Gelsenkirchen. Alexander Schwolow wird fast sicher Schalkes neue Nummer eins. Wir haben uns umgehört: Wie tickt der 28-jährige Torwart eigentlich?
Norbert Meier ist inzwischen 61 Jahre alt, viele Vereine hat er trainiert, einige Erinnerungen gesammelt. Ganz besonders gern denkt er an die Saison 2014/2015 zurück. Da wurde er in der 3. Liga Meister mit Arminia Bielefeld und zog ins DFB-Pokal-Halbfinale ein. Und das vor allem dank eines damals noch jungen Torhüters: Alexander Schwolow. „Mit ihm“, schwärmt Meier im Gespräch mit dieser Redaktion noch heute, „war das Arbeiten total angenehm.“
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Nach seiner Zeit auf Leihbasis in Bielefeld kehrte Schwolow zum SC Freiburg zurück – und nun, mit 28 Jahren, soll er die neue Nummer eins des FC Schalke 04 werden. Meier kann das gut verstehen: „Er ist sehr bodenständig, hat eine tolle Einstellung.“ Einer wie Meier hat viele Spieler kommen und gehen sehen, er lobt nicht jeden.
Schalke-Kandidat: Bisher 125 Bundesligaspiele für Freiburg
Bei Schwolow ist er nicht der Einzige. Auch langjährige Begleiter aus Freiburg schwärmen. Aufgewachsen ist Schwolow in Wiesbaden, im Breisgau wurde er fußballerisch ausgebildet. „Der SC ist mein Klub“, sagte Schwolow einmal. „Da habe ich am meisten gelernt.“ Bis zu seinem Wechsel nach Bielefeld galt er schon als großes Talent, er kam aber nicht an Roman Bürki vorbei. Nach der Rückkehr aus Bielefeld war der heutige BVB-Torwart Bürki nicht mehr da. Der 1,90 Meter große Schwolow wurde Stammkeeper. Bisher kam er auf 125 Einsätze in der Bundesliga, 33 in der 2. und 37 in der 3. Liga. „Mit dem Alter“, sagte Schwolow in einem Interview, „wird man ruhiger, gelassener.“
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Wer auch immer in Freiburg über Schwolow spricht: Stets wird er als intelligenter Spieler bezeichnet, dessen Gedanken nicht an der Eckfahne enden. Er sei keiner mit einer Luxus-Uhr oder einem teuren Sportwagen. Er habe einen breiten Horizont und deshalb, so heißt es, habe er sich auch so gut mit Trainer Christian Streich verstanden. Meier bestätigt diesen Eindruck: „Er braucht keine Effekthascherei.“
Etwas, das auch auf Schalke ankommen dürfte. Perfekt ist der Wechsel noch nicht ganz, weshalb die vorsichtig gewordenen Schalker die Torwart-Frage öffentlich nicht kommentieren. Aber unsere Zeitung erfuhr: Schwolow ist sich mit Schalke einig, die Vereine feilschen noch, in welchen Raten Schalke die acht Millionen Euro Ablöse bezahlen soll. Aber die Königsblauen gehen davon aus, Schwolow am 31. Juli beim Trainingsauftakt in Gelsenkirchen begrüßen zu können.
Gute Gespräche mit Schalke-Trainer David Wagner
Der breite Horizont allein macht Schwolow aber nicht zum Wunschkandidaten für Trainer David Wagner und Sportvorstand Jochen Schneider. Es sind die spielerischen Qualitäten, die den Torhüter so besonders machen. Während der Trainingsspiele in Freiburg mischte Schwolow erfolgreich auch mal als Feldspieler mit. „Alex ist ein Torwart allermodernster Prägung, der ein Spiel auch eröffnen kann, ob mit dem linken oder dem rechten Fuß“, sagt Norbert Meier. Während der Geisterspiele war zudem zu beobachten: Schwolow ist eine Führungsfigur, dirigiert die Abwehr laut.
Die Frage, die sich vor allem viele Freiburger stellen, ist aber: Warum wechselt so ein bodenständiger, intelligenter Spieler ausgerechnet zu den chronisch aufgeregten Schalkern, die sich gerade von internationalen Zielen verabschiedet haben?
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Natürlich hat dies mit einem Gehaltssprung zu tun – aber das ist nicht der einzige Grund. Sehr gute Gespräche hatte Schwolow mit Wagner, heißt es aus dem Umfeld des Torhüters. Umworben wurde er auch von Hertha BSC, Ajax Amsterdam und Benfica Lissabon – auf Schalke sieht er am ehesten die Chance, kurzfristig bei einem Traditionsverein mit großer Fanbasis ein Leistungsträger zu werden. Konkurrenz von Schalke-Rückkehrer Ralf Fährmann muss er nicht fürchten. Ihm wurde klar signalisiert: Du kommst als Nummer eins.
Und Norbert Meiers Vermutung? „Schalke“, sagt Meier, „bleibt eben ein absoluter Traditionsverein, da gibt es so viele Emotionen. Freiburg macht das super, aber eben unaufgeregt.“ Der Ex-Trainer gönnt Schwolow die Chance: „Wir sind uns im vergangenen Jahr mal im Urlaub begegnet. Aber nicht ich habe ihn gesehen, sondern er mich.“ Schwolow hat eben nicht vergessen, wer ihm 2014 zum Durchbruch verhalf.