine Nummer zu groß zu sein, so überfordert wirkt er von Woche zu Woche. Und auch das Spiel nach vorn war mangelhaft. Amine Harit machte einfach alles falsch und musste schon nach 38 Minuten den Platz verlassen. „Da hat heute einfach die Leistung nicht gepasst“, sagte Baum über Harit. Steven Skrzybski saß stattdessen draußen - einer, der immer kämpft und zuletzt auch Tore einleitete.

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Nach dem 0:2 änderte Baum dann Taktik und sukzessive auch das Personal. Schalke verteidigte nun mit einer Viererkette und zwei Spielern im defensiven Mittelfeld. Fortan war das Spiel ausgeglichen – das Gefühl, Schalke könne es drehen, stellte sich aber nicht ein. Denn die Wolfsburger hatten nur in den ersten Gang geschaltet. Das genügt aktuell, um eine knappe Führung gegen Schalke zu verteidigen.

Schalke: Starke Leistung von Torwart Rönnow

Erst in der 40. Minute entwickelte S04 erstmals Torgefahr, als Stürmer Goncalo Paciencia den Ball in die Arme von Torwart Koen Casteels schoss. Nach dem Wechsel blieb der Portugiese bei drei Chancen zielstrebig, aber glücklos (46./53./67.), zudem traf Benito Raman die Latte (90.) – das Anschlusstor mochte nicht fallen. Es blieb beim 0:2, und wieder hätte es ein großes Pfeifkonzert beim Schlusspfiff gegeben, wenn auf Schalke 60.000 und nicht null Zuschauer das Spiel gesehen hätten.

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Macht denn überhaupt etwas Mut? Das Programm der kommenden Wochen nicht. Schalke tritt nun bei Borussia Mönchengladbach (28. November) und gegen Bayer Leverkusen (6. Dezember) an – zwei Europapokal-Teilnehmer. Der niedergeschlagene Baum schöpfte nur aus zwei Statistiken etwas Mut: „Wir sind fast 120 Kilometer gelaufen, viel gesprintet – man hatte schon das Gefühl, dass wir nicht aufgeben.“ Positiv lief das Spiel zudem für Schalkes neue Nummer eins Frederik Rönnow. Der Däne verhinderte mit mehreren Paraden weitere Gegentore. Der beste Feldspieler unter vielen schlechten war Mittelfeldspieler Suat Serdar, der nach langer Verletzungspause zurückkehrte. Er brachte der Mannschaft ab der 30. Minute ein bisschen Struktur, Technik und offensive Kreativität.

„Wir müssen weitermachen“, sagte Uth. Eine klassische Durchhalteparole. Seinen Trainer Manuel Baum nahm er in Schutz: „Der Trainer ist bei uns das ärmste Schwein.“