Gelsenkirchen. Bei Schalke 04 wird es künftig Frauen- und Mädchenfußball geben. Es ist auch ein Projekt von Bodo Menze, dem Mitbegründer der Knappenschmiede.
Einst baute Bodo Menze beim FC Schalke das Nachwuchsleistungszentrum auf. In der sogenannten Knappenschmiede entwickelten sich Talente wie Manuel Neuer, Mesut Özil, Benedikt Höwedes oder Julian Draxler zu gestandenen Fußballprofis. Mittlerweile ist Bodo Menze 67 Jahre alt. Und er ist verantwortlich dafür, dass bald Mädchen und Frauen Fußball spielen werden. Ebenfalls beim FC Schalke 04.
Herr Menze, mit 67 Jahren wagen Sie sich noch einmal an eine neue Aufgabe. Sie werden der neu geschaffenen Frauenfußballabteilung von Schalke 04 vorstehen.
Bodo Menze: Für mich ist es eine Geschichte, die zum Ende meiner eigentlich schon abgeschlossenen Laufbahn kommt. Aber ich kann mich noch einmal um Fußball kümmern. Ich bin jetzt im 30. Jahr auf Schalke und fühle mich immer noch fit. So ist es für beide Seiten eine gewinnbringende Situation, für mich und für Schalke.
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Dabei waren Sie früher kein besonders großer Freund des Frauenfußballs…
Bodo Menze: Ich war in den 80er-Jahren Verbandstrainer in Duisburg beim Fußball-Verband Niederrhein. Zu der Zeit fing es so langsam richtig an mit dem Frauenfußball, aber mir hatte das damals ehrlich gesagt nicht viel gesagt, ich war kein wirklicher Freund davon. Aber das hat sich geändert.
Wie kam es zu der Meinungsänderung?
Bodo Menze: Ich finde, der Frauenfußball hat sich wunderbar entwickelt. Wenn man sich die WM im vergangenen Jahr in Frankreich und jüngst das Pokalfinale mit der SGS Essen ansieht – das war sehr ansehnlich.
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Ist das Schaffen einer neuen Abteilung nicht ein längerer Prozess?
Bodo Menze: Ungefähr vor einem Jahr hatte ich die Idee an den Vorstand getragen. Ich war der Auffassung, dass sich der Frauenfußball gut entwickelt hat und wir als Schalke 04 daran teilnehmen sollten. Dass wir als Verein an diesem gesellschaftlichen Trend nicht vorbeikommen. Sicher, es gab in Sachen Frauenfußball schon mal Versuche auf Schalke, aber ein Grund, warum wir das nie richtig weiterverfolgt haben, war auch die Infrastruktur. Selbst für die Knappenschmiede, unseren Jungenbereich, waren wir schon sehr begrenzt in unseren Möglichkeiten was Plätze zum Trainieren und zum Spielen angeht. Wir sind mit den Teams der U23, U19 und U17 durch die Umgebung gewandert, hatten eigentlich nie eine wahre Heimat. Da war das Thema Frauen- und Mädchenfußball kein wirklich großes, denn wir hätten weder Trainingsplätze noch Umkleidemöglichkeiten bieten können.
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Mit dem Aus- und Umbau des Vereinsgeländes dürfte sich das künftig erledigt haben…
Bodo Menze: Ja, mit dem derzeitigen Ausbau des Berger Feldes wird sich vieles ändern. Ich bin auch Mitglied der Stiftung Schalker Markt, wir kümmern uns um die Revitalisierung des Stadtteils Schalke-Nord, wo auch die Glückauf-Kampfbahn steht. Das ist mein Traum, dass wir den Mädchenfußball in die Glückauf-Kampfbahn bringen, die Wiege von Schalke. Zurück zu den Wurzeln – das würde auch neues Leben in den Stadtteil bringen. Es geht um die Menschen vor Ort. Als man mich dann schließlich fragte, ob ich dieser Abteilung vorstellen will, war das für mich auch schlüssig. Ich kann ja nicht den Denkanstoß geben und dann sagen: Mach ich nicht.
Jüngst sind 100 Mädchen und Frauen im Alter zwischen zwölf und 45 Jahren zum Vorspielen auf Schalke erschienen...
Bodo Menze: Die Resonanz bestätigt mein Gefühl im Vorfeld: Es ist an der Zeit, es ist gesellschaftlich relevant, und ich glaube, wir tun auch aus Imagegründen gut daran, diese Sache nun anzustoßen. Jeder kann immer positive Imagepflege verkraften, wann auch immer.
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Schalke beginnt mit einem Frauen- und einem U17-Team – beide spielen in der Kreisliga. Es gibt noch keine Bundesliga-Ambitionen zum Start?
Bodo Menze: Ich bin kein Träumer und kein Spinner: Wir wollen nicht morgen dem VfL Wolfsburg Konkurrenz machen. Diese Abteilung ist auch keine Knappenschmiede in weiblich. Es geht um die Breite, es geht um Spaß, es geht darum, in Schalke und auf Schalke Spaß am Fußball zu haben.
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Es gibt wirklich keine Ambitionen?
Bodo Menze: Nein, die sollten wir auch nicht künstlich erzeugen. Erklärtes Ziel am Anfang ist es, die Menschen mitzunehmen und einfach Spaß an der Sache zu haben. Es ist ein Projekt im Breitensport, und das ist es ausdrücklich. Es ist ein identitätsstiftendes Projekt für Schalke.
Der Trend im Frauenfußball geht ja zum Anschluss an ressourcenstarke Klubs aus dem Männerbereich, unabhängige reine Frauenfußballvereine verschwinden zusehends von der Landkarte. Stellt Schalke nun eine Gefahr da für die Nachbarschaft, beispielsweise für den Bundesligisten SGS Essen?
Bodo Menze: Nein. Ich gehe sogar so weit zu sagen: Keine Gefahr für niemanden (lacht).