Gelsenkirchen. Schalke 04 trifft auf Hopp-Klub 1899 Hoffenheim. Ein Ultra-Bündnis warnt den DFB - der selbst rudert zurück. Und wie reagieren die S04-Ultras?
Eine Woche ist es her, dass ein 13-minütiges Ballgeschiebe Bundesliga-Geschichte schrieb. Nur symbolisch spielten die Profis der TSG Hoffenheim und des FC Bayern München weiter, nachdem Bayern-Fans Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp beleidigt und bedroht hatten. An diesem Samstag nun sind die Hoffenheimer im Ruhrgebiet zu Gast – sie treten beim FC Schalke 04 an (15.30 Uhr/Sky).
Nachdem alle Argumente sowie Vorwürfe ausgetauscht schienen und es anscheinend eine Annäherung gegeben hatte, sorgte am Freitagmorgen ein Schreiben der „Fanszenen Deutschland“ für Aufsehen. Etliche Ultra-Gruppen sind dort organisiert – und eine Beruhigung kündigen sie nicht an. „Wir sind nicht gutgläubig und waren es auch nie. Wir Fans werden die Praxis vom letzten Spieltag nicht einfach so hinnehmen und im Zweifel weiter Unterbrechungen und auch Abbrüche in Kauf nehmen“, heißt es in dem Schreiben.
Eine harte Drohung.
Ultra-Bündnis hält an Kritik fest
An ihren Forderungen halten die Unterzeichner fest. Sie wollen die „Abschaffung der Kollektivstrafen“ und die „Verteidigung der Fankultur“. Im konkreten Fall kritisiert das Bündnis, dass die Fans von Borussia Dortmund wegen der Hopp-Proteste bis 2022 nicht zum Auswärtsspiel nach Sinsheim reisen dürfen.
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Auch der DFB äußerte sich am Freitag nach einem Treffen mit der „AG Fankulturen“ und präzisierte, wann der Drei-Stufen-Plan, an dessen Anfang eine Durchsage und am Ende ein Spielabbruch steht, künftig greift. Nicht mehr jede Beleidigung führt automatisch zu einer Unterbrechung. „Kritik ist weiter zulässig. Selbst wenn sie beleidigend oder grob unsportlich sein sollte, kann das Spiel weiterlaufen. Die Meinungsfreiheit, zu der selbstverständlich auch Protest gehört, steht nicht zur Disposition“, heißt es in einer Mitteilung des DFB. Es würde nur ein sportgerichtliches Verfahren eingeleitet. Der Drei-Stufen-Plan greift bei Diskriminierungen oder personifizierten Gewaltandrohungen – wie zum Beispiel Hopp im Fadenkreuz, wie es vor einer Woche der Fall war.
Doch was heißt das für das Spiel in Gelsenkirchen? Sind Unterbrechungen, ist gar ein Abbruch wahrscheinlich? Nicht unbedingt. Denn die Ultras Gelsenkirchen (UGE) sind nicht am Bündnis „Fanszenen Deutschland“ beteiligt. Mit konstant lauten Protesten gegen Hopp waren sie seit dem Hoffenheimer Aufstieg in die Bundesliga im Mai 2008 nicht aufgefallen.
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Bereits im August 2017 hatten sich die UGE einem bundesweiten Protest verweigert. Sie forderten ein „klares Konzept, welches von A bis Z jeden Stadiongänger zu packen versucht, um die jeweiligen Kritikpunkte mit einer breiten Basis im Rücken verändern zu können“. Ein Selbstverständnis, das sie bis heute nicht geändert haben. Und mit Spielabbrüchen ist nicht jeder Stadiongänger von A bis Z zu packen. Der umstrittene Aufsichtsratschef Clemens Tönnies fühlt sich gar von Schalkes Ultras respektiert. „Sie müssen mich nicht lieben, tun sie auch nicht. Aber ich habe das Gefühl, dass sie akzeptieren, was ich mache, weil ich nie etwas gegen Schalke machen würde“, sagte Tönnies kürzlich der ARD.
Schalke: Dietmar Hopp kommt nicht
Die harte Tonart beherrschen aber auch Schalkes Ultras. Auch sie positionieren sich stark gegen Kollektivstrafen und den DFB, auch gegen den eigenen Vorstand – was erneute Plakate wahrscheinlich macht. „In Drohgebärden etwaige zukünftige Meinungsäußerungen vorab zu sanktionieren, ohne, dass es überhaupt dazu gekommen ist, wirkt befremdlich. Noch nie hat sich unser Verein so verhalten, noch nie ist er derart tendenziös und unobjektiv an Problemstellungen herangetreten“, schrieben die Ultras auf ihrer Internetseite.
Hopp kommt heute übrigens nicht. Schon seit Jahren schaut er sich keine Auswärtsspiele mehr an.