Gelsenkirchen/Dortmund. . Beim direkten Duell auf Schalke geht es um mehr als um Punkte. Auch in der Nationalelf sind die zwei Jungstars Goretzka und Weigl Rivalen.
- Schalkes Leon Goretzka und Dortmunds Julian Weigl sind aus ihren Vereinsteams bereits nicht mehr wegzudenken
- Beide erfahren bei ihren Klubs eine hohe Wertschätzung
- Ihr Steigerungspotenzial macht sie zu hochinteressanten Jungprofis
Joachim Löw weiß, dass er sich nicht sorgen muss. Die Generation Sommermärchen hat sich aus der deutschen Nationalmannschaft verabschiedet, doch an Top-Talenten mangelt es dem deutschen Fußball nicht. Zwei von denen, die sich dem Bundestrainer aufdrängen, treffen am Samstag im Revierderby direkt aufeinander: Der Schalker Leon Goretzka, 22, und der Dortmunder Julian Weigl, 21, sind aus ihren Vereinsteams bereits nicht mehr wegzudenken.
In Löws erlesenem Kreis müssen die beiden Mittelfeldstrategen mit Toni Kroos und Sami Khedira konkurrieren, die als weltmeisterliche Routiniers natürlich im Vorteil sind. Doch weil Ilkay Gündogan als Alternative zu den Platzhirschen erneut langfristig ausfällt, öffnet sich die Tür für die aufstrebenden Jungen. Zu letzt bevorzugte Löw im Heim-Länderspiel gegen England in Dortmund Julian Weigl, Leon Goretzka wurde zur U21 geschickt – mit der Begründung, dass er dort als Kapitän gebraucht werde. Der Herausforderer in diesem Zweikampf heißt also Goretzka, und das Revierderby bietet ihm nun die ideale Bühne.
Weinzierl schwärmt von Goretzka
Auf Schalke vermittelte der Ruhrgebietsjunge, der 2013 vom VfL Bochum kam, auch wegen verletzungsbedingter Rückschläge lange das Gefühl, dass er bei aller erkennbarer Qualität noch nicht das Leistungslimit erreicht hat. In dieser Saison aber überzeugt er konstanter als früher mit seiner Dynamik, seiner Technik, seiner Übersicht. „Leon ist ein Superspieler“, schwärmt sein Trainer Markus Weinzierl. „Er fühlt sich auf beiden Positionen im Mittelfeld wohl, wir könnten ihn zweimal gebrauchen. Er arbeitet nach vorne und nach hinten gut. Es macht viel Spaß, mit ihm zu arbeiten und ihm zuzuschauen.“
Mehr Lob geht nicht.
Auch Julian Weigl erfährt bei seinem Klub eine hohe Wertschätzung. Im Sommer 2015 holte ihn die Borussia vom TSV 1860 München, zügig schaffte der begabte Nachwuchsmann den Sprung auf die höhere Ebene. „Er ist für uns in seinen jungen Jahren schon ein absoluter Stabilisator im Spiel“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc.
Weigl ist ein anderer Spielertyp als Goretzka. Der Dortmunder glänzt nicht nur durch die strategisch kluge Berechnung seiner Pässe, sondern auch durch deren Genauigkeit: Zu bemerkenswerten 90,2 Prozent kommen sie beim Adressaten an. Was aber auffällt: Weigl spielt eher den vorletzten Pass vor dem Abschluss eines Angriffs. Das ist ihm sehr wohl bewusst, schon im vergangenen Sommer sagte er: „Ich mache viele Spielverlagerungen. Ich sollte torgefährlicher werden.“ Das Vorhaben konnte er noch nicht umsetzen: In dieser Bundesliga-Saison ist ihm weder ein Tor noch eine Torvorlage gelungen.
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Auch Leon Goretzka geht auf Schalke wahrlich nicht als Torjäger durch, Kaltschnäuzigkeit fehlt ihm noch. Im Gegensatz zu Weigl hat er aber immerhin schon viermal in dieser Spielzeit getroffen.
Weigl band sich bis 2012 an den BVB
Ausgereift sind beide noch nicht. Das Steigerungspotenzial macht sie zu hochinteressanten Jungprofis – auch für andere Klubs. Weigl hat sich bis 2021 an den BVB gebunden, Goretzkas Vertrag auf Schalke läuft 2018 aus. Ein Wechsel im Sommer könnte ihm attraktiv erscheinen, falls Schalke das internationale Geschäft verpassen sollte. „Das muss aber nicht der entscheidende Punkt sein“, meint Sportvorstand Christian Heidel. „Der Wohlfühlfaktor spielt bei ihm auch eine Rolle.“ Im Interview mit dieser Zeitung hat der gebürtige Bochumer betont: „Ich bin ein Typ, der sein gewohntes Umfeld braucht.“ Vielleicht ist ihm ja auch das Beispiel Julian Draxler eine Warnung. Der dachte, er könne sich beim Champions-League-Teilnehmer Wolfsburg besser präsentieren als beim Europa-League-Teilnehmer Schalke. Auch Leon Goretzka weiß, wie diese Geschichte endete.