Gelsenkirchen. . Die dreiminütige Video-Pause nervte die Schalker beim 1:1 gegen Bayer. Goretzka: „Die Fans wollen Fußball sehen, und wir wollen Fußball spielen“.
Der Gesichtsausdruck von Leon Goretzka sagte alles: So viel Theater – und das für eine einzige Gelbe Karte.
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Mehr als drei Minuten lang war das Spiel zwischen Schalke und Bayer Leverkusen in der Schlussphase unterbrochen, als Schiedsrichter Guido Winkmann aus Kerken sich auf dem Monitor am Spielfeldrand noch einmal ansah, was sich zuvor überhaupt auf dem Platz so genau zugetragen hatte. Doch weder die Spieler noch die Zuschauer wussten in diesem Moment, wonach die gestrengen Schiedsrichter-Augen bei diesem Video-Beweis überhaupt suchten: Ging es um ein Foulspiel an Guido Burgstaller mit einem möglichen Elfmeter für Schalke? Oder ging es um die anschließende Rudelbildung? „Es wusste keiner, was Sache ist”, sagte Bastian Oczipka ratlos, und Leon Goretzka fragte sogar beim Leverkusener Kollegen Lars Bender nach: „Aber der wusste auch nicht, worum es geht.”
Schalke-Vorstand Heidel: „Es ging um einen Elfmeter“
Immer wieder der Video-Beweis. Auch beim 1:1 zwischen Schalke und Leverkusen nervte er am Freitagabend mehr, als dass er das tat, wofür er eigentlich eingeführt wurde: Nämlich gravierende Fehlentscheidungen zu verhindern. Schalkes Manager Christian Heidel erkundigte sich nach dem Abpfiff extra nochmal bei Schiedsrichter Winkmann und lieferte dann die Aufklärung: „So wie ich es verstanden habe, ging es darum, ob es einen Elfmeter gibt – nach seinem Dafürhalten reichte es aber nicht aus.” Die Gelbe Karte, die Bastian Oczipka zum Ende der Unterbrechung wegen eines Vergehens während der Rudelbildung sah, habe der Schiedsrichter „dann halt noch mit verteilt.”
Schalke beschwerte sich nicht über den ausgebliebenen Elfmeter, hinterfragte aber, ob das eine Szene war, in der der Video-Beweis überhaupt zum Einsatz kommen sollte. „Meiner Meinung nach muss der Video-Schiedsrichter einfach nur bei klaren Entscheidungen eingreifen”, argumentierte Mittelfeldmann Oczipka – nämlich dann, wenn auf den TV-Bildern klipp und klar zu erkennen ist, dass der Schiedsrichter auf dem Platz etwas nicht richtig gesehen hat. Doch in der Praxis werden auch 50:50-Entscheidungen überprüft und das Spiel wird zerstückelt – das gefällt keinem.
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„Am Anfang der Saison wurde gesagt, dass nur in spielentscheidende Situationen eingegriffen wird”, erinnerte Leon Goretzka. Und wenn dann die einzige Konsequenz aus einer mehr als dreiminütigen Pause eine Gelbe Karte ist, dann hält der Nationalspieler das nicht für besonders angemessen: „Das ist einfach nur kontraproduktiv. Die Fans wollen Fußball sehen und wir wollen Fußball spielen.” Dem Spiel gegen Leverkusen habe die Unterbrechung jedenfalls nicht gut getan: „Das ganze Stadion hat in der Phase gebebt, die Euphorie war vorher da, doch durch so eine lange Pause wird alles ein bisschen gebrochen”, ärgert sich Goretzka.
Fehlschuss in die Nordkurve
Allerdings war der Video-Beweis nicht schuld daran, dass Schalke gegen Leverkusen nur 1:1 spielte und damit nach den beiden Niederlagen zuvor gegen Bayern (0:3) und Hoffenheim (0:2) nun mit drei sieglosen Spielen in Folge in die Länderspielpause geht. Die spielentscheidende Szene war die Chance von Leon Goretzka in der 56. Minute, als er beim Stand von 1:0 den Ball freistehend hoch übers Tor schoss. „Wenn wir da das 2:0 machen, kommt Leverkusen nicht mehr zurück”, behauptete Heidel. Und über dieses verpasste Tor grämte sich Goretzka noch mehr als über alles andere. „Den muss ich reinmachen – darüber müssen wir nicht diskutieren”, sagte er: „Wenn ich nicht vor dem Tor so in Panik gerate und in die Nordkurve schieße, ist die Sache gegessen.“ Sarkastisch fügte der 22-Jährige hinzu: „Den hätte meine Oma gemacht.“
So fühlte es sich für Schalke und für Goretzka an „wie zwei verlorene Punkte” – und auch das konnte man ihm ansehen.