Gelsenkirchen. Teil 20 der Schalke-Serie: Für 2012 stand Schalke schon bei Trainer Markus Babbel im Wort. Doch dann war Huub Stevens erfolgreicher als gedacht.

Wenn Schalke zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts etwas in ungezwungener Atmosphäre zu besprechen hatte, dann traf man sich gerne „beim Clemens“. Das Anwesen von Clemens Tönnies in Rheda-Wiedenbrück ist nicht groß: Es ist riesengroß. Dem Besucher sticht auf dem Privatgrundstück ein See ins Auge, dessen Ausmaße es leicht mit dem Berger See in Gelsenkirchen aufnehmen können. Für Entspannung sorgt nicht nur die Natur, sondern auch ein Saunahaus, das direkt am See gelegen ist. Schalker Gäste kennen diese Anlage, auch der Fußballtrainer Markus Babbel war schon einmal da. „Mit dem“, sagt Peter Peters, „haben wir auch am See gesessen“.

Markus Babbel war niemals der Trainer von Schalke 04, aber im Sommer des Jahres 2012 hätte er es werden sollen. Horst Heldt, in dieser Zeit der Schalke-Manager, ist mit Markus Babbel gut bekannt: Beide haben einen großen Teil ihrer Karriere gemeinsam beim VfB Stuttgart verbracht. Man kennt sich, man schätzt sich, und als sich Heldt nach der Burnout-Erkrankung von Ralf Rangnick auf die Suche nach einem neuen Schalke-Trainer machen musste, fiel der Blick auf Babbel. Der war allerdings noch an Hertha BSC gebunden, weshalb man sich auf ein Engagement ab der neuen Saison 2012/13 einigte.

Als Übergangstrainer erfolgreicher als gedacht: Huub Stevens (links) wurde von Horst Heldt geholt.
Als Übergangstrainer erfolgreicher als gedacht: Huub Stevens (links) wurde von Horst Heldt geholt. © imago sportfotodienst | imago sportfotodienst

Bis dahin brauchte Schalke einen Trainer für den Übergang: Es wurde Huub Stevens, der im September 2011 die Nachfolge von Ralf Rangnick antrat. Schalke war dankbar, dass sich der Jahrhundert-Trainer gut neun Jahre nach seinem Abschied 2002 so kurzfristig zur Verfügung stellte. Stevens bekam einen Vertrag bis zum 30. Juni 2013: Allerdings mit der Option, dass beide Seiten bereits im Sommer 2012 vorzeitig aussteigen könnten. Schalke hatte das vor: Schließlich stand die Vereinbarung mit Markus Babbel.

Stevens war zu erfolgreich für den Trainerwechsel

Doch dann legte Schalke unter Stevens eine richtig erfolgreiche Zeit hin: Die Mannschaft um den großartigen Raúl wurde Bundesliga-Dritter, Klaas-Jan Huntelaar wurde mit 29 Treffern Torschützenkönig der Bundesliga. Stevens hatte ganze Arbeit geleistet, so dass es niemandem zu vermitteln gewesen wäre, sich nach neun Monaten von diesem Trainer wieder zu trennen. Die Vereinbarung mit Markus Babbel wurde zurückgezogen. „Horst konnte ihn nicht holen, weil Huub so erfolgreich war“, bestätigt Heldts Vorstandskollege Peter Peters.

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Stevens war der Trainer, mit dem Peters insgesamt mehr als sieben seiner 27 Schalker Jahre verbracht hat. Dreimal übernahm der knurrige Niederländer den Trainerposten, zuletzt ja auch noch einmal in prekärer Lage im Frühjahr 2019. Dass Stevens’ zweites Engagement dann doch vorzeitig am 16. Dezember 2012 endete, war einem sportlichen Einbruch kurz vor Weihnachten geschuldet. „Es war eine sehr faire Entlassung“, erinnert sich Peters: „Uns war klar, dass es nicht mehr weitergeht. Aber man dachte damals nicht daran, dass er noch ein drittes Mal Trainer auf Schalke werden würde...“

Gisdol brachte sich schon als Schalkes Cheftrainer in Stellung

Stevens’ Nachfolge im Dezember 2012 trat Jens Keller an: Horst Heldt holte Keller von der Schalker U17 in die Bundesliga – eine Überraschung. Zwei andere blickten in die Röhre. Der eine war Stevens’ Co-Trainer Markus Gisdol, der sich auf Schalke bereits als kommender Cheftrainer in Stellung gebracht hatte. Gisdol habe gedacht, „dass er befördert wird“ – dass Keller den Vorzug bekam, habe ihn „sehr getroffen“. Heute sind Heldt und Gisdol übrigens beim 1. FC Köln als Manager und Trainer wieder vereint – so spielt die Bundesliga.

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Und auch Markus Babbel hätte im Dezember 2012 eigentlich nun für Schalke zur Verfügung gestanden. Doch der war in der Zwischenzeit gleich zweimal entlassen worden: Bei Hertha BSC und danach auch in Hoffenheim. Es hätte komisch ausgesehen, wenn Heldt ihn, seinen alten Spezi, nun nach Schalke geholt hätte. Trotz der gemeinsamen Stunden im Haus am See.