Essen. Benedikt Höwedes beendet seine Karriere und kritisiert seinen Ex-Klub Schalke 04, den er in tiefer Enttäuschung verlassen hatte. Ein Kommentar.
Sein Ende auf Schalke war kein würdiges. Als sich Benedikt Höwedes im August 2017 in Richtung Juventus Turin verabschiedete, war der Trennung eine Degradierung durch den neuen Trainer Domenico Tedesco vorausgegangen, die von der Klubführung gestützt worden war. Höwedes hatte seinen Stammplatz verloren, und der ansonsten äußerst eloquente junge Trainer hatte es versäumt, diesen bemerkenswerten Vorgang sensibel zu moderieren.
Benedikt Höwedes, ein verdienter Spieler auf Schalke
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Diese unschöne Episode zum Schluss ändert aber nichts an der Bedeutung dieses Spielers für diesen Verein: Benedikt Höwedes hat sich zweifellos um Schalke 04 verdient gemacht. Er wurde in der Knappenschmiede ausgebildet, stieg schnell zum Stammspieler bei den Profis auf und wurde schließlich sogar deren Leitfigur. Er zeigte Ecken und Kanten, er geriet auch schon mal mit dem einen oder anderen Mitspieler aneinander. Aber unterm Strich steht der Name Höwedes für Einsatz und Leidenschaft, für Verlässlichkeit und Treue. Für all das also, was die Anhänger dieses Traditionsvereins an einem Spieler zu schätzen wissen.
Diese Tugenden haben ihn sogar zum Weltmeister gemacht. Joachim Löw stellte ihn 2014 mangels Alternativen als Linksverteidiger auf. Höwedes, sonst Innenverteidiger, kämpfte sich auch auf der ungewohnten Position durch und spielte alle Partien über die volle Zeit. Und das, obwohl er zuvor lange verletzt und seine WM-Nominierung gefährdet war.
Höwedes macht auf Missstände aufmerksam
Seine Stellung als Weltmeister und Schalke-Kapitän nutzte Höwedes, um auf Missstände aufmerksam zu machen. So beklagte er öffentlich bei jüngeren Spielern fehlenden Respekt und fehlenden Einsatz. „Da unterscheiden sich gute Spieler von richtig guten Spielern“, sagte er im Interview mit dieser Zeitung. „Man darf sich nie ausruhen.“
Es passt zu Benedikt Höwedes, dass er auch jetzt, da er sein Karriere-Ende verkündet hat, den Finger in Schalker Wunden legt. Er hält es für grundfalsch, dass der Klub neben ihm noch weitere Identifikationsfiguren wie Ralf Fährmann und Naldo ziehen ließ, im Spiegel-Interview sagt er: „Schalke 04 ist für viele Menschen immer noch ein Lebensinhalt, einen solchen Verein muss man anders führen als einen Retortenklub.“
Daran erkennt man: Der Stachel der Enttäuschung sitzt bei ihm persönlich noch immer so tief, dass er schmerzt. Eines Tages aber werden Benedikt Höwedes und Schalke 04 wieder zusammenfinden, davon darf man ausgehen. Einer wie er sollte auch in anderer Funktion dort arbeiten, wo er hingehört.