Gelsenkirchen. Dennis hat es beim Derby als einziger Schalke-Fan ins Stadion geschafft, um Schalke anzufeuern. Warum ihn die Reaktion der Spieler enttäuscht.
Seinem Nachbarn und BVB-Fan Ben hat er es zu verdanken, dass Dennis zum Mann dieses Derbys wurde – jedenfalls aus Schalker Sicht. Ben hatte sich als Mitglied der Schwarz-Gelben um zwei der 300 Tickets beworben und den Zuschlag bekommen. Weil er seinen Nachbarn mag und grundsätzlich Fußballspiele lieber auch in Anwesenheit der Fans gegnerischer Mannschaften im Stadion verfolgt, durfte Dennis, der Schalker, mit zum Aufeinandertreffen der Revierrivalen.
Während der Einlass ins Stadion trotz blauem Trikots unter der offenen Jacke noch so reibungslos verlief, wie sich Schalke-Fan Dennis das erhofft hatte, wurde der junge Mann wenig später von seiner Mannschaft enttäuscht. Und das nicht wegen der Niederlage, die sich nach dem ersten Gegentreffer in der 55. Minute deutlich abzeichnete, sondern schon viel früher.
Fan wollte Schalke-Spieler vor dem Derby motivieren
„Als sich die Mannschaft vor dem Spiel auf dem Platz warm gemacht hat, hat es mich nicht auf meinem Platz gehalten. Ich wollte, ich musste runter zu den Spielern und ihnen zeigen, dass sie nicht alleine sind. Ich habe geglaubt, es würde die Jungs motivieren, wenn sie einen Schalke-Fan sehen, der trotz der anhaltend schlechten Leistungen hier ist. Natürlich war mir klar, dass das bei den BVB-Fans nicht gut ankommen würde, aber das war mir in diesem Moment egal“, sagt Dennis. Schalke war eben wichtiger.
Auch interessant
Also klatschte Dennis in die Hände, rief den Spielern der Mannschaft von Trainer Manuel Baum aufmunternde Worte zu. Immer wieder wiederholte Dennis stellvertretend für die leidgeplagte Schalker Anhängerschaft, worauf es bei diesem Derby ankomme. „Ich habe versucht, die Jungs aufzubauen, ihnen zugerufen, dass wir sie einfach nur kämpfen sehen wollen, dass wir wollen, dass sie sich den Allerwertesten aufreißen.“
„Schalker hatten nur leere Blicke“
Doch die Reaktion des Schalker Ensembles, wie Dennis sie schildert, hätte enttäuschender kaum ausfallen können. „Da kam nichts, nur leere Blicke“, resümiert er. Dabei ersehne er sich doch auch nichts mehr als endlich mal wieder einen überzeugenden Auftritt der Mannschaft, dann könne man auch verlieren. In der zweiten Halbzeit gegen Dortmund hätten die Schalker eben diese Mentalität wieder vermissen lassen, zieht Dennis ernüchternd Bilanz.
Dabei hat er selbst die zweite Halbzeit gar nicht mehr in Gänze im Stadion verfolgt. In der 60. Minute verließ der junge Mann vorsichtshalber den Signal-Iduna-Park, um nicht doch noch irgendwo von gewaltbereiten BVB-Fans abgefangen zu werden. Wurde er nicht, Dennis kam unbeschadet zu Hause an. Seither gehen unentwegt Nachrichten auf seinem Handy ein, unzählige Schalke-Fans sprechen ihm ihren Dank und Respekt aus. Darunter auch ein Eurofighter.
Eurofighter Mike Büskens ist beeindruckt von Dennis
Mike Büskens bat die Netzgemeinde um Unterstützung bei der Suche nach Dennis: „Am besten hat mir heute beim Derby unser königsblauer Fan auf der Tribüne des Auswärtsstadions gefallen. Es ist schön, in diesen verdammt schwierigen Zeiten dieses Bekenntnis zum Club und seinen Werten zu sehen. Woche für Woche wird man mit Hohn und Spott überschüttet und deshalb hat mich dieser einzelne Schalker unter vielen andersfarbigen Klamottenträgern so inspiriert etwas zu schreiben. Ich würde ihm gerne etwas Persönliches aus meiner Schalker-Zeit schenken und ein Treffen arrangieren.“
Inzwischen haben Büskens und Dennis zueinandergefunden, ein Treffen in Gelsenkirchen soll in den nächsten Tagen folgen. Dafür nimmt Dennis auch gerne die etwa zwei Stunden Fahrt von seinem Heimatort in den Kauf. Auch Schalke hat sich bei Dennis gemeldet und will ihn kennenlernen.
Vielleicht ergibt sich dann noch mal die Gelegenheit für den einzigen Derbyhelden, der Mannschaft seine Botschaft mit auf den Weg zu geben: „Wir wollen euch kämpfen sehen!“
- Verfolgen Sie die aktuelle Entwicklung zum Coronavirus in Gelsenkirchen in unserem Newsblog
- Lesen Sie mehr Geschichten aus Gelsenkirchen
- Oder folgen Sie der WAZ Gelsenkirchen auf Facebook