Gelsenkirchen. Für David Wagner war die Hinrunde mit Schalke „alles andere als rosarot“. Aber genau deswegen glaubt er: Das neue Jahr kann noch besser werden.
Die schlechte Nübel-Nachricht und die gute mit der Verpflichtung von Augsburgs Offensivspieler Michael Gregoritsch haben David Wagner natürlich nicht unvorbereitet getroffen: Schalkes Trainer war darauf eingestellt, dass sich auch in der Winterpause etwas tut. Unabhängig von diesen Personalien ist der 48-Jährige überzeugt: Das neue Jahr kann sogar noch besser werden, weil Schalke in der Hinrunde mit „ungewöhnlich vielen Schwierigkeiten“ zu kämpfen gehabt habe.
Die Schalke-Bestandsaufnahme:
30 Punkte und Tabellenplatz fünf – auch Wagner hatte nicht damit gerechnet, dass sich Schalke nach dem Absturz in der vergangenen Saison so schnell wieder fangen würde. Rein tabellarisch haben die Königsblauen das Comeback geschafft und sich, Stand jetzt, ihren Platz unter den Top-Klubs in Deutschland zurückerobert. Davon war vor der Saison bei den Verantwortlichen keine Rede, Schalke liegt also über Plan.
Dazu kommt: Schalke hat nicht nur gepunktet, sondern auch begeistert. „Wir sind angetreten, um einen Fußball zu spielen, der von Leidenschaft, Emotion, Intensität, positiver Aggressivität und Zusammenhalt geprägt ist. Wir wollten das Stadion und die Leute wieder mitnehmen“, erinnert der Trainer und sagt: „Ich glaube, dass das in den sechs Monaten relativ konstant und auf einem guten Niveau funktioniert hat.“
Trotzdem spricht Wagner von einer „Hinrunde, die alles andere als rosarot war“ – ein Widerspruch?
Die Schalke-Probleme:
Was Wagner vor allem meint, sind die vielen Verletzungen – aber nicht nur die. Er bezieht sich auch auf die nach der vergangenen Saison schleppende Sommer-Vorbereitung. Auf die lang andauernden Spekulationen um die Zukunft Alexander Nübel, den er zum Kapitän ernannte. Auf die Debatte um die zunächst fehlenden Stürmertore. Und sicher auch auf die Auswirkungen der Affäre Tönnies unmittelbar vor dem ersten Pflichtspiel im DFB-Pokal. „Es war nicht ruhig und nicht ohne Schwierigkeiten“, so das Empfinden von Wagner: „Aber ich will nicht jammern, ganz im Gegenteil. Das bringt unser Job mit sich. Wenn ich gefragt werde, was machst du eigentlich den ganzen Tag, dann sage ich immer: Probleme lösen. Da gab es in diesem halben Jahr reichlich.“
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Die Verletzungsproblematik stellte sich allerdings erst in der zweiten Hälfte der Hinrunde ein – beginnend mit dem Fußbruch von Benjamin Stambouli (am 9. Spieltag gegen Dortmund) und der Knieverletzung von Salif Sané (am 10. Spieltag in Augsburg). Wagner rechnet: „Nach Oktober hatten wir acht Bundesligaspiele, das ist die Hälfte der Vorrunde, die wir ohne diese zwei Innenverteidiger gespielt haben. Und von diesen acht Spielen konnten genau zweimal Ozan (Kabak) und Matija (Nastasic) zusammenspielen.“ In den anderen sechs Spielen musste gewaltig improvisiert werden. „Wir hatten wahnsinnig viele Probleme und mussten entsprechend viele Lösungen finden – nicht nur auf dem Feld, sondern auch abseits. Wie wir das als Gruppe, als Mannschaft und als Verein gelöst haben, finde ich großartig“, so der Coach.
Die Schalke-Prognose:
Wagner ist überzeugt, dass seine Mannschaft noch zu weiteren Schritten befähigt ist. Er sagt: „Das einzige, was ich mir wünsche, ist eine Rückrunde mit ein bisschen weniger Schwierigkeiten. Ich glaube, das würde dazu führen, dass wir uns konstanter, stabiler und harmonischer weiterentwickeln können.“
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Vor der Saison, so zumindest damals die offizielle Verlautbarung, wollte Schalke eine sorgenfreie Saison und nicht wieder in den Abstiegskampf gezogen werden. Zur Halbzeit erklärt Wagner: „Nach 30 Punkten in 17 Spielen können wir jetzt sagen: Mit der Problematik, die wir letztes Jahr hatten, brauchen wir uns nicht mehr zu beschäftigen.“
Wie weit er nach oben blickt, lässt der frühere Eurofighter allerdings offen. „Ich werde einen Teufel tun und uns selber irgendein Limit setzen“, erklärt er und schiebt nach: „Ich glaube, diese Vorrunde hat uns allen Hunger auf mehr gemacht.“
Die Möglichkeiten, noch mehr zu punkten, sieht Schalke-Trainer Wagner im Detail: „Ich habe das Gefühl, dass wir noch wahnsinnig viel Raum haben. Es war nicht immer konstant. Es gab Halbzeiten oder Endphasen von Spielen, die nicht funktioniert haben. Da ist auf jeden Fall noch viel Luft.“