Gelsenkirchen. Teil 17 der Schalke-Serie: Felix Magath kam 2009, durfte zuerst aber nicht einkaufen, weil Schalke kein Geld hatte. Es drohten sogar Notverkäufe.
Peter Peters sagt, sie hätten alle nichts gewusst. Nicht der Vorstand, nicht der übrige Aufsichtsrat. „Lasst mich mal machen“, habe Clemens Tönnies nur gesagt, und: „Vertraut mir.“ Es ging darum, dass Schalke 04 im Frühjahr 2009 einen neuen Sportchef brauchte.
In Rheda-Wiedenbrück hatte sich Tönnies fast auf offener Straße mit Oliver Kahn getroffen, zumindest standen dort die Übertragungswagen vom Fernsehen. Mit Felix Magath traf er sich irgendwo im Wald, angeblich auf einem alten Bauernhof an der Elbe. Hier wurde besiegelt, dass der damalige Meistertrainer des VfL Wolfsburg zur Saison 2009/10 zum Allmächtigen auf Schalke aufsteigen sollte. „Das erste Jahr“, erinnert sich Magaths damaliger Vorstandskollege Peter Peters heute, „war ja noch in Ordnung“.
Die Saison war geprägt vom wirtschaftlichen Schaden des Vorjahres: Schalke hatte schlicht keine Kohle, um neue Spieler zu kaufen. Richtig Geld, man glaubt es heute kaum, gab Magath zunächst nur für das Talent Lewis Holtby aus; weitere Verstärkung holte sich der Trainer aus der zweiten Mannschaft, wo er Jungs wie Christoph Moritz und Lukas Schmitz entdeckte. Peter Peters weist an dieser Stelle schon auf das erste Missverständnis mit Magath auf Schalke hin: „Das, was Magath aus dem Effeff beherrscht, sind ja Transfers. Aber bei uns war die Chance auf den Umbau der Mannschaft relativ gering.“ Ein Kommen und Gehen entwickelte sich erst beim zweiten Transferfenster im Winter, aber dazu später mehr.
Zunächst war Schalke froh, finanziell überhaupt über die Runden zu kommen, und das war vor allem der Stadt Gelsenkirchen zu verdanken. Peter Peters, mittlerweile Schalkes Finanz-Vorstand, fand eine Vereinbarung mit OB Frank Baranowski und den Stadtwerken, wonach Schalke eine Spritze über insgesamt 25 Millionen Euro erhielt – für einen Teil erwarben die Stadtwerke Anteile an der Veltins-Arena, der andere Teil war ein Darlehen. Wie ernst die Lage war, deutet Peters heute an: „Damit konnten wir die Mannschaft zusammenhalten und mussten keine Notverkäufe tätigen.“ Magath machte sich das beim zweiten Transferfenster im Winter zunutze, aber dazu – wie gesagt – später mehr.
Ein Sportdirektor vom Haushaltspflegemittel-Konzern
Dass der Trainer-Manager, der sich nicht gegen die Bezeichnung Allmächtiger wehrte, mitunter recht eigenwillige Ideen hatte, zeigte sich früh. Er machte mit Olaf Prang einen Mann zum Sportdirektor, der vom Haushaltspflegemittel-Konzern Unilever kam. Dass Prang nicht zwingend eine Fußball-Expertise mitbrachte, schien egal: Magath machte ohnehin am liebsten alles selbst. Sogar das Marketing.
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Das Marketing? Ja, Magath bestand darauf, neben dem Amt als Trainer und Manager auch das Marketing-Ressort mit zu übernehmen. Seine Begründung: Nur so könnte er es gewährleisten, dass die Sponsoren die Spieler nicht vom Trainieren abhielten und diese sich nicht mit Dingen wie zum Beispiel Autogrammstunden beschäftigen würden. Als Peter Peters dazu einmal nachfragte, ob das Sponsoring darunter nicht leiden würde, entgegnete Magath seinem Vorstandskollegen: „Herr Peters, was ist der größte Erfolg für die Sponsoren?“ Er machte dann gerne eine kleine Pause und gab die Antwort selbst: „Das ist, wenn wir sportlich Erfolg haben.“ Und daran mangelte es am Anfang ja tatsächlich nicht.
In der Winterpause gab’s kein Halten mehr: Acht neue Schalker
Nach einem halben Jahr unter dem neuen Trainer lag Schalke zur Winterpause auf Platz zwei – nur einen Punkt hinter Leverkusen und sogar einen Platz vor den Bayern. Der Manager Magath leitete daraus ab, dass es jetzt an der Zeit sei, die Mannschaft richtig zu verstärken, weil man nur so diese Position in der Tabelle halten könnte. Er holte im Januar gleich acht neue Spieler, die an dieser Stelle einfach noch einmal aufgezählt werden sollten, weil man die Namen ja nicht alle sogleich parat hat: Es kamen Peer Kluge, Alexander Baumjohann, Bogdan Müller, Besart Ibraimi, Hao Junmin, Mario Gavranovic, Edu und Tore Reginiussen.
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Heute quittiert Peter Peters diesen ersten Kaufrausch mit einem kleinen Schmunzeln: „Es ist ja aufgegangen, weil wir die Champions League erreicht haben.“ Was Felix Magath unterschlug, war die Tatsache, dass die Winter-Einkäufe eigentlich schon als Vorgriff auf die neue Saison gedacht waren. Denn im Sommer kaufte er einfach nochmal ein. Und dann aber richtig.