Essen. Bei der DFL-Versammlung diskutieren die Klubs über Folgen der Corona-Krise. Die Furcht der Vereine ist groß. Schalke: Es geht um die Existenz.
Um die Dimension der Lage zu verstehen, reicht eine Nachricht des FC Schalke 04, die der Klub am späten Montagnachmittag über die Sozialen Medien verbreitete. „Es geht um die Existenz des FC Schalke 04“, wurde Marketingvorstand Alexander Jobst darin zitiert. Der stolze Bundesligaverein mit über 150.000 Mitgliedern gerät durch die Coronavirus-Pandemie in Schieflage. Schalke ist wie der gesamte Profi-Fußball in Deutschland bedroht.
BVB-Boss Watzke geht als einer der ersten
Das war den Vertretern der 36 Vereine aus der ersten und zweiten Bundesliga anzusehen, als sie schon ein paar Stunden vor der Schalke-Nachricht das Frankfurt Sheraton Airport Hotel verließen. Nach einer Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga (DFL), die es in dieser Dramatik noch nicht gegeben hatte.
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Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke ging als einer der ersten. Es folgten Schalke-Sportvorstand Jochen Schneider und Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl. Öffentlich äußern wollte sich niemand. Die Kommunikation übernahm stattdessen DFL-Geschäftsführer Christian Seifert, mit ernster Miene saß er bei der Pressekonferenz und wählte Worte, die im mit Milliarden vollgepumpten Profifußball selten gewählt wurden. „Es geht ums Überleben“, sagte Seifert.
Verlegung der Europameisterschaft entscheidend
Der Spielbetrieb der ersten und zweiten Liga ruht vorerst bis zum 2. April. Wann der Ball allerdings wirklich wieder rolle, wisse niemand, räumte Seifert ein. „Es ist noch viel zu früh, um darüber zu spekulieren, ob am 19. April oder am 26. April oder im Mai oder im Juni gespielt werden kann.“ Zwei Sachen aber seien klar. Erstens sei eine Verlegung der für den Sommer geplanten Europameisterschaft entscheidend. Heute um 10 Uhr debattieren alle Mitgliedsverbände der Uefa darüber in einer Telefonkonferenz. Und zweitens könne die Saison nur mit Geisterspielen fortgesetzt werden.
Gegen Partien ohne Zuschauer hatte sich zuvor noch die Fangemeinschaft „Unsere Kurve“ ausgesprochen. Seifert aber warb um Verständnis: „Niemand liebt Spiele vor leeren Rängen. Sie sind für viele Vereine aber die einzige Möglichkeit zum Überleben. Deshalb bitte ich um Nachsicht bei den Fans, dass wir darüber nachdenken müssen.“ Ähnlich äußerte sich Alexander Jobst in der Schalke-Mitteilung, denn: „Es muss in allererster Linie unser Bestreben sein, die noch ausstehenden Spiele überhaupt austragen und die Saison zu Ende führen zu können.“
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Die Bundesliga könnte bei einem Abbruch über 700 Millionen Euro verlieren. TV-Einnahmen würden verpuffen. Sponsorengelder würden nicht überwiesen werden. Zuschauer-Einnahmen würden fehlen. Einen Versicherungsschutz, der bei einer Pandemie greift, haben die Klubs nicht. Nun sollen alle DFL-Mitglieder dem Ligaverband mitteilen, wie lange sie ohne stattfindende Spiele überleben könnten.
„Es steht mehr auf dem Spiel als nur ein paar Fußballspiele. Es geht auch um 56.000 Arbeitsstellen. Dazu kommen 10.000 weitere Jobs in angrenzenden Bereichen“, sagte Seifert. Die Vereine bestünden nicht nur aus den gut bezahlten Profis. Helfen könne aber vielleicht, so Seifert, wenn diese auf einen Teil ihres Gehalts verzichten würden. Nach den Informationen dieser Redaktion überlegt der BVB, sich mit seinen Spielern zusammenzusetzen.
Arminia Bielefeld will protestieren
Ob die bislang eingesammelten Punkte gewertet werden, wenn die Spielzeit auch mit Geisterspielen nicht fortgeführt werden kann, steht noch nicht fest. Wenn nicht, kündigte Arminia Bielefeld (als Tabellenführer der 2. Liga auf Aufstiegskurs) im Kicker jedenfalls schon mal an, auf „die Barrikaden zu gehen“.
Ende März wollen die Klubs weiter debattieren.