Benidorm. Schalkes Fans sind immer noch sauer wegen des Abgangs von Naldo. Doch Sportvorstand Heidel verspricht ihm eine Karriere nach der Karriere.

Bei der blau-weißen Nacht, die Bundesligist Schalke 04 traditionell für seine mitgereisten Fans im Trainingslager veranstaltet, war ein Spieler allgegenwärtig, der gar nicht vor Ort war. In der nachgebildeten Kirche des Hotelkomplexes Melia Villaitana im spanischen Benidorm fiel immer wieder der Name Naldo. Der Wechsel des Vizekapitäns zum französischen Erstligisten AS Monaco hat tiefe Risse hinterlassen. Etliche Schalke-Fans sind sauer. So war es wenig verwunderlich, dass Manager Christian Heidel viele Fragen zu Naldo beantworten musste.

Schalke muss eine große Lücke füllen

Der 36-jährige Abwehrspieler, der für 1,2 Millionen Euro Ablöse zu den abstiegsbedrohten Monegassen wechselte und dort mehr Spielpraxis in Aussicht gestellt bekommt, hat auf Schalke eine große Lücke hinterlassen. Ausgerechnet der Derbyheld, eine der wichtigsten Identifikationsfiguren, ist im Winter weggebrochen.

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„Für uns war er sehr wichtig auf dem Platz und außerhalb des Platzes“, sagt Verteidiger Matija Nastasic. „Naldos Wechsel hat mich schon überrascht, zeigt aber auf der anderen Seite auch, wie schnell es im Fußball gehen kann. Wir müssen seine Entscheidung, künftig für Monaco zu spielen, respektieren.“ Auch Außenbahnspieler Daniel Caligiuri findet den Verlust des 1,98-Meter-Hünen schade: „Naldo ist ein wichtiger Bestandteil für uns gewesen. Auch, wenn er nicht gespielt hat, war er immer positiv.“ Caligiuris Rezept gegen den Frust: „Das müssen wir jetzt wegstecken. Wir dürfen uns nicht zu lange damit beschäftigen.“

Wie Schalke das Naldo-Vakuum füllt, ist noch nicht entschieden. Gesucht wird entweder ein Routinier, der sich hinter Nastasic und Salif Sané auf die Bank setzt, oder ein jüngerer Spieler mit Geduld und Perspektive. Nastasic: „Vielleicht macht der Klub etwas, aber das ist nicht mein Job.“

Die Tatsache, dass Manager Heidel Naldo die Tür zu einer Rückkehr nach Schalke mehr als einen Spalt weit öffnet, konnte die Fanwogen teilweise glätten. „Wenn er das möchte, können wir morgen darüber reden. Naldo wird immer ein Bild von Schalke sein. Das hat er sich auch verdient.“ Wenn er „noch mal was auf Schalke machen“ wolle, „sprechen wir darüber“, versichert Heidel. Den Spieler Naldo wird es im königsblauen Trikot aber nicht mehr geben.

Schalkes Klubrepräsentanten: Thon, Büskens, Max

Ein Engagement als Klubrepräsentant hält Heidel für den ehemaligen Nationalspieler durchaus für denkbar. Naldo gilt wegen seiner hohen Sympathiewerte gerade in der Außendarstellung als enorm wertvoll. Alleine bei Schalkes Sommer-PR-Touren nach China zählte der Verteidiger zu den begehrtesten Foto-Objekten. Vor Naldo hatte Schalke seine Eurofighter Olaf Thon, Mike Büskens und Martin Max als Klub-Botschafter ins Boot geholt. Ex-Profi Gerald Asamoah ist heute Manager der Schalker U23. Auch für Naldo sollte sich etwas finden lassen.

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Vor seinem Wechsel ins Fürstentum wurde der Deutsch-Brasilianer schon bei Schalkes Marketingvorstand Alexander Jobst vorstellig. Hintergrund: Der Abwehrroutinier schmiedete mit Jobst Pläne, an der Uni St. Gallen, mit der die Königsblauen kooperieren, Sportmanagement zu studieren. Der nächste Schritt war für Naldo auf Schalke schon geplant. Doch dann kam alles ganz anders. Der Familienvater bat Schalke überraschend um die Freigabe für den Wechsel.

Heidel sträubte sich zuerst, stimmte dann aber in dem Wissen zu, dass es mit einem unzufriedenen Naldo auf Schalke zum Knall hätte kommen können. Das wollte der 55-Jährige unter allen Umständen vermeiden. Heidel: „Ich habe zu Naldo noch gesagt: Ich weiß, dass wir dafür ohne Ende auf die Fresse bekommen, wir machen es aber für dich.“ Eine Trennung im Groll sieht der Manager nicht. „Es gibt nullkommanull Streit zwischen uns. Naldo muss uns eigentlich in die Arme fallen, dass wir dem Wechsel zugestimmt haben.“ Vielleicht holt Naldo diese Dankbarkeits-Geste nach seinem Vertragsende 2020 nach.