Essen. Im Frauenfußball wird der Einfluss der finanzstarken Bundesliga-Klubs immer größer. Ein Allheilmittel ist das aber nicht. Ein Kommentar.

Für Nostalgiker mag der Blick auf die Tabelle der Frauenfußball-Bundesliga ein trauriger sein. Die großen eigenständigen Klubs von einst verschwinden, dafür kommen die Großvereine aus dem Männerfußball. Was aber nicht grundsätzlich schlecht sein muss, denn das stärkere Engagement der Männer-Bundesligisten kann auch zu mehr Professionalität im Umfeld und besseren Trainingsmöglichkeiten führen. Nicht zu vergessen: zu faireren Gehältern. Denn der Schritt von der engagierten Fußballerin mit Bürojob zum Vollprofi ist längst noch nicht vollzogen. Bestes Beispiel ist Marina Hegering von der SGS Essen. Jahrelang pendelte sie zwischen Büro und Fußballplatz. Erst jetzt, mit 30 Jahren, hat die Nationalspielerin beim FC Bayern München ihren ersten Voll-Profivertrag erhalten und wechselt nun an die Isar.

Im Ausland sind sie schon einen Schritt weiter

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Die zunehmende Professionalisierung der Liga und ihrer Klubs ist Voraussetzung, um mit dem erstarkten Frauenfußball im Ausland mitzuhalten. Die englische, französische und die spanische Liga haben die deutsche überholt. Der Anschluss an einen Großverein aus der Männer-Bundesliga alleine kann aber auch nicht die Alleinlösung sein. Die Frauen des MSV Duisburg kämpfen seit dem Ende der glorreichen FCR-Zeiten Saison für Saison um den Klassenerhalt, gleiches gilt für Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach. Der VfL Bochum wollte sein Frauenteam vor ein paar Jahren gar wieder abschaffen, allerdings war der Aufschrei groß. Es braucht Geld für Erfolg im Frauenfußball, es braucht die richtige sportliche Infrastruktur – aber vor allem braucht es Herzblut.

Rückschläge gibt es auch: Jüngst hat der Amateurverein 1. FC Mönchengladbach seine Frauen- und Mädchenteams vom Spielbetrieb abgemeldet, um sich auf die Männer zu konzentrieren, die in die Oberliga aufgestiegen sind. Provinzialität statt Professionalität. Auch das ist Frauenfußball.