Gelsenkirchen. Schalkes Derby-Pleite beim BVB wirkt bei Peter Neururer nach: “Du kannst verlieren, aber nicht so.“ Der 65-Jährige hat “schlimme Befürchtungen“.

Als Peter Neururer am Montag bei seiner Arbeitsstelle bei der Stölting Personal & Sportmanagement GmbH ankam, wurde sein Telefonat mit der WAZ kurz unterbrochen. „Ein Fan kam gerade zu mir und hat mir eine Schalke-WhatsApp gezeigt“, sagte Neururer zum kurzen Gesprächs-Stopp. Natürlich ging es in der WhatsApp um Häme für Schalke 04. Seit 21 Spielen sind die Königsblauen in der Fußball-Bundesliga ohne Sieg. In dieser Saison wurde das Team in München (0:8), Leipzig (0:4) und zuletzt Dortmund (0:3) zerlegt.

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Da greift automatisch der alte Spruch: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Peter Neururer: „Für Schalke ist das Spiel in Dortmund noch glimpflich ausgegangen. Irgendwann musste es mal im Kasten klappern, das hatte sich angedeutet. Und ehrlich gesagt: Für mich war das kein Derby. Du kannst sicherlich gegen Borussia Dortmund verlieren, aber nicht so. In solchen Spielen muss man sich wehren, alles reinhauen und auch selbst etwas probieren. Da muss auch mal ein langer Ball geschlagen werden, sonst komme ich hinten nämlich nicht raus. Da muss ich eben andere Mittel wählen, um das zu ändern.“ Neururer skizziert: „Der BVB war in allen Belangen überlegen. Die Torwart-Position nehme ich da mal heraus. Die konnte man nämlich nicht überprüfen, weil der BVB-Keeper ja keinen einzigen Ball auf sein Tor bekommen hat.“

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Der Kult-Coach, der Schalke 1989 vor dem drohenden Absturz aus der 2. Liga bewahrte und das Team in der Folgesaison mit leidenschaftlichem Fußball auf einen Aufstiegsplatz führte, spricht Klartext: „Wenn es am Freitag im Bundesliga-Heimspiel gegen den VfB Stuttgart in die Hose geht, dann habe ich schlimme Befürchtungen. Schalke 04 wird, sollte es auch gegen den VfB schiefgehen, mit Abstiegskampf konfrontiert. Da kann man jetzt nicht sagen: Die Saison ist ja noch jung.“ Neururer schiebt nach: „Noch ist kein Abstand in der Tabelle zu erkennen, aber es gibt gewisse Tendenzen. Und diese Tendenzen nimmst du mit.“ Ein Punkt und 2:19 Tore sprechen eine deutliche Schalke-Sprache.

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Schalke 04: Tasmania-Vergleich als Hyper-Hammer

Mittlerweile ist in Teilen des Fanlagers Häme und Wut, in anderen Teilen eine gewisse Resignation und Desinteresse zu spüren. Neururer: „Das ist die erste Stufe vor dem Bereich, den du eigentlich nicht erreichen darfst: Dem Mitleid.“ Vergleiche zu Tasmania Berlin, das in der Bundesliga-Saison 1965/66 sogar 31 Spiele ohne Sieg geblieben war, findet Neururer „den Hyper-Hammer.“ Der 65-Jährige sieht Schalke 04 trotz der alarmierenden sportlichen Entwicklung immer noch „als Riesenadresse im deutschen Profi-Fußball.“ Allerdings warnt er: „Es geht aktuell nicht nur um das Thema Klassenerhalt. Wir verlieren immer mehr unser Schalke-Gesicht. Und das finde ich richtig schlimm. Jeder, der sich mit Schalke auseinandersetzt, fragt sich: Was ist unsere Philosophie?“

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Neururer spricht in der „Wir“-Form, weil er seit Jahren S04-Mitglied ist. Seine Frage: „Warum leihe ich einen Kilian Ludewig für ein Jahr, bilde ihn hier weiter aus und gebe ihn dann wieder ab? Die eigenen Leute bei uns sind außen vor. Warum haben wir denn eine Knappenschmiede?“ Der Kult-Coach schiebt nach: „Man hätte das vor der Saison auch ganz anders lösen können. In dem man sagt: Liebe Fans, wir spielen brutal gegen den Abstieg. Und wir machen das verstärkt mit unseren Jungs aus dem eigenen Talentbereich.“