Bremen/Gelsenkirchen. Mitten im Abstiegskampf muss Schalke 04 ein Europapokal-Spiel bestreiten - es geht zu Manchester City. Wir haben mit Olaf Thon gesprochen.
Am Samstag war Schalkes Ehrenspielführer Olaf Thon im Sauerland zu Gast. Die Mission seines Besuchs beim Fanklub „Königsblau Brilon“: beruhigen, optimistisch sein. „Man muss einen kühlen Kopf bewahren, ehrlich sein und die Situation klar benennen: Es ist Abstiegskampf“, sagt Thon im Gespräch mit dieser Redaktion. Und genau hier liegt der Zwiespalt: In der Fußball-Bundesliga trennen Schalke nach dem 2:4 in Bremen weiter nur vier Punkte vom Relegationsplatz. Und doch geht es jetzt erst einmal um etwas ganz anderes – um das Rückspiel im Champions-League-Achtelfinale bei Manchester City (Dienstag, 21 Uhr/Sky).
Schalke-Trainer Tedesco bleiben noch zwei Spiele
Wenn die Spieler der Königsblauen am Montagmittag auf dem Flughafen Münster/Osnabrück in den Flieger Richtung Manchester steigen, wechselt die Gefühlslage für kurze Zeit von Abstiegsangst auf Europa-Lust. Doch ist das wirklich so einfach? Nicht für Jochen Schneider, der sein erstes und wenigstens für eine Saison wohl auch letztes internationales Spiel als Schalke-Sportchef erlebt. „Die Champions League ist ein wichtiger Wettbewerb – aber wir brauchen nicht darüber zu reden, dass die Bundesliga eine viel größere Bedeutung hat“, sagt er.
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Und Trainer Domenico Tedesco grübelt ebenfalls: Er bekommt noch zwei Spiele, um seinen Trainerjob zu retten – in Manchester und am kommenden Samstag gegen RB Leipzig (15.30 Uhr/Sky). Doch welche Elf soll er in Manchester aufstellen, wenn das Spiel gegen Leipzig doch entscheidender ist? Soll er im Europapokal Spieler schonen, da der 2:3-Rückstand aus dem Hinspiel kaum aufzuholen ist?
Auch Olaf Thon ist gespannt. „Ich wünsche mir, dass wir das Spiel mit 110 Prozent angehen, um dann mit einem ordentlichen Ergebnis in das Spiel gegen Leipzig zu gehen. Man hat auch in der Champions League eine Verpflichtung den Fans und sich selbst gegenüber“, sagt der 52-Jährige. Fest steht bisher nur, dass Kapitän Ralf Fährmann für Alexander Nübel ins Tor zurückkehrt – das hatte Domenico Tedesco bereits nach dem Hinspiel angekündigt. Doch bei den Feldspielern wird es knifflig.
Da wäre zum Beispiel das Trio, auf das Tedesco in Bremen freiwillig verzichtet hatte. Amine Harit, Mark Uth und Hamza Mendyl fehlten laut Tedesco vorerst nur einmal – gegen Pep Guardiolas Weltklasse-Auswahl könnten sie wieder zum 18-Mann-Aufgebot gehören. Alternativen benötigt der Trainer, denn Rechtsverteidiger Daniel Caligiuri (Riss der Syndesmose) fällt vier bis sechs Wochen aus – ausgerechnet Caligiuri, einer der wenigen zuverlässigen Schalker in dieser Saison.
Eine weitere schwierige Frage für Tedesco: Soll Breel Embolo spielen? Der Stürmer, der bei seinem ersten Startelf-Einsatz nach dreieinhalb Monaten Verletzungspause in Bremen beide Tore schoss, ist Schalkes derzeit größte Hoffnung im Abstiegskampf. „Wenn wir aus Bremen etwas Positives mitnehmen, dann die zwei Tore von Breel“, sagte Tedesco. Doch nimmt er Embolo die Chance, auf der großen internationalen Bühne im Etihad Stadium gegen ManCity aufzulaufen?
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Dass Tedesco überhaupt bleiben darf, hatte Jochen Schneider noch Freitagnacht in Bremen verkündet. Eine Trendwende in der Leistung habe er 51 Minuten lang gesehen. Doch nun müssen Ergebnisse folgen. Gibt es aber zwei weitere Niederlagen, wird Tedesco wohl seinen Job verlieren. Ein Vorgehen, das Thon unterstützt: „Den Trainer in dieser Situation zu entlassen, wäre ein großer Fehler. Ein neuer Vorstand muss sich erst einmal ein Bild machen, ob der Trainer die Mannschaft noch im Griff hat. Schneider muss die beiden Spiele abwarten und dann entscheiden.“
Wie hart Abstiegskampf ist, weiß Thon sehr gut. 1988 stand er bei Schalkes bisher letztem Abstieg im Kader: „Es ist schwer, in dieser Situation Leistung abzurufen. Abstiegskampf ist oft nicht zu erklären.“
Schalke-Legende Thon hofft auf ein Fußball-Wunder
Doch diese Gedanken versucht Schalke für zwei Tage an die Seite zu schieben. Gibt es überhaupt Hoffnung, den knappen Rückstand noch zu drehen? Schalke muss auf jeden Fall gewinnen – dabei hat City in der Premier League 15 von 16 Heimspielen für sich entschieden. Thon, Kapitän der „Eurofighter“, die 1997 den Uefa-Pokal holten, glaubt daran, wie er dieser Redaktion verrät: „Ich denke, dass wir eine Minimalchance haben. Ajax Amsterdam hat bei Real Madrid ja auch ein Wunder vollbracht.“ Thon ist eben nicht nur optimistisch, wenn er mit Fanklubs spricht