Gelsenkirchen. . Thomas Linke kehrt mit dem FC Ingolstadt nach Schalke zurück. Als Sportdirektor bleibt er lieber im Hintergrund - so war er schon als S04-Spieler.
Am Telefon hört er sich noch genauso an wie früher: Thomas Linke wirkt entspannt, lacht viel. Es geht um Schalke und Ingolstadt, die beiden Klubs, die an diesem Samstag in der Arena aufeinandertreffen (live in unserem Ticker). Für Linke, heute Sportdirektor des FC Ingolstadt, ist es ein Wiedersehen mit der Vergangenheit: Schalkes Fans nannten den Eurofighter einst „Fußball-Gott“.
Herr Linke, Ihr früherer Kapitän Olaf Thon trommelt gerade die alten Schalker wieder in der Traditionself zusammen. Sogar Jiri Nemec spielt wieder für Schalke.
Thomas Linke (überrascht): Der Jiri? Der spielt doch mit seinen fast 50 Jahren sicher noch irgendwo in Tschechien. (lacht)
Und was ist mit Ihnen? Fangen Sie auch wieder in der Schalker Traditionself an?
Linke: Nein, ich habe schon während meiner aktiven Karriere ein Jahr zu lange gespielt. Das letzte Jahr bei Bayern II hat mir eigentlich noch Freude gemacht, aber dann kam die Anfrage von Salzburg, das einen Assistenten für den damaligen Sportdirektor gesucht hat. Das habe ich dann parallel gemacht: Ich habe bei Bayern II gespielt und war zusätzlich zwei Tage in der Woche in Salzburg. Das war ziemlich stressig, und danach habe ich für mich entschieden: Ich spiele kein Fußball mehr.
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Jetzt sind Sie seit fast vier Jahren Sportdirektor beim FC Ingolstadt. Wie kam es dazu?
Linke: Nach der Zeit in Salzburg wollte ich den nächsten Schritt machen, bin als Sportdirektor nach Leipzig gegangen, aber das hat nicht gepasst. Da habe ich nach einigen Wochen gekündigt und mir eine Auszeit vom Fußball genommen. Ich habe versucht, meinen Körper durch Laufen wieder in Form zu bringen (lacht). Und während dieser Zeit suchte Ingolstadt einen Sportdirektor, und deswegen bin ich hier.
Für einen Bundesliga-Manager hört man bemerkenswert wenig von Ihnen - es gibt kaum Interviews. Ist das Ihre Art mit den leisen Tönen?
Linke: Ich sehe mich eher als Mann im Hintergrund, für die Öffentlichkeit im Tagesgeschäft ist der Trainer zuständig. Natürlich muss man Präsenz zeigen, wenn es die Situation erfordert. Aber ein Sportdirektor, so ist zumindest meine Art, sollte die Fäden lieber im Hintergrund ziehen. Schon als Spieler wollte ich ja nicht in der ersten Reihe stehen, und als Manager mache ich das ähnlich. Und wenn es in der Mannschaft läuft, dann weißt du auch so, dass du als Manager einiges richtig gemacht hast.
Es läuft gut beim Aufsteiger…
Linke: Wir sind gut reingekommen, haben das Selbstbewusstsein nach dem Aufstieg mitgenommen. Für uns war es spannend zu sehen, ob unsere Philosophie aufgeht – wir haben die Mannschaft nach dem Aufstieg ja nicht groß verändert. Dabei hat es uns geholfen, dass wir das erste Spiel auswärts in Mainz gleich gewonnen haben. Da merkt man, dass es geht. Wir sind zumindest angekommen.
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Klingt sehr bescheiden: Ingolstadt hat auswärts erst zwei Gegentore kassiert und dreimal 1:0 gewonnen…
Linke: Das hat sich schon in der letzten Saison herauskristallisiert, dass wir auswärts ganz gut sind.
Muss sich Schalke auf einen unbequemen Gegner wie zu Saisonbeginn Mit-Aufsteiger Darmstadt einstellen?
Linke: Wir haben bei Darmstadt im letzten Jahr selbst erlebt, wie unangenehm die sind. Unsere Philosophie ist eine andere: Wir versuchen, frühzeitig den Gegner unter Druck zu setzen, um ihn gar nicht erst nahe an unser Tor herankommen zu lassen.
Ende August haben Sie mit Maurice Multhaup ein ganz junges Talent von Schalke geholt. Ist er schon soweit für die Bundesliga?
Linke: Maurice hatte Probleme an der Patellasehne, aber er ist auf dem Wege der Besserung und braucht hoffentlich nicht mehr allzu lange. Er steht genau für unseren Weg, junge Spieler mit viel Perspektive zu holen - anders geht es bei uns nicht. So haben wir es mit Danny da Costa getan, der als 18-Jähriger aus Leverkusen zu uns gekommen ist. Philipp Hofmann hatten wir aus Schalke geholt – da könnte ich zehn, zwölf Beispiele nennen. Jetzt hat Max Christiansen, der aus Rostock gekommen ist, seine ersten Spiele gemacht, und das erhoffen wir uns demnächst auch von Maurice Multhaup.
Was Thomas Linke über die Situation auf Schalke sagt
Was sagen Sie zur Entwicklung auf Schalke?
Linke: Man sieht, dass in diesem Jahr da ein anderer Fußball als in den letzten Jahren und insbesondere in der vergangenen Saison gespielt wird. Es sind viele junge Spieler dabei - das spricht auch für die gute Nachwuchsarbeit. Und die Stimmung scheint auch deutlich besser zu sein.
Bis auf das Theater um die Zukunft von Manager Horst Heldt. Ihr Urteil?
Linke: Dafür bin ich zu weit weg, um das beurteilen zu können. Das möchte ich wirklich nicht einschätzen.
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Glauben Sie, dass sich die Unruhe negativ auf die Mannschaft auswirken kann? Auch zu Ihrer Zeit war auf Schalke ja immer viel los...
Linke: Ich habe mir als Spieler in solchen Situationen immer gesagt: Du hast dich auf deine Leistung zu konzentrieren - auf sonst nichts. Und so hat das auch funktioniert.
Wäre der Job als Manager auf Schalke eigentlich auch etwas für Sie?
Linke: Die Frage stellt sich nicht, denn ich fühle mich hier in Ingolstadt einfach pudelwohl. Auf Schalke hatte ich eine schöne Zeit als Spieler, die Leute waren mit meiner Art glücklich und haben mich als Fußball-Gott verabschiedet. Aber das ist vorbei.
Haben Sie heute noch Kontakt nach Schalke?
Linke: Allzuviele aus meiner Zeit sind ja nicht mehr da. Ab und zu telefoniere ich mit Buyo (Mike Büskens, die Red.), ganz selten mit Schobi (Mathias Schober, die Red.). Sonst habe ich nur Kontakt zu Horst (Horst Heldt, die Red.), wenn wir über Spieler reden. Wie bei Maurice Multhaup.
In knapp zwei Jahren feiern die Eurofighter ihr 20-jähriges Jubiläum. Geplant ist wohl auch ein Spiel - dann spielen Sie aber mit?
Linke: Auch dann nicht. Ich habe bis jetzt jegliche Art von Spielen nach meiner aktiven Karriere abgesagt und deswegen glaube ich, dass ich auch da absagen werde. Wenn man so lange nichts getan hat, dann sollte man es nicht herausfordern: Ich bin froh, dass ich einigermaßen verletzungsfrei durchgekommen bin. (lacht)
Aber zu einer Feier der Eurofighter würden Sie kommen?
Linke: Wenn es passt, dann natürlich gerne. Die sechs Jahre auf Schalke waren schließlich eine Riesen-Zeit, die Eurofighter waren einmalig. Gerade, weil es aus dem Nichts kam.