Gelsenkirchen. “Ich bin kein Freund von Lippenbekenntnissen“, sagte Schalkes neuer Sportchef Jochen Schneider am Dienstag über Trainer Domenico Tedesco.
Bei der offiziellen Vorstellung des neuen Schalker Sportvorstands Jochen Schneider, der den Posten des zurückgetretenen Christian Heidel übernimmt, gab es zumindest kurzfristig Rückendeckung für Trainer Domenico Tedesco. Sowohl Aufsichtsratschef Clemens Tönnies als auch Schneider geizten nicht mit Komplimenten für den Schalker Fußball-Lehrer.
Auch interessant
„Ich habe in meiner langen Zeit auf Schalke noch nie so einen akribischen Arbeiter gesehen”, sagte Tönnies, der seine Ausführungen noch ausschmückte: „Ich finde ihn als Mensch überragend. Deswegen haben wir diese enge Beziehung. Hier muss man schon genau wissen, in welchen Strömungen man sich gerade befindet. Ich konnte ihm viele gute Ratschläge geben. Alles, was den Sport betrifft, muss Domenico wissen. Da rede ich ihm nicht rein.“ Einmal in Fahrt, schob Tönnies nach: „Domenico ist loyal, er steht für seine Aufgabe, die man einem 33-Jährigen angesichts dieses Riesenvereins, den wir hier haben, kaum zutraut. Deswegen müssen wir auch ordentlich mit ihm umgehen.”
Tedesco sitzt am Freitag auf der Schalke-Bank
Der ordentliche Umgang sieht zunächst einmal so aus: Tedesco sitzt trotz des desaströsen Auftritts, den Schalke bei der bösen 0:3-Klatsche in Mainz und bei der Zweikampfverweigerung im Heimspiel gegen Aufsteiger Fortuna Düsseldorf (0:4) zeigte, beim kommenden Auswärtsspiel in Bremen (Freitag, 20.30 Uhr) auf der Bank.
Ob Tedesco allerdings auch mittelfristig der Trainer ist, auf den die Königsblauen auf ihrem Zukunftsweg setzen wollen, ist stark ergebnisabhängig. „Ich bin kein Freund von Lippenbekenntnissen. Ich werde auch nicht sagen, wir ziehen das bis Vertragsende durch”, sagt Jochen Schneider. Ein klares Bekenntnis hört sich anders an. Hier riecht es stark nach Teilzeit-Treue, was für Tedesco bedeutet: Zeit, dass sich was dreht!
Auch interessant
Eine weitere Vorführung, wie sie dem entzauberten Vizemeister gegen Düsseldorf passiert ist, wäre definitiv das Ende für den DeutschItaliener. Schneider bezieht in diesem Punkt deutlich Stellung. „Wir können so nicht weitermachen und Spiele wie gegen Mainz und Fortuna Düsseldorf abliefern. Dafür ist die Lage zu prekär. Domenico sieht das genauso. Es geht nicht darum, was ist wenn...” Schneider liefert die Antwort nach: „Wichtig ist der kommende Freitag.”
Jochen Schneider hat zu Tedesco bereits eine Verbindung. „Ich kenne den Domenico, seit dem er beim VfB Stuttgart in der Jugend angefangen hat. Er ist ein wunderbarer Trainer, ich schätze ihn sehr.” Alle Sympathie ist allerdings kein Wundermittel gegen Misserfolg. Schneider sagt deswegen unmissverständlich: „Wir müssen die Trendwende herbeiführen.“
Schneider über Tedesco: „Domenico ist zielorientiert“
Zwar bezeichnet er sich selbst als „großen Freund von Kontinuität“, doch selbst die stößt an Grenzen, wenn es um das große Ganze geht. Bei Schalke stehen Trainer und Personal auf dem Prüfstand. „Wir brauchen eine Mannschaft, die mitzieht”, verdeutlicht Jochen Schneider und gibt damit einen Hinweis auf die Belegschaft, die in Bremen die Kohlen aus dem Feuer holen soll. Von der Startelf, die von Fortuna Düsseldorf am Nasenring durch das eigene Stadion gezerrt wurde, dürfte an der Weser kaum noch etwas übrig bleiben.
Die Frage, wie Domenico Tedesco auf die brodelnde Gemengenlage reagiert, beantwortet der neue Sportvorstand so: „Domenico ist zielorientiert, kämpferisch, fokussiert.” Diese Positiv-Eigenschaften muss Tedesco nun schnellstens auf seine Profis übertragen. Bei einer ähnlich blutleeren Vorstellung in Bremen wird Tedesco auch das große Lob seiner Vorgesetzten nichts mehr nutzen.