Gelsenkirchen. Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider lässt Trainer David Wagner arbeiten, verlangt aber eine Wende. Schalke müsse raus aus der “Opferrolle“.

Bei den Aufräumarbeiten des Schalker Desasters hat Trainer David Wagner vor versammelter Mannschaft auch etwas kritisiert, das die Geisterspiele unerbittlich ans Licht bringen: Manche auf Schalke zeigen nicht einmal richtig, dass sie überhaupt gewinnen wollen. Am Pfingstmontag gebrauchte Sportvorstand Jochen Schneider für Schalke im Gespräch mit dieser Zeitung den Begriff „Opferrolle“ und nannte ein Beispiel, das für ihn kennzeichnend war für die 0:1-Heimpleite zuvor gegen den Tabellenvorletzten Werder Bremen.

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Während die Bremer Ersatzspieler bei den Angriffen ihrer Kollegen gegen die Werbebande trommelten und somit für akustische Unterstützung sorgten, plätscherte das Schalker Spiel nur ton- und trostlos vor sich hin. Schneider vermisst auf Schalke auch „das Leben von der Bank aus“ und verlangt mit Blick auf das nächste Spiel am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) bei Union Berlin: „Wir müssen auch mal verkörpern, dass wir etwas holen wollen. Da muss bei uns mehr kommen, das hat David auch angesprochen.“

Schalke ist derzeit das schlechteste Team

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Das ganze Wochenende über waren die Schalker mit dem beschäftigt, was die dritte Niederlage binnen einer Woche gegen einen Abstiegskandidaten angerichtet hatte. Die traurige Trilogie gegen Augsburg (0:3), Düsseldorf (1:2) und Bremen (0:1) zeigt deutlich: Schalke ist nicht nur das einzige Team, das seit dem Wiederbeginn der Liga alle vier Spiele verloren hat (beginnend mit dem 0:4 in Dortmund), sondern in der derzeitigen Verfassung auch das schlechteste. Nur dank der starken Hinrunde steckt Schalke mit seinen 37 Punkten nicht akut im Abstiegskampf – theoretisch ist der Klassenerhalt allerdings noch nicht gesichert. Diese Gefahr ignoriert auch Schneider nicht: „Man muss die Augen offen halten.“ Vergleiche mit dem Vorjahr will er nicht ziehen, aber er verlangt deutlich: „Wir sind angehalten, andere Leistungen zu bringen, und zwar per sofort – wir können uns nicht weiter so in einer Opferrolle präsentieren.“

Das umzusetzen, ist die Aufgabe von David Wagner, der gegen Bremen erneut in der ersten Halbzeit einen extrem defensiven Ansatz wählte und sich damit wenig Freunde machte: Er glaubt, dass nur diese Spielvariante dem angeschlagenen Team wieder zu Stabilität verhilft. Allerdings zeigte die Mannschaft in der zweiten Halbzeit, als sie offensiver eingestellt war, die deutlich bessere Leistung. Auch wenn das niemanden besänftigen konnte – Vereinschef Clemens Tönnies verließ geradezu aufgebracht die Arena.

Ewig hilft auch keine Job-Garantie

Klar ist: Mit diesen Leistungen kann Schalke auch eine Trainer-Diskussion nicht verhindern, obwohl Schneider seinem Coach vor knapp einer Woche nach dem Düsseldorf-Spiel eine Job-Garantie ausgestellt und gesagt hatte, man werde gemeinsam in der neuen Saison wieder den „roten Faden“ aufnehmen. Wagner war dieser Zusicherung ohnehin ohne große Gefühlsregung entgegengetreten: „Am Ende geht es trotzdem darum, diese Saison so zu Ende zu spielen, dass wir noch ein paar Punkte mitnehmen.“ Er weiß selbst, dass er mit Schalke nicht ewig weiter verlieren darf – sonst hilft ihm keine Job-Garantie der Welt.

Noch aber ist der Zeitpunkt nicht gekommen, an dem das Bündnis Schalke/Wagner ernsthaft auf der Probe steht. Schneiders Haltung zum Trainer ist unverändert: „Es geht um Leistungen und Aussicht auf Erfolg – wir müssen so arbeiten, dass wir wieder Aussicht auf Erfolg haben, und diese Arbeit sehe ich bei ihm.“ Schneider hat seine Analyse der Saison für sich sogar schon weitgehend abgeschlossen: „Wir werden einige notwendige Entscheidungen treffen müssen.“ Die Konsequenzen will er aber erst in einigen Wochen präsentieren: „Jetzt müssen wir erst einmal Ergebnisse erzielen und die Saison noch einigermaßen vernünftig beenden – soweit das überhaupt noch möglich ist.“