Gelsenkirchen. Die desaströse Rekord-Serie von Schalke ist auf 15 sieglose Bundesligaspiele in Folge angewachsen. Trainer David Wagner verteidigt seine Spieler.

Als inmitten eines erneuten Schalker Trauerspiels auch noch das fröhliche Torjingle eingespielt wurde, wirkte das zumindest bizarr - wenn nicht sogar peinlich. “Tor, Tor, Tor” dröhnte es aus den Lautsprechern der Arena, doch wen juckte das zu diesem Zeitpunkt noch in dem nahezu menschenleeren Fußball-Tempel? Das Torjingle soll normalerweise der Schalker Freude Ausdruck verleihen, aber in diesem Fall begleitete es eher Scham: Denn Rabbi Matondo traf nach 70 Minuten zum 1:4 gegen den VfL Wolfsburg - Schalke hatte zuvor bereits mit 0:4 zurück gelegen. Der nächste Akt im unrühmlichen königsblauen Schauspiel, wie man eine Saison besser nicht zu Ende bringen sollte. Von einem Ehrentreffer zu reden, wäre nach dem Tor von Angreifer Matondo zu viel der Ehre gewesen…

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Während Schalke zum Ende dieser Saison, die aufgrund ihrer Umstände in die Geschichte eingeht, nur noch ein Bild des Jammers abgibt, machte der VfL Wolfsburg mit dem mühelosen 4:1-Sieg die Teilnahme an der Europa League perfekt. “Ich bin richtig zufrieden, wie die Mannschaft aufgetreten ist”, sagte Trainer Oliver Glasner nach den Toren von Wout Weghorst (16., 56.), Kevin Mbabu (59.) und Joao Victor (69.). Er fügte an: “Wir haben uns für Europa qualifiziert wegen unserer geschlossenen Mannschaftsleistung in dieser Saison.” Schalke wollte dieses Ziel bis vor wenigen Wochen auch noch erreichen - mittlerweile ist die Mannschaft, die auch personell auseinandergebrochen ist, aber nicht mal mehr über 90 Minuten konkurrenzfähig.

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Änderungen von Schalke-Trainer Wagner bewirken nichts

Trainer David Wagner hatte gegenüber dem 1:2 am Mittwoch in Frankfurt vier neue Spieler ins Team genommen: Es kamen Daniel Caligiuri, Rabbi Matondo, Michael Gregoritsch und der 19 Jahre junge Startelf-Debütant Levent Mercan. Gebracht hat’s nichts: Schalke hatte die erste Torchance erst in der 44. Minute - das Team agierte wieder mutlos und konnte auch nicht den Eindruck vermitteln, wenigstens kämpferisch alles in die Waagschale zu werfen. “Wir haben nicht gut ins Spiel gefunden”, konstatierte Wagner. Erst nach der Pause hatte Schalke ein paar ordentliche Minuten und eine Chance zum Ausgleich durch Caligiuri (55.), doch diese Phase beendete Wolfsburg mit drei Toren binnen 13 Minuten. Dies, so Wagner, sage genug aus über die “Kräfteverhältnisse und die Qualität von Wolfsburg.”

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Schalke dagegen spielt derzeit wie eine Mannschaft, die in der Bundesliga eigentlich nichts zu suchen hat - der Hinweis auf die zahlreichen verletzt fehlenden Stammspieler gehört an dieser Stelle aber dazu.

Schalke holt nach der Corona-Pause nur zwei Punkte

Doch alles lässt sich damit auch nicht erklären - schließlich waren beim Re-Start nach der Corona-Pause nur Mascarell und Stambouli verletzt, und dennoch gab’s ein 0:4 im Derby - seitdem nimmt die Talfahrt dramatische Ausmaße an. In den acht Spielen seit dem Re-Start holte Schalke ganze zwei (!) von 24 möglichen Punkten - insgesamt ist die Rekord-Serie auf 15 sieglose Bundesligaspiele in Folge angewachsen. So schlecht war Schalke in der Bundesliga noch nie. Es drängt sich der Eindruck auf, dass einige Spieler die Saison nur noch austrudeln lassen.

Schalke-Torwart Alexander Nübel patzte beim vierten Gegentor.
Schalke-Torwart Alexander Nübel patzte beim vierten Gegentor. © firo

David Wagner aber nimmt die dezimierte Mannschaft mit den vielen jungen Spielern in Schutz, er sagt, es gebe zwar wenig spielerische Linie, “aber die Jungs versuchen es, guten Fußball zu spielen.” Die hängenden Köpfe und den nicht mehr zu erkennenden Behauptungswillen führt er auf die schier unendliche Serie von Negativ-Erlebnissen zurück: “Ich bin nicht der Meinung, dass die Jungs es ausklingen lassen, aber es gibt sicher einige, die mit der Situation mental nicht so gut zurechtkommen wie andere.”

So oder so: Für Schalke wird es Zeit, dass diese Saison vorbei ist - man mag sich gar nicht ausmalen, was nach einem solchen Spiel gegen Wolfsburg in der Arena los gewesen wäre, wenn diese Darbietung vor emotionalen Fans stattgefunden hätte. Ein Spiel beim SC Freiburg steht am nächsten Samstag noch an - Wagner sagt unverdrossen: “Es geht für uns darum, da zu versuchen, dieses letzte Spiel in Freiburg siegreich zu gestalten.” Aber danach, betont er, “können wir froh sein, dass die Saison vorbei ist.”