Köln. Trainer Felix Magath zittert beim 2:1 mit seiner jungen Mannschaft. Podolski trifft erstmals für den FC
Wenn ein Spiel sich dem Ende entgegen neigt, wenn die Entscheidung naht, dann bricht auf der Schalker Bank die Zeit von Felix Magath an. Mal trommelt er gegen die Plexiglas-Verkleidung, mal dreht er sich verzweifelt ab. Magath wirkt dann immer wie ein Wüterich, aber eigentlich ist das gar nicht so: Er lebt und leidet mit Schalke - auch gestern Abend in Köln, als seine Mannschaft einen 2:1-Vorsprung über die Zeit brachte, den zweiten Auswärtssieg der Saison feierte und damit in der Tabelle auf Platz drei kletterte. Wenn es auch ein hartes Stück Arbeit war, wie der Trainer einräumte: „In der letzten halben Stunde habe ich gezittert.”
Schalkes Sieg in Köln war auch die starke Antwort auf die Krisenstimmung im Umfeld, die durch die angespannte finanzielle Situation entstanden ist. „Wenn es sportlich gut läuft, hat man mehr Ruhe - das wird selbst in Schalke so sein. Insofern ist es schön, dass wir den dritten Platz erobert haben”, erklärte Magath erleichtert. Das Geld ist knapp, aber sportlich liegt Schalke voll im Soll.
Blitz-Start
Schalke erwischte in beiden Halbzeiten einen wahren Blitz-Start: Jefferson Farfan erzielte nach 88 Sekunden das 0:1, und in der zweiten Halbzeit war Levan Kobiashvili noch schneller und traf nach nur 66 Sekunden zum 1:2. Für die Kölner hatte zwischenzeitlich Lukas Podolski zum 1:1 ausgeglichen (6. Minute). Es war der erste Bundesliga-Treffer des Nationalstürmers nach seiner Rückkehr vom FC Bayern, doch er brachte nichts ein: Köln bleibt mit nur einem winzigen Punkt aus fünf Spielen Tabellenletzter - trotz „Poldi”. Der Kommentar von Trainer Zvonimir Soldo dazu war aber ebenso kärglich wie die Punktausbeute: „Die Mannschaft arbeitet gut, aber sie braucht unbedingt ein Erfolgserlebnis.”
Magath hatte Schalke nach der vorangegangenen Heimpleite gegen Freiburg und den personellen Problemen (es fehlten Mineiro und Rafinha) umgestellt. So blieb Kevin Kuranyi zunächst auf der Bank, weil er in den vergangenen Tagen an einem Infekt gelitten hatte. Völlig überraschend kam dafür Gerald Asamoah in die Mannschaft, der zuvor in dieser Bundesliga-Saison noch keine einzige Minute gespielt hatte. Und das Ergebnis: Asamoah bereitete sogar das 1:0-Führungstor durch den starken Farfan mit vor. Zudem kamen auch Kenia (für Rakitic) und Pliatsikas (für Minerio) neu in die Elf.
Systemänderung
Die wichtigste Änderung betraf aber das System: Magath hatte in der Abwehr auf eine Dreierkette mit Kapitän Westermann im Zentrum umgestellt. Somit hatte er im Mittelfeld einen Mann mehr, auch wenn die Außenspieler Höwedes und Kobiashvili (bis auf sein Tor) zumeist sehr tief standen. „Nach der Leistung gegen Freiburg musste etwas passieren. Wir hatten jetzt im Mittelfeld mehr dagegen zu setzen”, urteilte der Trainer danach. Und kündigte an, dass es vermutlich beim neuen 3-4-2-1-System bleiben wird.
Vorteil der neuen Ausrichtung: Köln kam kaum zwingend ins Spiel - Schalke brannte zwar auch kein Feuerwerk ab, hatte jedoch eine nahezu optimale Chancenauswertung. Vor allem dank Farfan, der ein Tor selber schoss, das zweite vorbereitete und nach einem klaren Foul von Petit eigentlich auch noch einen Elfmeter hätte zugesprochen bekommen müssen. Kölns beste Ausgleichschance vergab Novakovic - da musste Magath noch einmal kräftig zittern.
Doch ein echter Wüterich war er auch in dieser Szene diesmal wirklich nicht. Vielmehr war er happy und lobte: „Dafür, dass wir eine so junge Mannschaft haben, haben wir das gut gemacht.”