Gelsenkirchen. 15 Spiele in Serie ohne Sieg - Schalkes Horror-Serie findet kein Ende. Trainer David Wagner bleibt unangetastet. Was sagt Legende Erwin Kremers?
Das 0:4 war wenige Augenblicke zuvor gefallen im Bundesligaspiel zwischen dem FC Schalke 04 und dem VfL Wolfsburg. In der großen, aber leeren Arena in Gelsenkirchen lag der Ball im Seitenaus, und einen Moment lang an diesem Samstag war es ganz still. Da schaltete der WDR im Rahmen seiner Radio-Schlusskonferenz des 33. Spieltages zu Reporter Burkhard Hupe. Und der begann seine Übertragung mit einem lauten Ruf: „Es war einmal ein stolzer, großer Verein!“
Schalke-Legende Kremers: "Das war ein schlechtes Spiel"
Ein paar Meter unter Hupe saß Erwin Kremers (71) gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Helmut auf der Tribüne. Auf Einladung des Vorstandes sahen die Schalke-Legenden das 1:4 (0:1), das 15. Spiel in Folge ohne Sieg in der Fußball-Bundesliga. „Das war ein schlechtes Spiel“, sagte Erwin Kremers, den vor allem die Atmosphäre des Geisterspiels bedrückte: „Mit Zuschauern hätte Schalke mehr Punkte.“
Die Horror-Serie geht weiter und weiter. Auf Rang elf ist Schalke abgerutscht, sogar der Fall auf Rang 15 ist noch möglich. Nur kühne Optimisten glauben daran, dass Schalke das letzte Saisonspiel in Freiburg gewinnt (Samstag, 15.30 Uhr/Sky).
Trainer David Wagner wirkt immer dünnhäutiger. Wolfsburg schoss durch Tore von Wout Weghorst (16./56.), Kevin Mbabu (59.) und Joao Victor (70.) problemlos die klare Führung heraus, Schalke gelang nur das Ehrentor durch Rabbi Matondo (77.). Wolfsburg feierte das, was Schalke gern erreicht hätte: den Einzug in die Europa League. Aber Schalke spielte über weite Strecken jämmerlich schlecht. Da lagen Fragen nah. Beispiel eins: Lassen einige Spieler die Saison ausklingen? Wagners Antwort: „Mit dieser Frage kann ich nichts anfangen.“ Beispiel zwei: Warum ist trotz der Ausfälle kein spielerisches Konzept zu erkennen? „Die Fragestellung ist falsch.“ Eine klare Antwort fand Wagner allerdings darauf: Sieht er sich noch als den richtigen Mann? „Ja, natürlich.“
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Schalke: Es bleibt bei der Job-Garantie für David Wagner
Erwin Kremers ist einer, der auf Schalke viele Trainer hat kommen und gehen sehen. „Ich traue ihm diese Aufgabe weiter zu“, sagt er über Wagner. Und er lobte auch Sportvorstand Jochen Schneider: „Ich finde ihn gut. Er argumentiert sachlich und strahlt eine vernünftige Ruhe aus.“ Auf einen Wechsel des Trainers deutet nichts hin. Schneider verweist stets auf die Job-Garantie, die er Wagner ausgesprochen hat. Auch nach dem 1:4-Debakel.
Es ist die Verletztenmisere, die Tag für Tag, Woche für Woche für den rasanten Absturz herangezogen wird – auch von Erwin Kremers: „Diese Zahl darf man nicht vergessen.“ Wagner und Schneider teilen die Saison in ihrer Analyse in zwei Teile – bis Mitte Februar und danach. Fünf absolute Stammspieler, so Wagner, seien im zweiten Teil mindestens verletzt ausgefallen. „Automatismen gibt es über Konstanz – und die haben wir seit Monaten nicht“, sagte Wagner nach dem Wolfsburg-Spiel.
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Doch ist die Analyse richtig? Fünf absolute Stammspieler fehlten Schalke erstmals beim 1:1 gegen den SC Paderborn am 9. Februar – das war bereits das dritte Spiel ohne Sieg in Folge. Für das Spiel gegen RB Leipzig (22. Februar/0:5) hatten sich aber schon zwei wieder zurückgemeldet. Und vor allem auf die Phase unmittelbar nach der Corona-Pause trifft die ewige Ausrede nicht zu. Im Derby bei Borussia Dortmund (0:4) und im Heimspiel gegen den FC Augsburg (0:3) fehlten jeweils nur drei Spieler.
Schalkes B-Elf genügt Bundesliga-Ansprüchen nicht
Die vielen Verletzungen allein sind es nicht, die Schalke stürzen ließen. Die Corona-Pause wurde nicht optimal genutzt. Trainer Wagner verriet einige taktische Schwächen, die B-Elf genügt Bundesliga-Ansprüchen nicht. Die sportlichen Unzulänglichkeiten sind vielfältig.
Das weiß auch Erwin Kremers. Er möchte wissen: „Was ist morgen? Wie schaut der Plan für die kommende Saison aus?“ Wagner und Schneider wollen kurz nach dem Freiburg-Spiel beantworten, wie Schalke wieder stolz und groß werden soll. Kremers setzt auf die Kraft der Fans: „Ich hoffe, dass sie bald wieder kommen dürfen. Emotionen spielen eine so große Rolle.“ Und für die Mannschaft gab es noch einen Trost: „Schlecht gespielt haben wir früher auch mal.“