Gelsenkirchen. Schalke kann aufatmen: Suat Serdar ist wieder fit. Der Nationalspieler sprach über Perspektiven, die EM, seinen Vertrag und den Athletiktrainer.
Vier Wochen Urlaub hatten die Profis des FC Schalke 04. Vier Wochen Regeneration nach einer katastrophalen Rückrunde, nach 16 Spielen in Folge ohne Sieg. Einer verzichtete auf zwei Wochen Urlaub. Um freiwillig vom neuen Athletiktrainer fitgemacht zu werden: Nationalspieler Suat Serdar. Den legendären Schleifer Werner Leuthard nennt er inzwischen beim Vornamen und sagt zufrieden: "Es war mein Vorschlag, im Urlaub mit Werner zu arbeiten. Es hat sich gelohnt: Ich bin fit und kann wieder Fußball spielen."
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Schon beim Trainingsauftakt am 3. August konnte der 23-Jährige wieder das komplette Programm absolvieren. Und wie: Er wirkte spielfreudig, engagiert - und trickste kurze Zeit später im Kurz-Trainingslager in Herzlake schon viele Teamkollegen aus. Bei Leuthards hartem Aufwärmprogramm war er nicht Letzter. "Probleme habe ich gar keine mehr. Ein bisschen Muskelkater vielleicht", sagt Serdar.
Serdar verletzte sich im Schalke-Spiel gegen Augsburg
Zweieinhalb Monate war er verletzt ausgefallen. Im Spiel gegen den FC Augsburg (0:3) Ende Mai, dem zweiten nach der Corona-Pause, hatte er sich schwer verletzt. "Ich war zum ersten Mal in meiner Karriere so lange raus", erzählt Serdar nun. Die niederschmetternde Diagnose: knöcherner Außenbandanriss in Höhe des linken Wadenbeinköpfchens. Schalke rechnete mit drei bis vier Monaten Ausfallzeit. Vor Ende August wäre Serdar demnach nicht ins Training zurückgekehrt. Doch diesem Zeitplan war er nun vier Wochen voraus. Überrascht sei er selbst gewesen, "dass es so schnell ging", erklärte er am Mittwochabend nach dem Training.
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Während seiner verletzungsbedingten Pause änderte sich auf Schalke viel: Aus dem Kandidaten für einen Champions-League-Platz wurde ein mittelmäßiger Bundesliga-Klub - durchgereicht bis auf Rang zwölf. Obwohl Serdar nur 20 Spiele bestritt, blieb er mit sieben Toren bis zum Saisonende Schalkes bester Schütze. Der Europapokal ist als Ziel für Schalke nun erst einmal tabu, wie Sportvorstand Jochen Schneider bestätigte. Ein Problem für Serdar? Erst einmal nicht: "Jeder Fußballer würde gern Champions League oder Europa League spielen. Wir müssen nun erst einmal auf die Vorbereitung konzentrieren und hart an uns arbeiten. Wir sind körperlich auf einem sehr guten Weg. Wie wir in der Hinrunde gespielt haben, das war überragend." Gern hätte er, das war zu spüren, noch einen Satz angefügt. Und der wäre in etwa so gegangen: Wenn Schalke nun zwölf und nicht nur sechs Monate so überragend spielt, kann es auch in der kommenden Saison mit Europa klappen.
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Aber so forsch formuliert das aktuell bei den Königsblauen niemand. Serdar ist auch bei Vertragsfragen sehr vorsichtig. Sein Schalke-Vertrag gilt noch bis zum 30. Juni 2022, im Gespräch mit dieser Zeitung hatte er im Januar 2020 angekündigt, sofort zu verlängern, wenn Jochen Schneider ihm einen neuen Vertrag anbieten würde. Gekommen ist es dazu aber nicht. Durch die Corona-Pandemie wurden sämtliche Gespräche eingestellt. Aus finanziellen Gründen kann sich Schalke aktuell nicht auf eine kostspielige Vertragsverlängerung einlassen.
Schalke: Serdars Ziel ist die Teilnahme an der EM 2021
Und Gespräche sind weiterhin nicht terminiert. Serdar sagt: "Momentan interessiert mich das nicht so wirklich. Ich mache mir keinen Druck, der Verein auch nicht. Ich bin fit nach einer langen Verletzung. Da war ich zwei Monate raus. Das war etwas Neues für mich. Ich möchte mich auf Fußball konzentrieren, am Ende wird man sehen. Aktuell müssen sich alle Vereine umschauen, die Transferperiode läuft noch. Vielleicht kriegen wir auch noch Zugänge." Aber eins ist klar: Nationalspieler würde Serdar gern bleiben - am liebsten auch zur EM 2021 fahren. "Natürlich würde ich gern mitreisen", sagt er und ergänzt: "Aber erst einmal bin ich froh, ohne Schmerzen Fußball zu spielen."
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Das ist auch eins seiner großen Saisonziele: "Verletzungsfrei bleiben." Dass er, sollte das gelingen, im ersten Bundesligaspiel bei Bayern München (17. oder 21. September) in der Startelf steht, steht außer Frage. Ein schwerer Start, den er nüchtern zur Kenntnis nimmt: "Du musst eh gegen jeden ran." Zudem würde er seinen Teamkollegen vertrauen: "Ich sehe bei uns keine Baustellen. Wir sind überall sehr gut aufgestellt." Ein Satz, den er ohne Werner Leuthard wohl nicht ausgesprochen hätte. "Wir profitieren alle von ihm", sagt Serdar. Und er muss es wissen - als einer, der sogar den Urlaub verkürzt hat.