Gelsenkirchen. Harfid Hadrovic war Arbeiter beim Bau der Arena, nun ist er Ärmelsponsor beim FC Schalke 04. Dabei ist er auch bei RWE aktiv.

Seinen ersten beruflichen Kontakt zu Schalke 04 hatte Harfid Hadrovic schon 1998: Damals stand er auf der Baustelle der Arena am Berger Feld und packte kräftig mit an – er war junger Bauarbeiter und half mit, dass die Arena bis 2001 rechtzeitig fertig wurde. Auf dem Bau hat sich der 1992 aus Bosnien gekommene Hadrovic das Geld für seinen beruflichen Aufstieg verdient, Autowaschen war ein anderer Job. Jahre später gründete er in Essen seine eigene Baufirma, und jetzt schließt sich der Kreis: „Harfid“, so der Firmenname, steigt auf Schalke im großen Stil als Sponsor ein. Es gibt doch noch schöne Geschichten in diesen Zeiten.

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Schalke schüttelte das Geld aus dem Ärmel

Harfid wird mit Firmenname und Logo ab der kommenden Saison auf dem Ärmel des Schalker Trikots zu sehen sein. Dort ist der bisherige Sponsor Deutsche Post AG gemäß einer Klausel ein Jahr vor Vertragsende ausgestiegen. Die Bundesligisten können seit 2017 den Trikotärmel selbst vermarkten, Schalke war damals mit „Allyouneed“, das zur Post-Gruppe gehörte, ein bahnbrechender Vertrag gelungen. Fünf Millionen Euro waren pro Jahr sicher – mehr als viele Bundesligisten für die Brust des Trikots erlösen könnten. Schalke schüttelte das Geld sozusagen aus dem Ärmel...

Die Zeiten haben sich geändert, die erfolgreiche Vermarktung durch Vorstand Alexander Jobst freilich nicht. Denn nach WAZ-Informationen zahlt Harfid sogar noch etwas mehr als fünf Millionen Euro pro Jahr, und weil die Partnerschaft mit dem Bauunternehmen auf fünf Jahre abgeschlossen ist, darf man mit insgesamt 26 Millionen Euro kalkulieren. Inkludiert ist in dem Vertrag allerdings auch die Vermarktung der Südkurve in der Arena, die zuletzt nicht vermarktet war und jetzt zum Sponsoring-Paket zählt.

Harfid war bereits 2018 als Sponsor auf Schalke eingestiegen und war in der vergangenen Saison schon bei den Spielen im DFB-Pokal auf dem Trikotärmel zu sehen. „Wir sind begeistert, was wir bei Harfid bisher durch unsere Partnerschaft mit Schalke 04 erreicht haben“, sagt Firmenchef Hadrovic. Dass auf Schalke momentan nicht gerade rosige Zeiten sind, hält ihn nicht ab – auch an seinem Unternehmen sei die Krise nicht spurlos vorbeigegangen. Umso mehr gelte es, nun zusammenzuhalten. Schalkes Marketing-Boss Alexander Jobst hört das natürlich gerne: „Wir freuen uns, dass Harfid an die Ertragskraft von Schalke 04 glaubt und uns Vertrauen schenkt.“

Schalke-Fan und RWE-Hauptsponsor

Für Schalke bedeutet dieser Vertrag mit dem mittelständischen Bauunternehmen ein Stück Zukunftssicherung – für Firmen-Geschäftsführer Harfid Hadrovic ist es natürlich auch ein Geschäft, aber eines mit Herz: „Ich bin großer Schalke-Fan und großer Ruhrgebiets-Fan.“ Der Zusatz muss sein, weil sein Unternehmen in Essen beheimatet ist und dort seit 2019 auch als Hauptsponsor von Rot-Weiss Essen unterwegs ist. Zwei Vereine, deren Anhänger in herzlicher Abneigung miteinander verbunden sind. Dass der RWE-Hauptsponsor nun so viel Geld an Schalke zahlt, wird beim Regionalligisten nicht jeden erfreuen, aber man muss den Realitäten ins Auge sehen: Hadrovic bezeichnet sich als „gebürtigen Schalker“, er habe früher in der Nordkurve gestanden und die Spiele verfolgt. Außerdem hat er die Veltins-Arena ja mit gebaut, während das neue RWE-Stadion ohne sein Zutun entstanden ist. Lediglich beim Bau der Arena des MSV Duisburg habe er noch mitgewirkt.

Eine kleine Geste gegenüber Rot-Weiss Essen hat sich Harfid Hadrovic bei den Verhandlungen mit Schalke über seinen Sponsoren-Deal aber dann doch erbeten: Die Zusicherung, dass Schalke zu einem Testspiel gegen RWE antreten wird, „das mussten wir in den Vertrag reinschreiben.“

Alex Jobst hat ihm dieses Versprechen gegeben…