Gelsenkirchen. 35 Millionen Euro Ablöse für Rafinha: „Da könnte ich mich überwinden”, sagt Schalkes Sportchef Felix Magath. Der Brasilianer ist bis 2011 gebunden. Über Leihgeschäfte will Magath gar nicht reden.
Eigentlich ist die Welt beim FC Schalke 04 ja in Ordnung. Der Sprung auf den dritten Tabellenplatz mit einer jungen und von Sportchef Felix Magath völlig umgekrempelten Mannschaft bietet eigentlich gute Perspektiven. Wenn da nur nicht die große Finanzklemme wäre, die den Raum für Zukunftsplanungen erheblich einschränkt.
Der im Vorstand für die Finanzen zuständige Peter Peters wurde zwar jetzt auf die Suche nach so etwas wie einer Millionen spendenden Wollmilchsau geschickt. Aber Felix Magath, der neue Schalker Alleinherrscher, scheint zu ahnen, dass es ein solches Fabelwesen nicht gibt. Deshalb stellt der Sportchef schon einmal vorsorglich Spieler ins Schaufenster des Transfermarktes, auch wenn das erst im Winter wieder geöffnet wird.
In erster Linie soll dann wohl Schalkes brasilianisches Sorgenkind Rafinha die Millionen in die Vereinskasse spülen, die der Traditionsverein aus dem Revier braucht, um flüssig zu bleiben. Rafinha? Ja, Rafinha, wenn man Felix Magath glauben darf, der nach dem 2:1-Auswärtssieg am Sonntag beim 1. FC Köln so richtig in Plauderlaune war.
„Den krieg' ich hin”, sagt Felix Magath über Rafinha, und dabei verteidigt er den Sonderurlaub, aus dem der Brasilianer nun endgültig am Mittwoch zurückkehren soll, als eine Aktion, deren Vorteil in der Zukunft liege. „Ich erwarte, dass er jetzt zu alter Leistungsstärke zurückfindet”, sagt Felix Magath. „Rafinha hat jetzt die Möglichkeit gehabt, seine Enttäuschung darüber, dass es im Sommer nicht mit einem Vereinswechsel geklappt hat, zu überwinden und bestimmte Dinge einmal grundsätzlich zu regeln.”
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Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Maßnahmen, erklärt Magath, Die sportlich schwache Leistung in der Vorsaison habe Rafinhas Marktwert nicht gut getan. „Wenn man sich einen Brasilianer ins Haus holt”, sagt Felix Magath, „muss man mit so etwas rechnen. Auch mit einem Beraterstab, der die Gelder so unter sich verteilt, dass man sich schwer tut, am Ende auf 100 Prozent zu kommen.” In Brasilien habe sich Rafinha jetzt von einem Teil seiner Berater getrennt, habe dafür gesorgt, dass seine Familie mit ihm nach Deutschland kommen könne. Jetzt könne er sich wieder voll auf den Fußball konzentrieren. Rafinha soll wieder das teure Schalker Juwel werden, das Begehrlichkeiten weckt.
Natürlich sagt Felix Magath das so nicht, aber wer hören will, der höre: „Meine Vorstellung ist, dass es das Beste ist, wenn er hier bleibt”, sagt Schalkes Sportchef zwar, aber er sagt auch: „Es gibt keinen besseren Rechtsverteidiger in der Bundesliga als Rafinha. Wenn er seine Leistung bringt, bleibt den Bayern nichts anderes als zu sagen, wir haben es uns anders überlegt.”
Kein Leihgeschäft
Im Sommer wollte der FC Bayern München Rafinha zumindest für großes Geld nicht haben, im Winter soll der bis 2011 an Schalke gebundene 24-Jährige wieder so gut sein, dass der Rekordmeister nicht an ihm vorbei kann. „Auch zu anderen Vereinen kann Rafinha von mir aus gehen, denn es macht keinen Sinn, Spieler zu fesseln”, sagt Felix Magath. Allerdings müssten dann schon die richtigen Summen aufgeboten werden. Über Leihgeschäfte, wie sie Atletico Madrid und Juventus Turin im Sommer versucht haben, will der Schalker erst gar nicht reden. Und wenn es nur um fünf Millionen Euro oder so gehen sollte, würde er gleich den Hörer auflegen.
Gefragt, wo denn die Schmerzgrenze im Millionenspiel sei, sagt Felix Magath: „Bei 35 Millionen könnte ich mich überwinden.” Die letzte Aussage war natürlich scherzhaft gemeint, aber sie zeigt, was Felix Magath vorhat.