Gelsenkirchen. Schalke 04 verkündet einen drastischen Sparkurs - und verabschiedet sich mittelfristig aus dem Wettbewerb um Europa. Eine Analyse.
Es waren große Worte, die Jochen Schneider und Alexander Jobst wählten. Die Vorstände des FC Schalke 04 sprachen in ihrer Saisonabschluss-Pressekonferenz von einer Zäsur, einer neuen Zeitrechnung, von neuer Transparenz. "Ein Weiter so beim FC Schalke 04 wird es und kann es nicht geben", betonte Jobst. Konkretisiert wurde davon längst nicht alles, vieles blieb im Ungefähren. Dennoch wurde klar, dass sich auf Schalke wirtschaftlich und sportlich einiges ändern wird.
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Denn die wirtschaftliche Lage ist verheerend, das räumten die Schalke-Vorstände ein: "Schalke ist dynamisiert durch Corona in einer sehr angespannten wirtschaftlichen Situation", erklärte Marketingvorstand Jobst. "Schalke hat in der Vergangenheit sehr stark in die Zukunft investiert, sehr stark in Personal investiert, mit der Prämisse, dass sich der sportliche Erfolg einstellt und das europäische Geschäft erreicht wird"
Schalke muss massiv sparen
Diese Wette aber ging in drei der vergangenen vier Jahre verloren, weshalb der Klub Verluste einfuhr, die nun durch Corona dramatisch verschärft werden. "Uns brechen durch Corona große Einnahmezuströme weg", sagte Jobst und räumte ein:" Das Verhältnis aus Einnahmen und Ausgaben ist nicht gesund bei Schalke 04."
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Damit soll nun Schluss sein: "Wir werden auf der Ausgabenseite massive Einsparungen vornehmen müssen", kündigte Jobst an. Und der größte Ansatzpunkt dafür ist der Personaletat, der im vergangenen Geschäftsjahr bei 123,8 Millionen Euro lag - womit Schalke zum oberen Drittel der Liga gehörte. Der soll drastisch zurückgefahren werden.
Werder Bremen als Negativbeispiel
Die Konsequenz: Schalke verabschiedet sich aus dem Rennen um die Europapokalplätze, zumindest mittelfristig. "Es ist nicht realistisch anzunehmen, dass wir mit einer Reduzierung des Personaletats Europa erreichen", meint Jobst. Nach dem Willen der Vorstände soll es eine kurzfristige Anpassung der Ziele sein. Wenn der Klub einmal finanziell gesundet sei, will man neu angreifen.
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Vergleiche mit anderen Klubs aber zeigen, wie schwierig das wird. Werder Bremen etwa hatte vor nicht langer Zeit einen Kader, der für den Europapokal zusammengestellt war. als es nicht mehr klappte mit den regelmäßigen Teilnahmen and er Champions League. die Kosten mussten gesenkt, gute Spieler verkauft werden - und der Klub geriet in einen abwärtsstrudel, der ihn in diesem Jahr bis in die Abstiegsrelegation führte. Der Hamburger SV und der VfB Stuttgart sind zwei weitere Schwergewichte, die einen tiefen fall erlebten, sogar bis in die 2. Bundesliga. Dass eine finanzielle Gesundung gelingt und dann der sportliche Erfolg zurückkehrt, ist alles andere als sicher.
Ausnahme für Suat Serdar möglich
Konkrete Zahlen möchten die Schalker nicht nennen, aber Sportvorstand Schneider bestätigte, dass der Klub sich eine Gehaltsobergrenze auferlegen möchte: "Das Image von Schalke war bisher nicht so, dass man hier besonders wenig verdient", meinte er. "Jetzt müssen wir der Realität ins Auge sehen und uns deswegen interne Richtlinien auflegen." Nach Informationen dieser Redaktion sollen neu verpflichtete Spieler künftig nicht mehr als 2,5 Millionen Euro im Jahr verdienen.
Allerdings: Ausnahmen bleiben erlaubt: "Das Leben ist dynamisch, nichts ist in Stein gemeißelt", meinte Schneider. Das dürfte insbesondere für Suat Serdar gelten. Der Vertrag des Nationalspielers läuft noch bis 2022, Schalke würde ihn gerne verlängern. Dass dies für ein Jahresgehalt für 2,5 Millionen Euro gelingt, ist allerdings ausgeschlossen. Weil Schalke aber die Gehaltsobergrenze nicht dogmatisch handhaben will, bleibt die Vertragsverlängerung möglich - falls Serdar den Schritt zurück mit Schalke gehen will.