Gelsenkirchen. Vedad Ibisevic steht vor einem Wechsel zu Schalke 04. Doch was spricht für und gegen einen Transfer des Routiniers?
Schalke steht vor der Verpflichtung von Sturm-Oldie Vedad Ibisevic. Doch kann der 36-Jährige den Schalkern tatsächlich noch helfen? Ergibt eine solche Verpflichtung Sinn? Unsere Redakteure diskutieren.
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Was für einen Ibisevic-Transfer zu Schalke spricht: Eine Win-Win-Situation
Als in der vergangenen Woche erste Meldungen zu einem möglichen Transfer von Vedad Ibisevic zu Schalke 04 aufkamen, war das Gespött groß. Tenor der Aussagen der zahlreichen Kritiker: „Was soll Schalke mit einem 36-Jährigen, der nicht einmal mehr gut genug für Hertha BSC ist?“
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Auf den ersten Blick ist diese Haltung zum Teil sogar nachvollziehbar, denn Fans von S04 waren lange Zeit Transfers einer anderen Größenordnung gewohnt. Beim genaueren Hinsehen jedoch würde der Deal Sinn ergeben. Weil die Schalker Kassen leer sind und die königsblaue Offensive eine einzige Baustelle ist.
Wichtig ist unter diesen Gesichtspunkten: Eine Verpflichtung des Routiniers wäre komplett ohne Risiko. Denn Ibisevic würde nach Informationen dieser Redaktion für ein sehr niedriges Grundgehalt einen Ein-Jahres-Vertrag auf Schalke unterschreiben. Der kicker schreibt von 100.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen allerdings noch erfolgsabhängige Bonuszahlungen. Fakt ist in jedem Fall: Ibisevic wäre ein Schnäppchen für Königsblau – eines mit Torriecher sogar.
Ibisevics Torriecher sucht auf Schalke seinesgleichen
Ein Torriecher, der auch auf Schalke seinesgleichen suchen würde. 127-mal traf Ibisevic bislang in der Bundesliga – häufiger als der der komplette S04-Kader. Sieben Ligatore fehlen dem Bosnier noch, um Bayern-Legende Giovane Elber von Platz drei der besten ausländischen Torjäger der Bundesligageschichte zu verdrängen. Eine Marke, unbedingt knacken will. So sehr, dass er bereit ist, auf viel Geld zu verzichten. Und auf Schalke hatte er eine echte Chance.
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Denn die Schalker Offensive zeigte sich gerade in der Vorsaison alles andere als treffsicher. Sie brachte es auf zehn mickrige Stürmertore. Ibisevic allein kam bei der Hertha auf sieben Treffer. Gut möglich also, dass er von Trainer David Wagner viele Spielanteile bekommen würde – ob in der Startelf oder als Joker.
Selbstverständlich ist Ibisievic kein Königstransfer, aber doch einer ohne Risiko, sofern der Sturm-Oldie auch eine Rolle als Joker akzeptiert. Und obwohl noch ein weiterer Stürmer mit Stammspieler-Potenzial verpflichtet werden soll, wäre auch Ibisevic mit seinen Qualitäten ein Gewinn für die Schalker. Der Bosnier hingegen könnte in Gelsenkirchen weiter an seinem Denkmal arbeiten und in den Rekordlisten nach oben klettern.
Was gegen einen Ibisevic-Transfer zu Schalke spricht: Das Problem wird nur vertagt
Vedad Ibisevic kommt ablösefrei auf den Transfermarkt. Da muss man doch auf jeden Fall zuschlagen. Das stimmt – wäre das Szenario vor ein paar Jahren eingetreten. Inzwischen ist der Angreifer 36 Jahre alt und im Winter seiner Karriere.
Was Schalke 04 fehlt, ist eine langfristige Ausrichtung mit cleverem Scouting. Ein vereinsloser Ibisevic passt da nicht wirklich ins Bild. Klar, der 340-malige Bundesligaspieler wäre in dieser Saison noch für das eine oder andere Tor gut. Aber was kommt danach? Das Stürmer-Problem ist so nicht gelöst, sondern wird nur vertagt. Auch im Sommer 2021 werden die Königsblauen finanziell nicht viel bessere Möglichkeiten bei der Kaderplanung haben. Zumal es kein gutes Zeichen für Nachwuchsleute aus der Knappenschmiede wie Ahmed Kutucu ist, wenn ihm nach einer schwachen Saison ein 36-Jähriger Altstar vor die Nase gesetzt wird.
Fall Pizarro zeigt: Tore von Ibisevic für Schalke sind längst nicht sicher
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Nach 15 Jahren in der Bundesliga wird sich Ibisevic auch nach Ende seiner Laufbahn ein gutes Leben führen. Finanzielle Anreize dürften also nicht der Hauptgrund eines möglichen Engagements bei S04 sein. Es geht wohl um andere Zahlen: die 133. So viele Treffer hat Giovane Elber in der Bundesliga erzielt. Er liegt damit auf Platz drei der ausländischen Torschützen im deutschen Fußball-Oberhaus. Ibisevics Konto steht bei 127. Sechs Tore fehlen im noch für den Sprung auf das Podest hinter Robert Lewandowski (236) und Claudio Pizarro (197).
Zur ganzen Wahrheit gehört auch: Trifft der Bosnier sechsmal, wären das immerhin zwei Drittel der gesamten Schalker Bundesliga-Tore im Kalenderjahr 2020. Und damit zumindest kurzfristig eine Verstärkung für Königsblau. Dass die Tore des Routiniers allerdings längst nicht sicher sind, zeigt das Beispiel Claudio Pizarro. Auch er spielte im fortgeschrittenen Fußballer-Alter zuletzt noch für Werder Bremen in Deutschlands Top-Liga. Der komplett verunsicherten Mannschaft konnte er - trotz 197 Bundesligatreffern in seiner Vita - im Abstiegskampf nicht helfen.