Gelsenkirchen. . Nicht Marc Wilmots oder Markus Weinzierl, André Breitenreiter ist neuer Schalke-Trainer. Wir protokollieren die Verpflichtung.

Das Bezirksliga-Relegationsspiel zwischen dem TuS Altwarmbüchen und dem SC Hemmingen-Westerfeld wird André Breitenreiter so schnell nicht vergessen. Der damalige Trainer des SC Paderborn drückte seinem Heimatverein Altwarmbüchen die Daumen, als ihn eine SMS von Horst Heldt erreichte. Brisanter Inhalt: Schalke hat Interesse! Wir protokollieren, wie die Verpflichtung von André Breitenreiter lief - und wie Horst Heldt nach eigener Auskunft Marc Wilmots absagte.

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Vor dem 9. Juni:

Schalke-Manager Horst Heldt führt nach der Trennung von Roberto Di Matteo viele Gespräche mit potenziellen Kandidaten. Schalkes Chef-Ausbilder Norbert Elgert sagt bereits unmittelbar nach dem U19-Finale ab. Erste Anwärter sind der belgische Nationaltrainer Marc Wilmots und Augsburgs Coach Markus Weinzierl. "Eurofighter" Wilmots ist der Wunschkandidat von Aufsichtsrats-Boss Clemens Tönnies. Doch in den Gesprächen mit Heldt wird schnell klar: Die Vorstellungen liegen weit auseinander. Weinzierl kristallisiert als Wunschkandidat heraus - Schalke legt dem Trainer einen unterschriftsreifen Vertrag vor. Weinzierl informiert den FC Augsburg, zögert aber.

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Dienstag, 9. Juni:

Das Schalker Interesse an Markus Weinzierl wird am späten Abend öffentlich. Da ist das Spiel zwischen dem TuS Altwarmbüchen gegen den SC Hemmingen-Westerfeld um den Klassenerhalt in der Bezirksliga schon vorbei. Prominentester Zuschauer in Altwarmbüchen: André Breitenreiter - er drückte Altwarmbüchen und vielen Freunden in seinem Heimatverein die Daumen. Ihn erreichte während des Spiels eine SMS von Horst Heldt: Schalke bekundet Interesse. Breitenreiter rief aber nicht sofort zurück. Er wartete das Spielende ab. Altwarmbüchen gewann mit 1:0, feiert bis ins Morgengrauen. Abends rief Breitenreiter zurück - erwischte den Manager der Königsblauen aber nicht sofort. Der brachte gerade Sohn Paul ins Bett, schrieb eine Nachricht: "Rufe zurück." Am Abend telefonierte Breitenreiter mit Heldt, sie verabredeten sich für ein persönliches Gespräch am Tag darauf. Breitenreiter kann Paderborn dank einer Ausstiegsklausel verlassen.

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Mittwoch, 10. Juni:

Heldt hat - sagt er - zwei Favoriten auf dem Zettel: Weinzierl und Breitenreiter. Weinzierl berät sich abschließend mit seiner Familie und Berater Roman Grill. Am Nachmittag sagt er Schalke ab. Breitenreiter und Berater Alen Augustincic treffen sich - wie verabredet - mit dem Schalke-Vorstand, Breitenreiter informiert Paderborns Geschäftsführer Michael Born über das Interesse der Königsblauen. Breitenreiters Analyse überzeugt den S04-Vorstand. Sie verabreden ein weiteres Treffen - diesmal soll Tönnies dabei sein. Heldt telefoniert später mit dem belgischen Nationaltrainer Marc Wilmots und sagt ihm, dass er nicht länger ein Kandidat sei. So schildert es Heldt. Er betont: "Wir haben keine Scheingespräche geführt." Wilmots sieht das anders. Er behauptet noch immer: "Wenn ich gewollt hätte, wäre ich jetzt Trainer auf Schalke."

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Donnerstag, 11. Juni:

Bei einem weiteren Gespräch überzeugt Breitenreiter auch Tönnies und weitere Mitglieder des Aufsichtsrats. Dass sich der neue Mann auch bei diesem Gremium vorstellt, hält Heldt nicht für ungewöhnlich, da der Aufsichtsrat laut Satzung ohnehin jede Investition über 300.000 Euro abnicken müsse.

Freitag, 12. Juni:

Auf Mallorca einigen sich Breitenreiter und Heldt. Paderborns Präsident Wilfried Finke erfährt davon aus den Medien. Warum die Balearen-Insel? "Es war ein Kurzurlaub geplant und Gespräche mit dem SC Paderborn. Das ist nicht zustande gekommen - an der Reise haben wir festgehalten", erklärte Breitenreiter. Nach der Einigung verkünden die Schalker die Verpflichtung Breitenreiters am Vorabend auf ihrer Homepage - kurz vor dem EM-Qualifikationsspiel der Belgier in Wales. Marc Wilmots ist erzürnt. "Das ist es kein glücklicher Zeitpunkt", erklärt Heldt.

Montag, 15. Juni:

André Breitenreiter tritt seinen Dienst an. Er stellt sich auf der Geschäftsstelle vor, besichtigt das Trainingsgelände, stellt sich den Fragen bei der Pressekonferenz. Ob er eine Meisterprämie in seinem Vertrag hat, verrät er nicht.