Geisterspiele sollen die Saison der Bundesliga und der 2. Liga retten. Sonst droht der Kollaps – sogar Vereinen wie Schalke 04. Ein Kommentar.
Der deutsche Profifußball gab in der vergangenen Woche kein gutes Bild ab. Die gesamte Gesellschaft musste sich kurzfristig auf Veränderungen einstellen, doch die Unterhaltungsindustrie namens Bundesliga versuchte zu retten, was nicht mehr zu retten war. Erst am Freitagnachmittag, nachdem Ansagen aus der Politik, Empfehlungen von Gesundheits-Experten sowie Kritik in den Medien den Druck erhöht hatten, wurde der für das Wochenende geplante Geisterspieltag abgesagt.
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Der Fußball in einer Blase, während andere längst enorme Opfer bringen? „Ich wäre als Außenstehender wahrscheinlich zur selben Meinung gekommen“, sagte Christian Seifert, der Chef der Deutschen Fußball-Liga, am Montag. „Die Kritik nehme ich an, ich verstehe die Leute.“ Er erklärte, wie schnell sich die Nachrichtenlage veränderte, und wie schwierig es war, flexibel darauf zu reagieren. Und er war souverän genug zuzugeben, dass diese Situation gerade alle überfordert: „Wir ringen nach der besten Lösung, die gibt es aber noch nicht.“ Denn dies ist eine Zeit, in der auch für Entscheidungsträger, und das nun wirklich nicht nur im Sport, alles neu ist.
Es geht um insgesamt 56.000 Arbeitsplätze
Christian Seifert hat versucht, den Eindruck vom raffgierigen Profisport zu korrigieren, und es ist ihm in weiten Teilen gelungen. Was er sagte, war nachvollziehbar. Entweder, die Saison wird mit Spielen ohne Zuschauer noch zu Ende gebracht, oder „es wird keine 20 Profiklubs mehr geben“.
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Glaubhaft versicherte Seifert, der bei seinen Ausführungen mehrmals schlucken musste, dass die Liga vor allem um ihre insgesamt 56.000 Arbeitsplätze kämpfe. Das ballbewegende, großverdienende Personal steht diesmal nicht allein im Blickpunkt.
Nur noch die ganz Großen würden bleiben
Der Fußball darf sich jetzt nicht so groß machen, das sagt sich so leicht. Natürlich ist er bei aller Begeisterung und Faszination nur eine Nebensache, das wird uns gerade besonders verdeutlicht. Aber die Vorstellung, dass nur noch die ganz Großen weiterhin existieren könnten und sogar ein Verein wie der FC Schalke 04 von der Bildfläche verschwinden würde, ist schon schauderhaft. Auch wenn es sich nur um Sport handelt.