Gelsenkirchen. Steven Skrzybski ist Schalke-Profi und Schalke-Fan. Die Negativserie belastet auch ihn. Aber er sieht einen Ausweg aus der Krise.
Steven Skrzybski erlebt mit Schalke 04 seit Monaten eine extrem schwierige Zeit. Die Königsblauen sind in dieser Bundesliga-Saison noch sieglos und stehen in der Länderspielpause auf einem Abstiegsplatz. Die Serie von 23 sieglosen Bundesligaspielen hängt wie ein Grauschleier über dem Traditionsklub.
„Wir müssen alles tun, um da unten wieder herauszukommen. Und ich bin sicher, dass wir es auch packen“, sagt der 27-jährige Offensivspieler. Im Interview mit dieser Redaktion verrät der Familienvater, wie auf Schalke die Wende gelingen soll.
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Herr Skrzybski, Sie konnten im Pokalspiel gegen Schweinfurt mit zwei Torvorlagen Pluspunkte sammeln, saßen aber danach beim Kellerduell in Mainz zunächst auf der Bank. Waren Sie enttäuscht?
Steven Skrzybski: Es gab zwei Optionen. Entweder in die Startelf zu rücken oder aber wieder als Joker hereinzukommen und Knallgas zu geben. Genau das habe ich in Mainz versucht und kurz vor Schluss das 2:2 eingeleitet. Man kann in solchen Situationen die beleidigte Leberwurst spielen, was überhaupt nicht meine Art ist, oder aber im Sinne des Teams versuchen, alles rauszuhauen. Ich finde, dass Vedad Ibisevic, Benito Raman und ich, also alle drei Eingewechselten, viel Herzblut reingelegt haben. Genau so muss es sein.
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Wie war Ihr persönliches Empfinden nach dem Mainz-Spiel?
Steven Skrzybski: Mein Gefühl war nach dem Abpfiff: Das Unentschieden ist mit Blick auf die Punktzahl zu wenig. Grundsätzlich war unser Auftritt besser, wir sind nach zwei Elfmeter-Entscheidungen zurückgekommen und haben insgesamt ordentlich gespielt. Es gibt Begegnungen, da denkst du nach 80 Minuten: Jetzt kann der Schiedsrichter ruhig abpfeifen. In Mainz hätte ich gerne noch fünf Minuten länger gespielt, weil da durchaus die Chance bestand, noch das dritte Tor zu erzielen.
Mittlerweile ist die Serie auf 23 Bundesliga-Spiele ohne Sieg angewachsen.
Steven Skrzybski: Natürlich wissen wir um diese Serie. Aber wir müssen sie ausblenden, wenn wir auf den Fußballplatz gehen. Ganz wichtig finde ich: Die Gier auf den Sieg muss bei uns größer sein als die Angst vor einer Niederlage – und das ist der Fall. Eine Mannschaft wie Schalke 04 muss immer Mut, Herz und Leidenschaft auf den Platz bringen. Das, was wir in Mainz gezeigt haben, war ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Der Nächste muss aber nun zu Hause gegen Wolfsburg folgen.
Durch die Länderspiel-Unterbrechung müssen Sie sich bis zum 21. November gedulden. Ein Nachteil?
Steven Skrzybski: Ich hätte jetzt gerne sofort in der Bundesliga weitergespielt, aber die Unterbrechung hat auch Vorteile. Unsere Jungs, die zu ihren Nationalmannschaften geflogen sind, bekommen neue Eindrücke. Und wir geben hier auf Schalke Vollgas im Training.
Wie sieht es denn mit der Stimmung im Schalker Team aus?
Steven Skrzybski: Es ist nicht so, dass bei uns jeder lachend und jubelnd zum Training kommt – das wäre auch nicht angemessen ob der momentanen Situation. Aber ich sehe hier auch keine hängenden Köpfe. Im Training ist bei uns richtig Zunder drin, genau so muss es sein. Bei uns weiß jeder, worum es geht. Mit 105 Kilometern Team-Laufleistung kann man als Mannschaft keine Spiele in der Bundesliga gewinnen.
In Mainz betrug die Schalker Laufleistung 116,9 Kilometer. Müssen Ihre Gegner jetzt wieder spüren, dass sie auf eine unangenehme Mannschaft treffen?
Steven Skrzybski: Genau das ist der Punkt. Wenn es gegen Schalke geht, dann muss man wissen: Das wird unbequem, da gibt es auch mal blaue Flecken. Das charakterisiert uns als Schalke 04 – nie aufzugeben, alles in die Waagschale zu werfen. Ein ehemaliger Trainer hat mal gesagt: Selbst an einem schlechten Tag kannst du immer noch kämpfen und laufen. Für diese Werte müssen und werden wir einstehen. Die Widerstände werden für uns nicht geringer in den kommenden Wochen. Wichtig ist, dass einer für den anderen durchs Feuer geht.
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Wie wichtig sind jetzt positive Reizpunkte?
Steven Skrzybski: Ich nenne mal ein Beispiel: Meine Tochter ist elf Monate alt. Wenn sie die ersten Schritte macht, dann klatsche ich in die Hände und lobe sie, auch wenn sie das noch gar nicht richtig verstehen kann. Man freut sich darüber und ist glücklich. Diese Glücksmomente geben dem Körper viel. Es scheint im übertragenen Sinne wieder die Sonne. Um das auf den Fußball zu übertragen: Ein Sieg würde unheimlich viel bewirken. Nur dürfen wir auf dem Weg dorthin nicht verkrampfen.
Ihr Vertrag läuft im Sommer aus. Haben Sie sich schon Gedanken über Ihre Zukunft gemacht?
Steven Skrzybski: Ich mache mir jetzt keinen Kopf, bin auch nicht nervös, was die Zukunft angeht. Im März steht die Geburt unseres zweiten Kindes an. Wenn Schalke vor dem Frühjahr reden will, würde mich das freuen. Es ist ja kein Geheimnis, was mir dieser Klub bedeutet. Ich finde es nach wie vor richtig geil, für diesen Verein zu spielen, und werde weiter alles raushauen, was möglich ist. Der Fokus liegt jetzt aber erst einmal darauf, das Schiff wieder in eine andere, bessere Richtung zu lenken.