Gelsenkirchen. Rechtsanwalt Jens Buchta übernimmt bei Schalke 04 den Aufsichtsratsvorsitz von Clemens Tönnies. Wer ist der neue starke Mann? Insider berichten.
Das joviale und kumpelhafte Auftreten auf öffentlicher Bühne ist nicht die Sache von Jens Buchta. „Er singt nicht“, sagt einer, der ihn lange und gut kennt, über den neuen Vorsitzenden des Aufsichtsrats des FC Schalke 04. Eine Anspielung auf ein Video von Clemens Tönnies (64), das im Internet zu finden ist. Da steht der langjährige Schalke-Boss in einer feiernden Menschenmenge und schmettert einen alten Hit von Udo Lindenberg ausgelassen ins Mikrofon: „Ich mach mein Ding.“ Man sollte hinzufügen: Der Auftritt liegt offenbar schon etwas länger zurück.
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Der Vergleich zeigt gut, dass dieser Jens Buchta, ein 57 Jahre alter Rechtsanwalt aus Düsseldorf, als Mensch ein ganz anderer Typ ist als Clemens Tönnies. Zwar galt er über viele Jahre zurecht als enger Vertrauter des Unternehmers im Schalker Aufsichtsrat. Das hat aber eher damit zu tun, dass ihn Wegbegleiter als „loyal und verlässlich“ bezeichnen. In der Sache waren Buchta und Tönnies nach Informationen dieser Redaktion dagegen in den vergangenen Jahren auch schon mal überkreuz. Während Tönnies auf Schalke mehr für die „Abteilung Attacke“ und einen Kurs der mutigen Manöver stand, heißt es über Buchta, er sei „wirtschaftlich ein Mann der Vernunft“.
Schalkes neuer Aufsichtsratboss Buchta: Mahner statt Polterer
Der gebürtige Essener passt damit offenbar vortrefflich zum Sparkurs, dem sich der FC Schalke 04 gerade unterworfen hat. Seine Kanzlei in Düsseldorf hat sich auf Wirtschaftsrecht spezialisiert. Man könnte sagen: Ein Fall für Schalke.
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Besonders bei der Risikoabwägung hat Buchta auf Schalke in den vergangenen Jahren den Part eines „Mahners“ übernommen, der davor gewarnt hat, das Geld mit vollen Händen auszugeben – durchsetzen konnte er sich damit freilich nicht. Teilnehmer von Schalker Sitzungen beschreiben Buchta intern als „streitbar“ und erinnern sich an Debatten mit Tönnies, bei denen es darum ging, wie viel Risiko Schalke verträgt: „Da waren sie nicht immer einer Meinung, da hat er gebremst.“ Auch Schalker, die die von Buchta am Ende doch mitgetragene Vereinspolitik der vergangenen Jahre eher kritisch begleitet haben, bescheinigen dem Rechtsanwalt eine Politik der vorsichtigen Hand: „Er hat sich dafür stark gemacht, dass wir nicht alles rausschleudern.“
Jens Buchta gilt als ruhig und sachlich
Jetzt ist Buchta selbst der starke Mann auf Schalke: Ihm wird zugetraut, diese Rolle auf Dauer auszufüllen, wenn auch ganz anders als sein Vorgänger. Buchta kenne wie kein Zweiter die Schalker Geschäftszahlen – andere Bereiche würde er eher denjenigen überlassen, die dafür vorgesehen sind. Als großen Zampano, der den sportlichen Kurs vorgibt, kann man ihn sich eher nicht vorstellen.
Buchta gehört dem Schalker Aufsichtsrat seit 2006 an: Damals wurde er von den Vereinsmitgliedern gewählt, inzwischen wird er als Vertreter der anderen Abteilungen in das Kontrollgremium entsendet und muss sich nicht mehr alle drei Jahre dem Votum der Mitgliederversammlung stellen. Im vergangenen Herbst vertrat er Tönnies während dessen dreimonatiger Sperre bereits kommissarisch als Vorsitzender. Sein internes Auftreten wird als ruhig und sachlich beschrieben: „Man merkt ihm den Juristen an“, berichtet einer: Während Tönnies schon mal „gepoltert“ habe, sei Buchta immer „sehr bedacht“. Auch hier: Ein Gegenentwurf zu Tönnies, dessen Platz im Schalker Aufsichtsrat übrigens neu besetzt wird durch den Unternehmensberater Matthias Rüter (43), der bei der Wahl im vergangenen Sommer knapp gescheitert war und nun nachrückt.
Kein Mann für Schalke-Folklore
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Schalke 04 wird andere Zeiten erleben, für Folklore ist der bodenständige Buchta nicht zu haben. Auch nach Interviews drängt es den 57-Jährigen eher nicht – er gilt als zurückhaltend, aber bestimmt. Selbst langjährige Wegbegleiter wissen wenig Privates über den neuen Schalke-Boss zu erzählen, das behält er für sich. Wer ihn kennenlernt, muss ihn erst einmal knacken. Einer erinnert sich an seine erste Begegnung mit Buchta, als die Frage aufkam, ob man sich künftig auf Schalke per Du oder per Sie austauschen sollte. Die Antwort: „Lassen wir es erstmal beim Sie.“